Zum Terroranschlag in Berlin


Kirchenpräsident Heimbucher: Wir sind miteinander verbunden – über die Grenzen von Glauben und Weltanschauung hinaus

Zum gestrigen, mutmaßlichen Terroranschlag von Berlin hat Kirchenpräsident Martin Heimbucher heute erklärt:

"Wir teilen miteinander: das Erschrecken, das Mitgefühl und unsere Sorge.

Der gestrige Anschlag von Berlin geht uns allen unter die Haut. Er weckt unser Mitgefühl mit den betroffenen Menschen und ihren Angehörigen. Er erschreckt uns und lässt unsere Sorge um ein friedliches Zusammenleben in unserem Land, in Europa und der Welt wachsen.

Wir sind miteinander verbunden – über die Grenzen von Glauben und Weltanschauung hinaus.

Ich bin mir sicher, dass sich in diesem Erschrecken und in dieser Sorge die übergroße Mehrheit in unserer Gesellschaft zusammenfindet. Zu unserer Gesellschaft zählen Menschen unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher Weltanschauung.

Als Christinnen und Christen fühlen wir uns verbunden mit allen Menschen guten Willens, die ihr Mitgefühl zeigen, die in ihrem Erschrecken einander beistehen und die sich sorgen um die Zukunft unserer Gesellschaft. Diese Verbundenheit sollen wir als Kirche in unseren Gemeinden zeigen.

Wo wir heute widerstehen müssen.

Wir widerstehen gemeinsam dem terroristischen Versuch, unser Vertrauen zu zerstören. Ja, wir gehen heute Abend wieder auf den Weihnachtsmarkt in unserer Stadt. Wir werden wach und fröhlich sein und – in Maßen – unseren Glühwein trinken.
Wir werden auch widerstehen, wenn ganze Bevölkerungsgruppen stellvertretend kriminalisiert und für den Terror verantwortlich gemacht werden: „die Muslime“ oder gar: „die Flüchtlinge“. Diesen Versuch, eine bestimmte Gruppe von Mitmenschen als Sündenböcke aus der Gesellschaft auszustoßen, hatten wir in unserem Land schon einmal. Wir werden mit diesem Affekt besonnen umgehen und denen klar widersprechen, die ihn politisch für sich nutzen wollen.

Wir beten für den Frieden und halten Fürbitte für die besonders Betroffenen.

Nicht zuletzt werden wir tun, wozu wir als Kirche besonders berufen sind: Wir werden beten. Für die Toten und ihre Angehörigen, für die Verletzten und ihre Familien, für alle, die durch diesen Anschlag erschüttert, erschreckt und traumatisiert sind.

Fürbitte halten wir auch für all jene Menschen, die den Betroffenen beistehen: als Polizisten und als Sanitäter, als Ärztinnen und als Seelsorger. Wir beten auch besonders für Menschen in politischer Verantwortung in Stadt und Land. Auf ihnen liegt jetzt eine besondere Last. Aber wir denken auch daran, dass in einer Demokratie jeder und jede mitverantwortlich ist.

Wenn wir im Namen Jesus Christi beten wollen, dann beten wir nicht zuletzt auch für die Täter und ihre Hintermänner: Dass sie von ihren Untaten umkehren, bevor es für sie zu spät ist. Dass sie befreit werden von ihrem Hass und ihrer mörderischen Ideologie. Und dass sie einen Ort finden, an dem sie den Frieden kennenlernen.

„Gott hat uns nicht gegeben einen Geist der Furcht, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“"
 

Im Landeskirchenamt in Leer haben am heute Mittag um 12 Uhr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Opfer des mutmaßlichen Terroranschlags gedacht und für die Hinterbliebenen, Angehörigen der Verletzten und die vielen Helfer gebetet.

20. Dezember 2016
Ulf Preuß, Pressesprecher