Psalm 68
Der Psalm nimmt uralte mythologische Vorstellungen auf und füllt sie neu aus der Gotteserfahrung Israels. Die Macht Gottes zeigt sich in der Rettung seines Volkes. Er hat sich auf den himmlischen Thron gesetzt: „Du bist aufgefahren zur Höhe und führtest Gefangene gefangen...“ In Eph. 4, 8 f wird der alttestamentliche Himmelfahrtspsalm auf Jesus Christus übertragen.
Die Bereimung von Matthias Jorissen ist sehr bekannt, insbesondere Str. 6. In den jetzt im Gesangbuch erhaltenen Strophen fehlt allerdings das „Himmelfahrts-Motiv“. Str. 6 wird gern am Ende des Gottesdienstes gesungen, doch können auch die anderen Strophen im Gottesdienst Verwendung finden.
1. Erhebet er sich, unser Gott, / seht, wie verstummt der Feinde Spott, / und wie sie vor ihm fliehen. / Sein majestätisch strenger Blick / treibt, die ihn hassen, weit zurück, / zerstreut all ihr Bemühen. / Seht, ihre Herrlichkeit vergeht. / Sie sind wie Rauch im Wind verweht, / umsonst ist ihr Beginnen. / Wie Wachs beim Feuer schmilzt da hin, / so muss der Bösen stolzer Sinn / vor Gottes Blick zerrinnen.
2. Die Frommen stehen hier erfreut / bei Gottes hoher Herrlichkeit / vor seinem Angesichte, / voll Freude dringen sie hervor / und hüpfen alle hoch empor, / bestrahlt von seinem Lichte. / Lobsinget Gott, die ihr ihn seht, / lobsinget seiner Majestät, / macht Bahn ihm, der da fähret / mit Hoheit durch die Wüste hin. / HERR ist sein Nam, erhebet ihn, / jauchzt laut, die ihr ihn ehret!
3. Der HERR, der dort im Himmel wohnt / und hier im Heiligtume thront, / will unser stets gedenken, / will unsrer Waisen Vater sein, / will unsrer Witwen Richter sein, / und keiner darf sie kränken. / Er ist es, der Verlassne liebt / und ihnen eine Wohnung gibt / nach einer langen Irre. / Er macht sein Volk aus Banden los, / er macht es reich, er macht es groß, / setzt Sünder in die Dürre.
4. Du gabst von deinem Thron Befehl, / erlöstest dein Volk Israel, / du stiegst von deinem Sitze, / o Gott, herab ins Rote Meer, / gingst vor uns in der Wüste her / und bliebst an unsrer Spitze. / Da zitterte der Erdenball, / die Himmel bebten überall, / von Furcht vor Gottes Stärke. / Der Sinai verlor den Stolz, / der Fels erzitterte und schmolz. / Seht Gottes Wunderwerke!
5. Ob Erd und Himmel vor dir bebt, / vor deiner Macht in Ängsten schwebt, / wohnt doch dein Volk in Frieden. / Du öffnest deine milde Hand, / und Regen tränkt das dürre Land, / stärkt und erquickt die Müden. / HERR, deine Güte wird allein / die Zuflucht deiner Herde sein. / Du selber bist ihr Leben, / brichst ihnen Tag für Tag das Brot / und wirst den Armen in der Not / aus deiner Fülle geben.
6. Anbetung, Ehre, Dank und Ruhm / sei unserm Gott im Heiligtum, / der Tag für Tag uns segnet, / dem Gott, der Lasten auf uns legt, / doch uns mit unsern Lasten trägt / und uns mit Huld begegnet. / Sollt ihm, dem HERRN der Herrlichkeit, / dem Gott vollkommner Seligkeit, / nicht Ruhm und Ehr gebühren? / Er kann, er will, er wird in Not / vom Tode selbst und durch den Tod / uns zu dem Leben führen.
7. Durch deines Gottes Huld allein / kannst du geführt und sicher sein, / mein Volk, sieh seine Werke! / HERR, führ an uns und unserm Haus / dein Heil, dein Werk in Gnaden aus, / nur du bist unsre Stärke! / Dann sehen Herrscher deinen Ruhm / und werden in dein Heiligtum / dir ihre Gaben bringen, / sich dir, dem wahren Gotte weihn, / in deiner Gnade sich erfreun / und deinen Ruhm besingen.
8. Ihr Königreiche in der Welt, / lobsinget Gott, der euch erhält, / lobsinget seiner Ehre! / Sein Himmel steht von Anfang schon, / dort hat er ewig seinen Thron, / fährt über Land und Meere. / Hörts doch, wenn seine Stimm ergeht, / er redet laut mit Majestät, / gebt Ehre ihm und Stärke! / Seht, groß ist Gott in Israel / und mächtig tönet sein Befehl / am Himmel, seinem Werke.
9. Gott, machtvoll in dem Heiligtum, / wie königlich strahlt hier dein Ruhm, / wir fallen vor dir nieder. / Der HERR ist Gott, der HERR ist Gott, / der HERR ist seines Volkes Gott, / und er erhebt uns wieder. / Wie er sein Volk so zärtlich liebt, / den Schwachen Kraft und Stärke gibt! / Kommt, heiligt seinen Namen! / Sein Auge hat uns stets bewacht, / ihm sei Anbetung, Ehr und Macht! / Gelobt sei Gott! Ja, Amen.
Melodie: 1543 / Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Chormusik zum Genfer Psalter, Domkantorei Berlin