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Mut zur Demut
Ein Gedankenimpuls zum Advent
Der anstehende Advent bietet Anlass zur Lektüre der messianischen Prophezeiungen des Alten Testamentes. Nach dem Buch Jesaja enthält das Buch Sacharja die meisten solcher Voraussagen. Sein namensgebender Verfasser Sacharja, Sohn des Berechja und Enkel des Propheten Iddo, war wahrscheinlich noch ein Kind, als die Israelit*innen 538 v. Chr. aus dem babylonischen Exil nach Jerusalem zurückkehrten und beim Anblick des Trümmerhaufens, der von ihrem Tempel und ihrer heiligen Stadt übrig geblieben war, in Tränen ausbrachen. Die Heimkehrer*innen begannen mit der Wiedererrichtung des Tempels, um den Gottesdienst wiedereinführen und das Gemeinschaftsgefühl stärken zu können, doch durch Widerstand von außen und das eigene Streben nach materiellem Wohlstand ließen ihre Bemühungen nach und der Bau wurde 16 Jahre lang unterbrochen.
Als ca. 520 v. Chr. der Prophet Haggai das Volk aufforderte, die Arbeiten fortzusetzen, trat zwei Monate später auch Sacharja in Erscheinung und begann, prophetische Worte und Visionen zu verkünden. Er trieb die Fertigstellung des Tempels voran und blickte voraus auf einen Messias, der eines Tages über Gottes Volk herrschen würde (Sach 9,9): „Juble laut, Tochter Zion, jauchze, Tochter Jerusalem, sieh, dein König kommt zu dir, gerecht und siegreich ist er, demütig und auf einem Esel reitend, auf einem Fohlen, einem Eselsfohlen.“1
Der von Sacharja den Bewohner*innen der zerstörten Stadt Jerusalem prophezeite gerechte und demütige König würde also nicht hoch zu Ross (bis heute zeugen auf den Plätzen vieler Städte Reiterstatuen vom Herrschaftsanspruch vergangener Monarchen seit Alexander dem Großen, der sich als erster so darstellen ließ), sondern – auf alle Macht verzichtend – auf einem Esel, dem Reit- und Lasttier einfacher Leute, ankommen.
Zwei Jahrtausende nach Sacharja, im Jahre 1520, rief der Zürcher Reformator Huldrych Zwingli in einem Brief an Oswald Myconius zu Demut auf: „Als Sieger zu gelten soll nicht dein Ehrgeiz sein.“ Auf einen derartigen demütigen Habitus, wie er sich im zwinglischen Imperativ sowie in der sacharjaschen Prophetie manifestiert, sollten wir uns in der anstehenden Adventszeit besinnen und in diesem Geiste das neue Jahr beginnen.
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1 Übersetzung nach der Zürcher Bibel 2007
Thomas Tews