Kultur des Experimentierens

EKHN: Frühjahrssynode ringt um Reformen rund um 'ekhn2030'


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Drei Tage trafen sich die 120 Synodalen in Frankfurt unter der Leitung von Präses Birgit Pfeiffer und berieten über mehr als 40 Tagesordnungspunkte. Neben aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen wie einem Bekenntnis zu queeren Menschen beherrschte ein Thema die intensiven Debatten.

Die Weiterarbeit am Reformprojekt ekhn2030 hielt in der Frühjahrstagung alle in Atem. Gerungen wurde diesmal vor allem um Konsequenzen in besonderen kirchlichen Handlungsfeldern wie etwa der Bildung, in denen 7,8 Millionen Euro eingespart werden müssen. Die gute Nachricht für den Odenwald: Die auf der Kippe stehende Trägerschaft der EKHN für die Evangelische Schule in Weiten-Gesäß ist zumindest bis 2026 vom Tisch. Kürzungen bei Beschäftigungsgesellschaften, bei der Notfallseelsorge sowie bei freien Werken und Verbänden der Jugendarbeit fielen gegenüber dem ursprünglichen Vorschlag geringer aus.

Zudem hat sich die Synode dafür ausgesprochen, kreative Pilotprojekte mit einem Millionenbetrag zu fördern. Demnach sollen insgesamt rund 3,8 Millionen Euro für das Konzept „Neues ermöglichen – Veränderung erproben. Spielräume für neue Ideen kirchlicher Praxis“ bereitgestellt werden. Damit solle in den Gemeinden eine „Kultur des Experimentierens“ gefördert werden.

An anderer Stelle blieb es aber bei schmerzhaften Einschnitten durch ekhn2030, etwa beim renommierten Bach-Chor Mainz, dessen Zuschüsse deutlich gekürzt werden. Bestätigt hat die Synode auch ihren Beschluss aus dem Jahr 2021, den Tagungsbetrieb in der Jugendbildungsstätte „Kloster Höchst“ am Ende des Jahres komplett einzustellen. Im Vorfeld hatte sich die evangelische Jugend für den Erhalt des Tagungshauses ausgesprochen und aus Eigenmitteln 2,5 Millionen Euro Untestützung ins Spiel gebracht.
Gesellschaftspolitik: Queeres Bekenntnis, Hilfe für Geflüchtete, Klimafragen

Genau zehn Jahre nach der Einführung von Trauungen für gleichgeschlechtliche Paare und fünf Jahre nach einer inzwischen weltweit nachgefragten Handreichung zum Umgang mit Trans-Personen in Gemeinden hat die hessen-nassauische Kirche queere Menschen um Verzeihung für in der Vergangenheit erlittenes Leid und Zurücksetzung  gebeten. In einem „Schuldbekenntnis“ gegenüber queeren Menschen heißt es unter anderem, dass Lesben, Schwule, Trans- und Intersexuelle auch in Gemeinden und Einrichtungen der EKHN lange Zeit Diskriminierung erfahren hätten. „Dem haben wir als Kirche nicht gewehrt. Schlimmer noch: Wir haben die Würde von Gottes Geschöpfen verletzt in Erklärungen und Verlautbarungen, welche sich einseitig auf ein nur binäres, heteronormatives und letztlich patriarchales Familienmodell bezogen.“, heißt es in der mit großer Mehrheit verabschiedeten Erklärung.

Zugleich appellierte die Synode angesichts der aktuellen Fluchtbewegungen an die politisch Verantwortlichen, besonders schutzbedürftige Flüchtlinge stärker in den Blick zu nehmen. Dazu gehörten beispielsweise asylsuchende Kinder, die aktuell etwa 30 Prozent aller Asylsuchenden in Deutschland ausmachten, Familien auf der Flucht, die Opfer des verheerenden Erdbebens in der Türkei und in Syrien sowie Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden.

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat auf der Synode das Anliegen der „Letzen Generation“, die Umwelt zu bewahren als berechtigt bezeichnet, aber zugleich die Protestformen der Aktivistinnen und Aktivisten in Frage gestellt. Die „Letzte Generation“ führe mit ihren Aktionen in aller Dringlichkeit die unausweichlichen Folgen des Klimawandels vor Augen, sagte Jung. Sie stünden damit auch in der biblischen Tradition endzeitlicher Denker wie der Propheten oder sogar Jesus selbst. Mit ihren Unheils-Ansagen wollten sie zugleich den Eintritt der Katastrophe verhindern, so Jung.

Gleichzeitig stellte Jung die Protestformen der Umweltaktivistinnen und Umweltaktivisten der „Letzten Generation“ in Frage. Ihre Aktionen stünden in der Gefahr, „dass sie zwar mediale Aufmerksamkeit wecken, aber von der eigentlichen Auseinandersetzung wegführen mit dem, was gegen den Klimawandel zu tun ist“.  Nach Ansicht Jungs ist es zugleich „unmöglich, den kirchlichen Auftrag von den gegenwärtigen Heraus-forderungen des Klimawandels zu lösen“. Wie Kirche sich den Herausforderungen stelle, sei „Teil der Glaubwürdigkeit unserer Botschaft“.


Quelle: EKHN