'Unbedingt kompromissfähig werden'

Bochumer Erklärung zum Konflikt in der Ukraine


© Pixabay

Kriegslogik funktioniert nicht - schreibt Prof. em. Dr. Günter Brakelmann in seiner Erklärung vor dem Hintergrund des Osteuropakonflikts. Sanktionen, so Brakelmann, fügen vor allem den Ärmeren Schaden zu. Die Erklärung hat bereits mehrere hundert UnterzeichnerInnen.

Der Konflikt um die Ukraine spitzt sich mehr und mehr zu. 77 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges rückt ein Krieg in Europa näher und näher.

Angesichts dieser Situation hat Prof. Dr. Günter Brakelmann (Jhg. 31) eine Erklärung verfasst, die präzise die abgründige Gefahr einer militärischen Konfrontation analysiert und um eine vermei­dungsstarke „Kompromissfähigkeit“ wirbt.

Günter Brakelmann ist einer der anerkannten und geachteten Wissenschaftler für Christliche Sozialethik und kirchliche Zeitgeschichte. Er genießt hohes Ansehen in der Kirche. Brakelmann war 24 Jahre Inhaber des Lehrstuhls für christliche Gesellschaftswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Deswegen heißt sein Memorandum „Bochumer Erklärung“

Brakelmann kritisiert scharf die auch in den angedrohten Wirtschaftssanktionen wirkende Kriegslogik. Sie besteht darin, die Gegenpartei durch Androhung bzw. Anwendung von ökonomischen, materiellen Maßnahmen dazu zwingen zu wollen, um sich auf geforderte Bedingungen einzulassen. Von diesen Strafmaßnahmen werden vor allem die ärmeren Schichten eines Volkes betroffen. Auch rabiate Wirtschaftssanktionen sind Krieg. Sie ziehen militärische Konfrontationen nach sich und fügen auch ihren Urhebern schwersten Schaden zu.

Als Alternative votiert Brakelmann für „den politischen Kompromiss“, der zunächst von jeder weiteren Eskalation der Kriegsrhetorik Abstand nimmt. Ein solcher kompromissorientierter Lösungsweg verzichtet auf Feindbilder und Schuldzuweisungen hinsichtlich der Ursachen des Konfliktes. Im Prozess der Aushandlung eines Kompromisses, so Brakelmann, müssen alle am Konflikt beteiligten Parteien ihre Belange offen legen und bereit sein, nachhaltige Zugeständnisse an die je andere Konfliktpartei zu machen.

Die Erstunterzeichnenden der Erklärung halten die Analysen für zutreffend und ihre politischen Forderungen für unabdingbar. Deshalb machen sie sich die „Bochumer Erklärung“ zu eigen und werben für ihre Verbreitung und Unterzeichnung. Sie soll als friedensstiftende Stimme in der irrlichternden medialen und politischen Debatte wahrgenommen werden.

Zur Person des Verfassers:
Dr. Günter Brakelmann (Jg. 1931) ist Prof. em. für Christliche Sozialethik und Zeitgeschichte. Von 1972 bis zu seiner Emeritierung 1996 war er Inhaber des Lehrstuhls für christliche Gesellschaftswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Er ist langjähriges Mitglied der SPD.


V.i.S.d.P: Wolfgang Belitz, Jügen Klute, Rolf Wischnath

Zur Erklärung und den UnterzeichnerInnen