Psalm 19
Psalm 19 besteht aus zwei Teilen: einem „Naturpsalm“ (V.1-4) und einem „Gesetzespsalm“ (V.8-15), und schließt mit einem Bittgebet. Beide Stücke waren ursprünglich unabhängig. Ihre Zusammenfügung macht eine wichtige Aussage: Der Gott Israels, der Herr der Welt, den die ganze Schöpfung wortlos verherrlicht, ist derselbe, der durch seine Weisung zu Israel spricht. Der Ordnung des Kosmos durch die Naturgesetze Gottes entspricht die Ordnung der Menschenwelt durch Gottes Gebot.
Psalm 19 ist in einer A-Fassung und einer B-Fassung im Psalter vertreten. Die neuere Bereimung ist symmetrisch gebaut und versucht, beide Teile des Psalms gleichgewichtig zur Geltung zu bringen. Gestaltungsvorschlag: Von Psalm 19 A sollten immer alle Strophen zu Gehör kommen. Die Gemeinde könnte zunächst Str. 1 singen, dann werden die Strophen 2+3 verlesen; darauf singt die Gemeinde Str. 4; dann wird Str. 5 verlesen; zum Abschluss singt die Gemeinde Str. 6.
19A
1. Der hohen Himmel Chor trägt Gottes Ehre vor, / erzählt von seiner Macht. Ihn preist mit Jubelruf / das Werk, das er erschuf, des Firmamentes Pracht. / Tag kündet Tag erregt, von Gottes Glanz bewegt, / sein Lob mit hellem Munde. Nacht offenbart der Nacht / von dem, der sie gemacht, geheimnisvolle Kunde.
2. Zu Gottes ewgem Ort steigt ohne Sprach und Wort / der Schöpfung Lobgesang. Von Menschen ungehört / erhebet sich und ehrt ihn reiner Töne Klang. / In alle Lande dringt, was ihre Stimme singt. / Ihr Schall geht ohne Wende bis an der Welten Saum, / füllt aller Zeiten Raum, kennt weder Halt noch Ende.
3. Er hat der Sonn ein Zelt am Himmel aufgestellt, / darin sie ruht zur Nacht. Wie sein Gemach zum Fest / ein Bräutigam verlässt, strahlt ihres Aufgangs Pracht. / Sie freut sich, ihre Bahn vom Ost zum Ozean / stark wie ein Held zu ziehen. Von ihrem Licht erhellt / kann in der ganzen Welt nichts ihrer Glut entfliehen.
4. Des HERRN Gesetz ist gut. Es macht der Seele Mut. / Sein Zeugnis ist gewiss. Der Unverständgen Sinn / lenkt es zur Weisheit hin aus tiefer Finsternis. / Des HERRN Gebot erfreut das Herz zu jeder Zeit / mehr als des Goldes Menge, macht unsre Augen hell, / ist aller Wahrheit Quell, bleibt in der Zeiten Länge.
5. HERR, durch dein heilges Recht lässt warnen sich dein Knecht, / folgt deiner Weisung gern. Denn wer sie hält und ehrt, / dem wird gewiss gewährt der große Lohn des HERRN. / Doch, ach, wer merkt und sieht mit wissendem Gemüt / auch die verborgnen Sünden? Von unbewusster Tat / lass, HERR, durch deine Gnad mich in die Freiheit finden!
6. HERR, deinen Knecht bewahr vor Frevlern immerdar, / leit mich nach deinem Rat, dass ich unsträflich sei / und immer bleibe frei von großer Missetat. / Lass wohlgefallen dir, was ich geredet hier, / gefleht in deinem Namen. Mein Herzenswort erhör! / Du bist mein Fels, o HERR, und mein Erlöser. Amen.
Melodie: Straßburg-Genf 1542 / Lyon 1548 / Text: Alfred Rauhaus 1990
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman