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'Wir haben die Seele unseres Landes noch nicht ganz verloren'
Westfalen: Deutsch-amerikanischer Austausch - Kirche der Zukunft ist eine Kirche der Vielfalt
Pfarrer Chad Abbott (Indianapolis) prangerte Rassismus, Sexismus, soziale Ungerechtigkeit und den menschenverachtenden Umgang mit Migranten in den USA an. Sein Land sei „gelähmt“ unter einem Präsidenten, der zum Hass aufrufe und das Vertrauen in den Staat zerstört habe. „Solange wir das System nicht überwinden können, das diese Ungerechtigkeiten hervorgebracht hat, und es nicht ersetzen durch eine Sichtweise, die unsere Natur als geliebte Geschöpfe Gottes deutlich macht, solange wir nicht eine Weltanschauung des Mitgefühls einfordern, werden wir weiterhin auch für die nachfolgenden Generationen Gespräche über Vielfalt und Ungerechtigkeit führen.“
Der tatkräftige Einsatz seiner Kirche für Schwache und Benachteiligte, etwa für Flüchtlinge an der Grenze zu Mexiko, gebe ihm Hoffnung, „dass wir die Seele unseres Landes noch nicht vollständig verloren haben“, sagte Abbott, der als Conference Minister (Superintendent) an der Spitze des Kirchenbezirks Indiana-Kentucky der United Church of Christ (UCC) steht. Die Evangelische Kirche von Westfalen und die Evangelische Kirche im Rheinland, die beide partnerschaftlich mit der UCC verbunden sind, hatten erstmals gemeinsam zu diesem UCC-Forum eingeladen. Unter den 70 Teilnehmern waren 13 Gäste aus den USA.
Für Pfarrer David Gabra, der in Essen in einer interkulturellen Gemeinde arbeitet, ist ethnische, kulturelle, konfessionelle und religiöse Vielfalt ebenso wie auch die Vielfalt der sexuellen Orientierung „eine Befreiungsbewegung für die Kirche: Gott befreit uns von Monokultur“, sagte der aus Ägypten stammende Theologe. Professor Dr. Werner Kahl von der Missionsakademie Hamburg beschrieb die biblische Botschaft als „heilsame Zuwendung des gerechten und gnädigen Gottes zu allen Menschen, besonders zu den Benachteiligten und Herabgewürdigten“. Das Ideal einer christlichen Gemeinde besteht für ihn in einer „Gemeinschaft der Verschiedenen als Gleichwertige“. Das erfordere allerdings „ein geduldiges, nachsichtiges und umsichtiges Austarieren unterschiedlicher Interessen“. Dazu gelte es, Alteingesessene und Neuzugezogene behutsam für diesen gemeinsamen, durchaus unsicheren Weg zu gewinnen. Das Machtgefälle zwischen diesen beiden Gruppen müsse offen angesprochen werden.
Dass das in der Praxis oft schwer ist, zeigte sich in der Diskussion. Wie soll eine Gemeinde mit verdecktem oder offenem Rassismus in ihren eigenen Reihen umgehen? Notwendig seien geduldige und beharrliche Gespräche, war man sich einig - aber auch darüber, dass offener Rassismus keinen Platz in einer christlichen Gemeinde haben dürfe.
Quelle: EKvW