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''Lebensmittel sind kostbar – sie verdienen unsere Wertschätzung''
20 Prozent der deutschen Lebensmittel werden in Entwicklungsländern produziert - 11 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr landen in Deutschland auf dem Müll
„Lebensmittel sind kostbar – sie verdienen unsere Wertschätzung“
EKD. Lebensmittel sind kostbare Güter, die in Deutschland im Überfluss zur Verfügung stehen. Zur Fastenzeit haben Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner, der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Dr. Markus Dröge, sowie Dr. Prälat Karl Jüsten (Leiter des Kommissariats der Deutschen Bischöfe), Prälat Dr. Bernhard Felmberg (Bevollmächtigter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland) und die Berliner Caritas-Direktorin PD Dr. Ulrike Kostka in einer gemeinsamen Erklärung für eine höhere Wertschätzung von Lebensmitteln geworben. Beim Besuch einer Ausgabestelle der von „Berliner Tafel e.V.“ und Kirchen gemeinsam getragenen Aktion „LAIB und SEELE“ betonten die Kirchenvertreter und die Bundesministerin am Donnerstag: „Die Fastenzeit im Vorfeld des Osterfestes ist für Millionen Menschen in Deutschland Anlass zu innerer Einkehr, Besinnung und Verzicht. Wir brechen mit alltäglichen Gewohnheiten, um so ihren Wert für uns wieder neu zu entdecken. Damit ist auch eine große Chance verbunden. Der Umstand, dass Millionen von Tonnen Lebensmitteln in Deutschland jährlich ungenutzt auf dem Müll landen, macht uns betroffen und mahnt zum Umdenken. Die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit, den Umgang mit unseren Ressourcen auf den Prüfstand zu stellen.“
In einer Gesellschaft, deren Bürgerinnen und Bürger praktisch kaum noch Mangel an Lebensmitteln zu erleiden haben, sollte der Wert und die Wertschätzung unserer kostbaren Güter immer wieder ins Zentrum des Bewusstseins gerückt werden. Bei dem Treffen in der Evangelischen Kirchengemeinde St. Jacobi-Luisenstadt betonte Prälat Jüsten: „In Lebensmitteln stecken wertvolle Ressourcen: Die fruchtbare Kraft der Böden, wertvolles Wasser, Energie und der tatkräftige Einsatz vieler Menschen.“ Der Prälat erklärte, dass der respektvolle Umgang mit „Lebens“-Mitteln gleichsam einen respektvollen Umgang mit den endlichen Ressourcen unserer Welt bedeutet. „Lebensmittel verdienen unsere Wertschätzung.“
Die Fastenzeit gibt Gelegenheit, über den Umgang mit der Umwelt und den Ernährungsgrundlagen neu nachzudenken. „Von Jesus Christus können wir auch am Beginn des 21. Jahrhunderts lernen, Armut wie Reichtum von der gleichen Würde jedes Menschen her zu betrachten“, sagte Bischof Dröge. Es sei beschämend, dass es Lebensmittel-Tafeln in unserer Gesellschaft geben müsse. „Die Tafeln führen täglich vor Augen, dass es nicht nur im globalen Kontext die Gleichzeitigkeit von Überfluss und Mangel gibt, sondern auch in unserer Gesellschaft.“
Prälat Dr. Felmberg wies darauf hin, dass 20 Prozent der deutschen Lebensmittel in Entwicklungsländern produziert werden. „Doch während sich die Erzeuger allenfalls mangelhaft ernähren können, sortieren wir die Früchte ihrer Arbeit aus: Die Banane ist zu klein, die Tomate nicht rot genug. Handelsklassen, Qualitäts- und Haltbarkeitsstandards mögen in einem gewissen Rahmen sinnvoll sein, aber sie kennzeichnen ein System von Überproduktion und Verschwendung“, sagte Felmberg.
Bundesministerin Aigner betonte, die Verschwendung in reichen Industriestaaten erhöhe indirekt auch den Druck auf die Nahrungsmittelrohstoffe in Ländern der dritten Welt. „Jedes Lebensmittel, das wir achtlos wegwerfen, fehlt auf dem globalen Markt, verknappt das Angebot und führt zu weiter steigenden Preisen. Leider vergessen wir das in unserer Überflussgesellschaft manchmal. Allein in Deutschland landen nach aktuellen Berechnungen mehr als 11 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll landen – Jahr für Jahr. Diese Verschwendung können wir uns aus moralischen, ökonomischen und ökologischen Gründen nicht leisten. Es ist an der Zeit für ein Umdenken, auch über die Fastenzeit hinaus. Hier sind alle gesellschaftlichen Akteure gefordert, die mit Lebensmitteln zu tun haben – vom Erzeuger bis zum Verbraucher“, sagte Aigner.
Hier leisten auch die vielen Tafeln für bedürftige Menschen in ganz Deutschland einen wichtigen Beitrag. Die Tafeln sorgen dafür, dass zumindest der gut verwertbare Teil der Lebensmittel, die sonst in der Tonne landen würden, sinnvoll genutzt wird. Mit ihrer Aktion „LAIB und SEELE“ ist es der Berliner Tafel e. V. gelungen, ein Netz an Ausgabestellen in Kirchengemeinden zu knüpfen. Dazu gehört auch die Evangelische Kirchengemeinde St. Jacobi-Luisenstadt in Kreuzberg. „LAIB und SEELE“ ist eine Aktion der Berliner Tafel e. V., der Kirchen und des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB).
Hannover, 15. März 2012
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick
Barbara Schenck