Heimchen am Herd
Auf TikTok boomt ja allerhand reaktionärer Mist. Einer davon ist das Lebenskonzept der „Tradwife“. Eine solche „Traditionsfrau“ ist eine, die bewusst zuhause bleibt, auf Erwerbsarbeit verzichtet, ihrem Mann den Rücken freihält und seine Karriere unterstützt. Es geht so weit, dass auch der Kleidungsstil der 50er Jahre gehypt wird. Und noch schlimmer: Auch Gewalt in der Ehe wird als hinzunehmende Möglichkeit bezeichnet.
Natürlich ist es nicht verwerflich, wenn Frauen oder Männer familiäre Care-Arbeit zum Lebensinhalt machen. Aber darum geht es überhaupt nicht. Die Verherrlichung der klassischen Frauen- und Mutterrolle ist dazu gedacht, ausschließlich Frauen nicht nur an den Herd zu bannen, sondern auch aus der Öffentlichkeit zu eliminieren.
Solche Vorstellungen von der vermeintlich hierarchisch-geordneten Familienwelt treffen einen Nerv bei verunsicherten Jugendlichen. Sie sind Wasser auf die Mühlen derer, die Gleichberechtigung und Diversität ablehnen. Und um es ganz groß einzuordnen: Diese Rollenzuweisung der Frau ist Teil eines im Grunde faschistischen Menschenbildes, das weltweit im Kommen ist und von den Autokraten dieser Tage geteilt wird.
Eine ganze Reihe von Provokationen (im guten Sinn) bietet die monatliche Kolumne „Gotteskind und Satansbraten“ von Daniela Albert (https://eulemagazin.de/kolumnen/). Ihr Thema sind Kinder, Jugendliche, deren Familien und ihr Platz in der Kirche. Entstanden ist die Kolumne in der Corona-Zeit. Die Autorin ist Erziehungswissenschaftlerin, Eltern- und Familienberaterin. In der März-Ausgabe beschäftigte sich Albert mit dem Phänomen der „Tradwives“
Georg Rieger, Nürnberg