Vielfalt ist ein Segen

1. Mose 11, 1-9

Die Vereinheitlichung der Sprache ist der Anfang einer Gleichschaltung der Menschen. Versuche diesbezüglich gibt es bis heute. Eine Predigt über den Turmbau zu Babel von Pfarrer Dr. Jochen Denker

Vielfalt ist ein Segen und Mehrstimmigkeit ein Gewinn. Monokulturen versäuern nicht nur den Boden. Einheit entsteht nicht durch eine zwangsverordneten Einheitspartei, ein Volk entsteht nicht dadurch, dass Unterschiedlichkeiten eingeebnet werden. Steile Sätze, mag der eine oder die andere denken. Sie sollen kein politisches oder gesellschaftliches Glaubensbekenntnis sein – obwohl sie das sein könnten – sondern ich meine, sie aus einer biblischen Geschichte zu hören, die vielen von uns bekannt ist. Es ist die Geschichte vom Turmbau zu Babel.
Es wird uns folgendes erzählt:

1 Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache.
2 Als sie nun nach Osten zogen, fanden sie eine Ebene im Lande Schinar und wohnten da-selbst.
3 Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! - und nahmen Ziegel als Stein und Erdharz als Mörtel
4 und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, damit wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder.
5 Da fuhr der HERR hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten.
6 Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen, und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun.
7 Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des an-dern Sprache verstehe!
8 So zerstreute sie der HERR von dort in alle Länder, dass sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen.
9 Daher heißt ihr Name Babel, weil der HERR daselbst verwirrt hat aller Länder Sprache und sie von dort zerstreut hat in alle Länder.
Mose 11,1-9

Irgendwie meint man schon beim Hören der Geschichte ihre Auslegung zu kennen. Die geht meistens etwa so – prüft, ob das auch eure ersten Gedanken sind: Die Geschichte vom Turmbau zu Babel spielt in einer Zeit, in der es noch so etwas wie eine Ursprache gibt, die alle Menschen sprechen. Jeder versteht jeden. Ein schöner Urzustand. Aber dann wird der Mensch hochmütig. Er meint, er könne alles. Der Mensch schwingt sich zu Gott auf, und will einen Turm bauen, der bis in den Himmel reicht. Gott vereitelt diesen Plan, indem er die Sprachen verwirrt und das Großbauprojekt so zum Scheitern bringt.