Protuberanzen
»Das ist's nämlich, was allen jenen [untergründigen] Gewalten (...) gemeinsam ist: sie, diese merkwürdigen Protuberanzen des dem Menschen als Gottes Geschöpf verliehenen Vermögens wirken nicht für, sondern gegen den Menschen. Sie bringen ihm (...) allesamt keine Lebenshilfe: nicht die Befreiungen, Stärkungen, Erleichterungen, Vereinfachungen und Bereicherungen, die er sich von ihnen verspricht. (…) Sie stören sein Leben, und sie müssten und würden es, (…) wenn ihnen nicht Halt geboten würde, zerstören. Gerade als Entfaltungen und Bewährungen seiner Freiheit, als Gestaltungen seiner inneren und äußeren Lebenskraft und Lebenslust, als mächtige Erfüllungen, Erweiterungen und Vertiefungen seines geschöpflichen Daseins stellen sie sich ihm zwar, wenn sie sich noch im Status nascendi befinden, dar, locken und fordern sie ihn heraus, es in immer neuen Experimenten und Unternehmungen mit ihnen zu wagen. Sie sind aber nicht umsonst die Fiktionen, die Illusionen, die Lügengeister, die sie sind. (...) Sie berauben die Menschen gerade ihrer von ihnen missbrauchten und damit im voraus preisgegebenen Freiheit. Sie unterdrücken die Menschen, sie bewegen sie nach den Gesetzen ihrer eigenen Dynamik und Mechanik. Sie machen sie zu Untertanen, zu Papageien, zu Drahtpuppen oder eben: zu Robotern.« (Karl Barth, § 78 Der Kampf um die menschliche Gerechtigkeit; in: Das christliche Leben 1959-1961 (GA II.7), 397f)