Psalm 85
„In Ps 85 erkennen wir eine Gemeinde, die den Anbruch des letzten Heilswirkens Gottes bereits erfahren hat (2-4), die sich aber wieder in einer gottfernen Situation befindet (5-8).
Darum werden Gott die bereits gewirkten Taten in dankbarer Erinnerung vorgehalten, zugleich aber erhebt sich flehendes Bitten, er möge volles, endgültiges Heil schaffen. Die prophetische Antwort sagt dem Bittenden die Erfüllung zu. Die alles umfassenden Aussagen tendieren hin zu der Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde (vgl. Jes. 65, 17ff).“ (H.J. Kraus)
Der Reimpsalter kombiniert eine Strophe von Johannes Stapfer mit zwei Strophen von Matthias Jorissen, die uns diesen schönen Psalm nahe bringen. Die Melodie ist schön und leicht singbar. Die Gottesdienste im Advent stehen, wie unser Psalm, in der Spannung von schon geschehenem und noch ausstehendem, zukünftigem und endgültigem Heil. Um dies herauszustellen, kann der Psalm im Gottesdienst gute Verwendung finden.
1. Du warest vormals gnädig deinem Land, / du schontest es mit väterlicher Huld. / Bei dir, o HERR, das Volk Errettung fand, / und du vergabst aus Gnaden seine Schuld. / In Liebe hatte sich dein Zorn verkehrt, / es bat um Segen und es ward erhört. / So tröste jetzt auch uns mit deiner Gnad, / erbarme dich, vergib die Missetat.
2. Horch nun, mein Geist, ob Gott nicht Antwort gibt / und nicht von Heil zu seinem Volke spricht. / O ja, von Frieden spricht er, denn er liebt / noch treu sein Volk, und er verlässt es nicht. / Nur dass man treu auf seine Worte hör / und niemals wieder sich zur Torheit kehr! / Ja, wer ihn ehrt, dem naht die Hilfe schon, / dass wieder Ehr in unserm Lande wohn.
3. Die Güte wird der Treu entgegengehn, / Gerechtigkeit und Friede küssen sich. / Du, Erde, wirst die Treue blühen sehn, / vom Himmel schaut Gerechtigkeit auf dich. / Gott ist uns gut und gießt Gedeihen aus, / das Erdreich bringt den Segen uns ins Haus. / Seht, vor ihm her geht die Gerechtigkeit, / die unser Land mit jedem Schritt erfreut.
Melodie: Genf 1562 / Text: Str. 1 nach Johannes Stapfer 1719-1803, Str. 2 und 3 nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman