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Luthers letzter Zettel
Eine 'Text'-Predigt
Liebe Gemeinde,
hat er noch etwas gesagt? So fragen wir, wenn jemand verstirbt und wir uns noch eine Nachricht, eine Botschaft von dem Sterbenden erhoffen. Den „letzten Worten“ messen wir eine besondere Bedeutung bei. Sie werden als eine Art Vermächtnis verstanden. Die letzten Worte sind gewissermaßen Ausdruck des „letzten Willens“ einer Person.
Auch vom Reformator Martin Luther sind uns letzte Worte überliefert.1 Er hat sie zwei Tage vor seinem Tod in Eisleben auf Lateinisch zu Papier gebracht. Sie klingen zunächst rätselhaft-geheimnisvoll, lassen sich aber entschlüsseln, wenn man sich näher mit ihnen beschäftigt. In einer Übersetzung, die dem ursprünglichen Text am nächsten kommt,2 lauten sie:
Virgil in den Bucolica und Georgica kann keiner verstehen,
der nicht fünf Jahre lang Hirte oder Bauer war.
Cicero in seinen Briefen (so sehe ich es) versteht keiner,
der nicht zwanzig Jahre lang in einem bedeutenden Staatswesen tätig war.
Die heiligen Schriften meine keiner genug geschmeckt zu haben,
der nicht hundert Jahre lang mit den Propheten die Gemeinde geleitet hat.
Diese göttliche Aeneis suche nicht zu meistern,
sondern bete demütig ihre Spuren an.
Wir sind Bettler: hoc est verum.
Wenn man das hört, gewinnt man den Eindruck: Luthers letzte Worte setzen ganz schön viel Bildung voraus. Wer keinen Lateinunterricht hatte, ist geradezu aufgeschmissen. Hier ist etwa von Vergil die Rede, dem römischen Dichter aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert, und von Cicero, dem großen Staatsmann und berühmtesten Redner im alten Rom. Die Bucolica oder auch Eklogen genannt, sind ein Sammelwerk von zehn Hirtengedichten Vergils und die Georgica, wörtlich übersetzt die „Gedichte vom Landbau“ (geōrgos ist im Griechischen der Bauer), bezeichnen ebenfalls Lehrgedichts Vergils.
Auf die Hirtengedichte und Bauerngedichte Vergils spielt Luther also an, wenn er auf seinem letzten Zettel vermerkt: „Virgil in den Bucolica und Georgica kann keiner verstehen, der nicht fünf Jahre lang Hirte oder Bauer war.“ Man muss etwas von Landwirtschaft, vom Hirte-Sein und Bauer-Sein verstehen, um die Hirten- und Bauergedichte Vergils zu verstehen. Das leuchtet uns ein. Verstehen hat etwas mit dem Verschmelzen von Horizonten zu tun.3 Der eigene bäuerlich-landwirtschaftliche Horizont verschmilzt mit dem des Dichters, der ebenfalls einen bäuerlich-landwirtschaftlichen Horizont mitbringt.
Entsprechend verhält es sich mit dem Staatsmann Cicero. Wer nichts von Politik versteht und die Staatskunst nicht kennt, der wird auch die Briefe Ciceros nicht verstehen, die voll von entsprechenden Bezügen sind: „Cicero in seinen Briefen (so sehe ich es) versteht keiner, der nicht zwanzig Jahre lang in einem bedeutenden Staatswesen tätig war.“ Die beiden Verstehens-Beispiele von Vergil und Cicero werden nun von Luther auf die Bibel übertragen, wenn Luther regelrecht ermahnt4: „Die heiligen Schriften meine keiner genug geschmeckt zu haben, der nicht hundert Jahre lang mit den Propheten die Gemeinde geleitet hat.“ Die drei Beispiele von 1. Vergils Dichtkunst, 2. Ciceros Staatskunst und schließlich 3. der Leitungskunst der Gemeinde sind entsprechend den zunehmenden Jahreszahlen (fünf, zwanzig und hundert Jahre) gesteigert.5 Es handelt sich im Aufbau von Luthers letztem Zettel um eine dreistufige Klimax, also die rhetorische Figur einer Steigerung, die wie eine Treppe mit drei Stufen aufgebaut ist.
Hier geht es freilich nicht einfach um ein Verstehen (intelligere auf Lateinisch) wie bei Vergils Dicht- und Ciceros Staatskunst, sondern um das Schmecken der heiligen Schriften. Das lateinische Verb gustare wird hier gebraucht. Wir kennen es vielleicht von der Weindegustierung. Die heiligen Schriften wollen umfassend, ja geradezu ganzheitlich erfahren werden. Es geht Luther um „den sinnlichen, leibhaften Umgang mit dem Text.“6 Nicht nur der Kopf ist dabei angesprochen, sondern alle Sinne und Affekte sind beteiligt.7 Auch die Zunge wird geschmacklich involviert.
Wie kommt man auf den Geschmack? Hierbei muss man bedenken, dass Martin Luther sehr erfahren in der Schriftmeditation war und zwar seitdem er als Mönch bei den Augustinereremiten in Erfurt in diese mittelalterlich-mystische Praxis eingeführt wurde.8 Für Luther ist Meditation ruminatio, d.h. „Wiederkäuen“9: „Nach ihr solle der Mensch Bibeltexte in das Gedächtnis wie in einen Magen versenken, sie von dort bei Bedarf hervorholen, wiederkäuen und sich gleichsam körperlich aneignen.“10 Hierbei stellt sich eine Erfahrung ein, die wir alle kennen: Wenn man lange genug etwas kaut, dann wird die Nahrung irgendwann „süß“ im Mund. Und diese Erfahrung greift Luther auf. Man muss, nicht nur bei Bibeltexten, die widerspenstig sind, die einem „dunkel“ erscheinen und sich nicht erschließen wollen, lange kauen. Auch für nur allzu bekannte Worte, von denen man keine neue Inspiration mehr erwartet und die man längst verstanden zu haben glaubt, gilt dies.
Es kommt auch hier beim „Wiederkäuen“ zu dem sinnlichen Erlebnis, dass das Wort bzw. der Text „süß“ wird und zu sprechen anfängt – auch solche Worte, die uns zunächst ganz bitter aufstoßen. Luther kann auch sagen, ein anderes Bild gebrauchend: „Meditieren heißt, mit Mose an diesen Felsen schlagen“.11 Luther spielt hier auf die Wüstenwanderung des Volkes Israel an, das Durst hatte und murrte. Da schlug Mose mit seinem Stab auf einen Felsen (Ex 17,6; Num 20,11). Aus ihm sprudelte das Wasser und Israel war gerettet. Es geht beim Meditieren um ein beharrliches Anklopfen beim Text wie im Gleichnis vom bittenden Freund (Mt 7,7–11; Lk 11,5–10). Auch hier gilt die Verheißung: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan“ (Lk 10,9f.).
Luther hat mit seiner Schriftmeditation das vierstufige mittelalterliche Schema aufgenommen, bestehend aus: lectio (Lesung) – meditatio (Betrachtung) – oratio (Gebet) – contemplatio (Schau): „In der lectio nimmt der Mensch den Wortlaut von Texten der Heiligen Schrift intensiv memorierend in sich auf, in der meditatio kommt es zur geistigen und geistlichen Durchdringung der angeeigneten biblischen Sachverhalte, in der oratio wird, was man zuvor erkannt hat, in der Anredeform des Gebets und mit intensiver Beteiligung des Affekts vor Gott gebracht, um endlich dem Raum zu geben, was zwar den Höhepunkt mystischer Erfahrung ausmacht, aber selten genug von Gott gewährt wird: die contemplatio als Vorgeschmack der ewigen Seligkeit.“12 Luther greift dieses Schema auf und wandelt es an entscheidender Stelle ab, nämlich auf der letzten Stufe. Dies betrifft die contemplatio, die Luther durch die tentatio, die Anfechtung, ersetzt.13 Es geht um Situationen, in denen unserem Lebensmut und unserem Gottesglauben hart zugesetzt wird. Luther führt zur Anfechtung aus: Sie „ist der Prüfstein, der dich nicht allein wissen und verstehen lehrt, sondern auch erfahren, wie recht, wie wahrhaftig, wie süß, wie lieblich, wie mächtig, wie tröstlich Gottes Wort sei, Weisheit über alle Weisheit.“14
Das Bild vom Prüfstein bedarf der Erläuterung. Der Prüfstein, auch Probierstein genannt, war ein Instrument, mit dessen Hilfe man bei angestrichenen Metalllegierungen feststellen konnte, ob es sich um Gold handelte oder nicht. Die Anfechtung bestimmt Luther nun als den Prüfstein, aber nicht etwa für den Glauben des Menschen, ob er echt, tief, tragfähig oder wahrhaftig genug sei, sondern für das Wort Gottes. Die Anfechtung prüft das Wort Gottes. In der Anfechtung hat es sich zu bewähren und hier, in der Anfechtung, bewährt es sich tatsächlich auch. Hier zeigt es seine Glaubwürdigkeit und Macht: „Wenn deine Tora nicht mein Trost gewesen wäre, so wäre ich vergangen in meinem Elend“ (Ps 119,92). „Allein die Anfechtung lehrt aufs Wort merken“, bemerkt Luther, als er Jes 28,19 übersetzt.15 Menschen dürfen in der Anfechtung die Erfahrung des Wortes Gottes machen, das sie trifft, sie anspricht, sich selbst erschließt: „Er sandte sein Wort und machte sie gesund“ (Ps 107,20).
Das menschliche Verlangen nach Gott, das sich gerade im Zweifel und im Verzweifeln an ihm zeigt, wird von Gott gestillt, indem er sein Wort sendet, es den Menschen erleiden lässt. Ja, wir haben richtig gehört: Gott antwortet auf das Leid des Menschen, indem er ihn sein Wort erleiden lässt.16 Das meint aber nicht, dass der leidende Mensch nun noch tiefer in sein Leid und Elend gestoßen wird, sondern dass er eine entscheidende Gegenerfahrung machen darf. Sie wird ihm geschenkt, nämlich die Erfahrung der Zuwendung Gottes. Der Mensch ist dabei passiv. Ihm widerfährt das Wort Gottes als Gottes Werk: Der Mensch erhält – neu oder erneut – den Glauben geschenkt. So handelt Gott an ihm. Die Anfechtungserfahrung ist, gerade weil sie auf das Engste mit der Erfahrung des Wortes Gottes verkoppelt ist, nicht einfach negativ besetzt: „Die landläufig negativ konnotierte ‚Anfechtung‘ kommt bei Luther als Grundsituation erfüllten Gottverlangens zur Geltung.“17 Weil die Gotteserfahrung als Erfahrung seines Wortes Trost in der Anfechtung ist, darum kann die Anfechtungserfahrung nun auch positiv besetzt sein: „Die Anfechtung wirft den Glaubenden immer erneut Gott in die Arme.“18 Ja, Luther kann in seiner Auslegung von Genesis 17 feststellen, dass die Anfechtung unabdingbar zur Existenz des Glaubenden gehört, „damit die Sicherheit beseitigt werde und es an Gelegenheit nicht fehle, sich im Wort und im Gebet zu üben“.19 „Sicherheit würde dem Glauben seine Lebendigkeit nehmen“20, die ja gerade im Üben des Wortes Gottes besteht.
In seinem Wort wendet sich Gott dem Menschen zu: „Der Mensch lebt von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes geht“ (Mt 4,4). Das Wort Gottes – es ist ein „affektreiches Lebewort“, nicht einfach nur ein „papierenes Lesewort“.21 Gerade mit der Schrift hat Luther, tief verwurzelt in den Meditationsübungen der mönchischen Tradition des Mittelalters, lebendige Erfahrungen gemacht. Die Bibel ist für ihn ein Buch voller Erfahrung. Mit ihr kann man immer neue Erfahrungen machen, zugleich ist sie aber auch bereits voll von Erfahrungen, so dass diese Erfahrungen wiederum neue Erfahrungen ermöglichen: „Sie bewahrt erlittene und erstrittene Erfahrungen, zu Texten geworden, so auf, dass diese Texte wiederum dieselben Erfahrungen in neuen Zusammenhängen konstituieren.“22 Luther kann festhalten: „Die Erfahrung, die ich mit der Heiligen Schrift mache, ist die, dass sie mich auslegt und damit für ihre Auslegung selbst sorgt, ihr eigener Interpret ist – ‚sui ipsius interpres‘23 […]. Es geht darum, mit der Schrift ihren Autor, den dreieinen Gott, in mir wirken zu lassen. Darin liegt die eigentümliche Passivität der Glaubenserfahrung“.24
Wir sehen hier die affektive Seite von Luthers persönlicher Frömmigkeit. Mit dem reformatorischen Schriftgebrauch geht, wie Luthers Beispiel zeigt, eine lebendige Spiritualität einher.25 Luthers Erfahrung mit den heiligen Schriften wird auf seinem letzten Zettel auf eine eigentümliche Weise kirchlich zugespitzt: „Die heiligen Schriften meine keiner genug geschmeckt zu haben, der nicht hundert Jahre lang mit den Propheten die Gemeinde geleitet hat.“ Hundert Jahre lang kann natürlich niemand die Gemeinde leiten. Die individuelle Lebenszeit wird damit überschritten. Luther verweist mit den hundert Jahren auf den Umstand, dass das Gemeindeleiten von Texten und Geschichten lebt, die bereits vor uns waren und auch über uns hinaus bestehen werden.26
Zudem ist die Gemeindeleitung kein autokratischer Akt. Es kommt darauf an, die Gemeinde „mit den Propheten“ zu leiten. Die Propheten stehen hier als der große dritte Teil des alttestamentlichen Kanons für die ganze Schrift. Die Bindung an die Schrift als Gestalt des Wortes Gottes ist entscheidend. Die Kirchenleitung soll – wie es in der „Confessio Augustana“ heißt – „sine vi humana, sed verbo“27 – „ohne Gewalt, allein durch das Wort“ erfolgen. „Im Umgang mit diesem unerschöpflichen Erfahrungsbuch geschieht Kirchenleitung , nehme ich teil an der communio sanctorum, an der Gemeinschaft der gerechtfertigten Sünder und derer, die in der Anfechtung getröstet werden.“28 Die Bezugnahme auf die Propheten verweist also noch auf etwas anderes: „Mit den Propheten die Kirche zu leiten“, heißt nicht zuletzt, ihre Anfechtung zu teilen.29 Luther weist in seiner Schrift „Vom unfreien Willen“ (1525) explizit darauf hin, dass die Propheten „wie Jeremias. Hiob, David, Asaph und andere“ von der Frage angefochten sind, ob Gott denn ungerecht sei.30 Von dieser Frage werden auch wir in der Anfechtung heimgesucht.
Die Bibel ist indes ein Buch, das unsere Fragen stellt und unsere Erfahrungen kennt und teilt. Luther vergleicht die Bibel mit der Aeneis. Die Bibel ist eine göttliche Aeneis, sagt Luther: „Die göttliche Aeneis suche nicht zu meistern, sondern bete demütig ihre Spuren an.“ Bei der Aeneis handelt es sich um Vergils sicherlich berühmtestes Werk. Die Aeneis schildert die Flucht des Aeneas aus dem brennenden Troja. Ihm gelingt es, seinen Vater auf dem Schultern tragend und mit seinem Sohn an der Hand, aus dem flammenden Inferno zu entkommen. Die Aeneis schildert seine Irrfahrten, die ihn schließlich nach Italien führen, wo er zum Stammvater der Römer wird. Es geht also in der Aeneis um den Gründungsmythos Roms. Höchst spannende Geschichten werden hier erzählt in zwölf Büchern mit insgesamt rund 10.000 hexametrischen Versen.
Es liegt mit der Aeneis ein geradezu einzigartiges dramatisches Epos vor, das für Luther aber gerade eben noch gut genug ist, mit der Bibel verglichen zu werden. Wie in der Aeneis die Reise, die lange, gefahren- und abenteuerreiche Fahrt des Aeneas geschildert wird, so in der Bibel das Ergehen des Menschen. Auf Schritt und Tritt begegnet man dort den Spuren Gottes, der den Menschen führt und leitet. Diese Spuren sind nach Luther demütig anzubeten. Sie zeigen nämlich eins: Die Meisterung des Lebens ist nicht unser Verdienst, sie liegt allein in Gottes Hand.
Schließlich mündet Luthers letzter Zettel in das Bekenntnis „Wir sind Bettler“. Die Autorenhandlung, die dahintersteckt, ist höchst beachtenswert. Denn Luther unterschreibt seinen letzten Zettel nicht etwa mit Martin Luther, wie es zu erwarten gewesen wäre, sondern setzt dieses Bekenntnis an die Stelle seiner Unterschrift: „Wir sind Bettler“. Luther wählt das Bettler-Sein als Selbstbezeichnung. Er bekennt damit seine völlige Armut vor Gott: Ich habe nichts zu geben, sondern nur zu empfangen. Ich bin vor Gott nichts als ein Bettler. „Was hast du, das du nicht empfangen hast?“ (1Kor 4,8), fragt Paulus und bringt damit seine, Luthers, und unser aller menschliche Bettlerexistenz im Gegenüber zu Gott auf den Punkt. Dies wird abschließend noch einmal ausdrücklich bekräftigt durch den lateinischen Satz „Hoc est verum“, was nichts anderes als „Amen“ bedeutet. „Das ist gewisslich wahr!“31, lautet die entsprechende Formulierung, die Luther im „Kleinen Katechismus“ gebraucht. Ja, dem ist in der Tat nichts hinzuzufügen. Hier gilt es nur „Amen“ zu sagen. Und so schließe ich – wie Luther auf seinem letzten zunächst so rätselhaft erscheinenden, sich dann aber bei näherem Hinsehen entschlüsselnden Zettel – mit diesem „Amen“: „Hoc est verum“ – „Das ist gewisslich wahr!“
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1 Vgl. WA TR 5, 168,21–36. Zu den Überlieferungen und diesbezüglichen textkritischen Entscheidungen vgl. Oswald Bayer, Das letzte Wort: die göttliche Aeneis, in: ders., Gott als Autor. Zu einer poietologischen Theologie, Tübingen 1999, (280–301) 280–283.
2 Ich übernehme die Übersetzung und Rekonstruktion von O. Bayer, Das letzte Wort, 280. Bayers Interpretation verdanke ich wesentliche Anregungen zu diesen Ausführungen.
3 Vgl. Hans-Georg Gadamer, Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik, 4. Aufl., Tübingen 1975, 289f.; 356f.; 375.
4 Im Lateinischen wird der adhortative Konjunktiv sciat gebraucht. Vgl. O. Bayer, Das letzte Wort, 284.
5 O. Bayer (Das letzte Wort, 291f.) entdeckt in dieser Trias die Drei-Stände-Lehre Luthers mit status oeconomicus, status politicus und status ecclesiasticus wieder.
6 O. Bayer, Das letzte Wort, 294.
7 Luther fordert zum Meditieren auf: „[D]as ist: nicht allein im Herzen, sondern auch äußerlich die mündliche Rede und die Worte im Buch dem Buchstaben nach immer wiederholen, lesen und noch einmal lesen, mit fleißigem Aufmerken und Nachdenken, was der Heilige Geist damit meint.“ Martin Luther, Vorrede zum ersten Band seiner deutschen Schriften (1539), in: Luther Deutsch, hg. von Kurt Aland, 10 Bde., 2. Aufl., Göttingen 1983, hier: Bd. 1, (13–18) 16. Vgl. dazu auch Martin Nicol / Alexander Deeg, Im Wechselschritt zur Kanzel. Praxisbuch Dramaturgische Homiletik, Göttingen 2005, 126.
8 Vgl. Martin Nicol, Art. Meditation II. Historisch/Praktisch-theologisch, TRE 12 (1992), (337–353) 345.
9# Vgl. dazu ausführlich: Martin Nicol, Meditation bei Luther, FKDG 34, Göttingen 1984, 55–60.
10 Martin Nicol, Sinnlichkeit und Gottverlangen. Mystische Erfahrung zwischen Kämmerlein und Konzertsaal (2010), in: ders., Zwischen Kaffeehaus und Kanzel. Praktische Theologie im Wechselspiel mit den Künsten, hg. von Alexander Deeg, Leipzig 2023, (214–229) 218.
11 WA 55 II,1, 15,10f.: Meditari est pulsare cum Mose hanc petram. Dazu: M. Nicol, Meditation bei Luther, 48f.; ders., Turmfrei und geistvoll. Zur Spiritualität in Luthers „Turmerlebnis“ (2020), in: ders., Zwischen Kaffeehaus und Kanzel. Praktische Theologie im Wechselspiel mit den Künsten, hg. von Alexander Deeg, Leipzig 2023, (251–266) 255f.; ders., Weg im Geheimnis. Plädoyer für den Evangelischen Gottesdienst, 3. Aufl., Göttingen 2011, 287; ders., Mehr Gott wagen. Predigten und Reden zur Dramaturgischen Homiletik, Göttingen 2019, 79.
12 M. Nicol, Sinnlichkeit und Gottverlangen, 219. So auch ders., Art. Meditation, 340.
13 Nach Luther ist die Theologie durch die Trias oratio, meditatio und tentatio bestimmt. Dazu: Oswald Bayer, Theologie, HST 1, Gütersloh 1994, 55–106. Zur Theologie der Anfechtung vgl. jetzt: Kai-Ole Eberhardt, Die Reformation als Anfechtung und ihr Erbe in der Moderne: Entwicklung, Rezeption und Zugänge, Kumulative Habilitationsschrift, Hannover (Leibniz Universität) 2024.
14 M. Luther, Vorrede zum ersten Band seiner deutschen Schriften, 16.
15 Vgl. WA 25, 189,15–39 (Vorlesung über Jesaja, 1532/34).
16 Zur Passivität des Leidens bei Luther vgl. Christian Link, Vita passiva. Rechtfertigung als Lebensvorgang, in: EvTh 44 (1984), 315–351, bes. 340–344. Fernerhin: Reinhard Hütter, Suffering Divine Things: Theology as Church Practice, Grand Rapids 2000.
17 M. Nicol, Sinnlichkeit und Gottverlangen, 220.
18 Helmut Hollenstein, Der schülerorientierte Bibelunterricht am Beispiel der Theodizeefrage, Religionspädagogik heute 16, Aachen 1984, 315.
19 WA 42, 673,8f. (Genesisvorlesung). Übersetzung nach H. Hollenstein, Der schülerorientierte Bibelunterricht, 613.
20 H. Hollenstein, Der schülerorientierte Bibelunterricht, 317.
21 O. Bayer, Das letzte Wort, 297.
22 A.a.O., 288.
23 WA 7, 97,23 (Assertio omnium articulorum M. Lutheri per bullam Leonis X. novissimam damnatorum, 1520).
24 O. Bayer, Das letzte Wort, 298.
25 Vgl. M. Nicol / A. Deeg, Im Wechselschritt zur Kanzel, 198f.
26 Vgl. O. Bayer, Das letzte Wort, 300.
27 BSLK 124,22 (CA 28). Vgl. dazu Friedrich Mildenberger, Theologie der Lutherischen Bekenntnisschriften, Stuttgart u.a. 1983, 105f.
28 O. Bayer, Das letzte Wort, 301.
29 So Bayer, ebd.
30 WA 18, 785,9f. (De servo arbitrio, 1525): „Prophetae […] tentantur de iniquitate Dei, ut Hieremias, Hiob, David, Assaph et alii“.
31 BSLK 511,8; 511,37f.; 512,13.
Marco Hofheinz