'Jeder Mensch soll in Würde sterben können'

Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen


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Die fünf evangelischen Kirchen Niedersachsens haben sich gemeinsam mit knapp 30 weiteren Institutionen, unter anderem aus Politik, Religion und Medizin, für das Recht auf würdevolles Sterben ausgesprochen.

"Wir schaffen damit heute einen Schulterschluss über alle Ebenen hinweg", sagte der Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns am Donnerstag, 29. November 2018, in Hannover. Er unterzeichnete für die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen bei einem Festakt in der Neustädter Hof- und Stadtkirche eine "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".

Das deutschlandweit geltende Dokument formuliert fünf Leitsätze, die unter anderem notwendige Versorgungsstrukturen definieren sowie Standards für Aus- und Weiterbildung beteiligter Fachkräfte festlegen. Neben den evangelischen Kirchen unterschrieben auch katholische, jüdische und muslimische Vertreter.

Sozialministerin Carola Reimann (SPD) sagte, Sterbende zu begleiten, sei eine der wichtigsten Aufgaben einer humanen Gesellschaft. "Jeder Mensch soll in Würde sterben können." Gute Sterbebegleitung erfordere jedoch stark vernetzte Versorgungsstrukturen, da es dabei sowohl auf medizinische und pflegerische als auch auf menschliche und spirituelle Komponenten ankomme. Deshalb sei die Charta sehr bedeutsam.

Der Vorsitzende des Landesstützpunktes Hospizarbeit und Palliativmedizin, Ulrich Domdey, sagte, bei der gegenseitigen Vernetzung stünden die beteiligten Akteure noch am Anfang. Es gebe Nachholbedarf in vielen Bereichen. Es mangele etwa an ausreichender Kooperation mit Ärzten. Es sei hervorragend, dass viele bedeutende Landesorganisationen diese Charta nun unterzeichneten. "Für uns ist das ein großer Tag."

Zu den Unterzeichnern der Charta gehörten die Landtagsfraktionen von SPD und FDP, die Landesverbände der Grünen und der CDU sowie Krankenkassen, Wohlfahrtsverbände und kirchliche Sozialwerke - darunter auch die Diakonie Niedersachsen. Daneben unterschrieben auch prominente Einzelpersonen wie die frühere Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne), Hannover 96-Präsident Martin Kind oder der Scorpions-Sänger Klaus Meine.

Die Hospizbewegung in Niedersachsen sei erst rund 25 Jahre aktiv, erläuterte Domdey. Anfang der 1990er Jahre seien in Hannover die ersten Hospizdienste entstanden. Inzwischen existierten niedersachsenweit mehr als 130 ambulante Hospizdienste, 28 stationäre Hospize und 40 Palliativstationen in Krankenhäusern. Rund 17.000 Ehrenamtliche leisteten im Bundesland in solchen Einrichtungen Palliativarbeit.


Quelle: Evangelisch-reformierte Kirche