Worüber die Engel im Himmel weinen
»Du folgst deiner Laune, du überlässest dich deinem Trieb (…), ein wüster Gedanke erfüllt und beherrscht dich eine Stunde, einen ganzen Tag, ein giftiges Wort fliegt aus deinem Munde, ein hässiger Brief wird geschrieben (...) – du kannst es! Du rechtfertigst dich: ich konnte nicht anders, andere tun es auch, es hat jedes seine Fehler, wir sind allzumal Sünder – du kannst auch so schwatzen und dich zudecken. Aber das sollst du wissen, daß du zwischen Gott und dem Teufel nicht mehr neutral bist, sondern mit dem Teufel zusammen bist du gegen Gott in Kriegszustand getreten, mit dem Teufel hast du Nein gesagt. Mit deinen Gedanken, deinem Wort, deiner verborgenen Tat hast du der Macht geholfen, die das Leben vergiftet, die Welt verwüstet, der Macht, die den Krieg erfunden hat und alles Üble, worüber die Menschen und die Engel im Himmel weinen müssen.« (Karl Barth, Predigt zu 1. Joh 3,3-9, in: Predigten 1916 (GA I.29), 281f)