Wichtige Marksteine
Reformierte im Spiegel der Zeit
Geschichte des Reformierten Bunds
Geschichte der Gemeinden
Geschichte der Regionen
Geschichte der Kirchen
Biografien A bis Z
(1519 - 1580)
Catherine, Baronin Willoughby de Eresbury (1519-1580) war in erster Ehe mit dem Herzog von Suffolk, Charles Brandon verheiratet. Unter Edward VI. wurde sie überzeugt evangelisch. Sie war befreundet mit Reformatoren wie Martin Bucer und Johannes a Lasco, während diese in England weilten. Als Maria Tudor den Thron nach Edward VI. bestieg und den Katholizismus in England wiedereinführte, flüchtete sie mit ihrem zweiten Gatten, Richard Bertie, und ihrer Tochter nach Wesel. Von dort ging die Reise nach Weinheim (Pfalz) und weiter nach Litauen, dank der Fürsprache Johannes a Lascos, der für sie beim polnischen König eintrat. Nach der Thronbesteigung Elizabeths I. kehrte sie mit ihrem Mann und zwei Kindern nach England zurück. Sie unterstützte bis zu ihrem Tod puritanische Pfarrer.
1. Eine katholische Kindheit und erste Ehe
2. Evangelische Witwe
3. Eine neue Familie. Flucht
4. Puritanerin in England
5. Würdigung
6. Die Herzogin von Suffolk in der Kunst
Anhang / Literatur
1. Eine katholische Kindheit und erste Ehe
Catherine Willoughby wurde 1519 geboren in einer Ehe zwischen einem adeligen Engländer, William Willoughby, Baron Willoughby de Eresby, und Maria de Salinas, einer spanischen Hofdame der Königin Katharina von Aragon. Die Eheschließung wurde wohlwollend von der königlichen Familie begleitet, Heinrich VIII. nannte eine seiner Kriegsschiffe „Mary Willoughby“ und er schenkte dem Ehepaar Ländereien. Die kleine Catherine verlor früh (1526) ihren Vater, und da sie eine sehr reiche Erbin war – in der Familie Willoughby besaßen auch Frauen das Erbrecht – wurde sie Mündel der Krone. Die Vormundschaft wurde dann wie üblich weiterverkauft, und so wurde die kleine Catherine Mündel des Charles Brandon, Herzog von Suffolk, der damals mit der Schwester des Königs, Mary Tudor, verheiratet war (Richardson). Wenn nicht in London, wohnte das Paar auf dem Gut Westhorpe in Suffolk, und Catherine wurde mit deren fast gleichaltrigen Töchtern Frances – die Mutter von Jane Grey – und Eleanor, und mit dem Sohn Henry, erzogen.
Am 24. Juni 1533 starb Mary Tudor nach längerer Krankheit. Catherine Willoughby war vermutlich bis dahin dem Sohn des Hauses als Braut angedacht, aber der Witwer Charles Brandon heiratete sie selbst im September 1533. Catherine war mit 14 Jahren gerade heiratsfähig, während ihr „Verlobter“ nur zehn Jahre alt war und damit noch zu jung für eine Eheschließung. Charles Brandon hatte gute Gründe sich die Hand Catherines zu sichern:
Charles Brandon hatte in der Ehe mit Mary Tudor Einnahmen von Ländereien sowohl in England als auch in Frankreich. Mary Tudor war in erster Ehe kurz - drei Monate lang - mit Ludwig XII. von Frankreich vermählt gewesen. Nach dessen Tod ging sie eine Liebesehe mit Charles Brandon ein. Deswegen hatte sie Lehen in Frankreich und England, die jedoch nach ihrem Tod an die Krone zurückfielen. Catherine Willoughby dagegen besaß Ländereien in Lincolnshire, welche es Charles Brandon möglich machten, sich dort einen großen zusammenhängenden Gutsbesitz zu beschaffen (Gunn).
1535 und 1537 brachte sie zwei Jungen zur Welt, Henry und Charles. Brandons Sohn Henry aus der ersten Ehe war 1534 gestorben, und es war üblich, nachgeborene Kinder nach ihren toten Geschwistern zu nennen.
Catherine war gut katholisch erzogen. Ihre Mutter war nach ihrer Ehe immer noch der Königin Catherine von Aragon eng verbunden. Als diese in Ungnade fiel, musste Charles Brandon die für ihn unangenehme Aufgabe erfüllen, ihr mitzuteilen, dass ihr Hofstaat gekürzt und ihre Bediensteten entlassen wurden. Sie wurde in die Provinz verbannt, und durfte nur mit Erlaubnis des Königs Besuch empfangen. Als es sich herumsprach, dass sie sehr krank sei, erkämpfte sich Maria de Salinas, Lady Willoughby, den Zutritt zu ihrem Schlafgemach. Wenige Tage später starb die Königin in ihren Armen. Sie wurde in der Kathedrale von Peterborough begraben, und im Trauerzug ging Catherine Brandon (Read 40f).
Als Magnat in Lincolnshire bekam Brandon 1536 die Aufgabe, die Aufstände in Lincolnshire in Verbindung mit dem nördlichen Aufstand gegen die Krone, die „Pilgrimage of Grace“ genannt, niederzuschlagen. Dies tat er schnell und effektiv und wurde dafür mit dem Schloss Tattershall und mehreren Kirchengütern belohnt. Die folgenden Jahre verbrachten er und seine Familie auf Schloss Tattershall. Brandon war 35 Jahre älter als seine Frau, aber die Ehe schien glücklich. 1539 war Catherine unter den vornehmen Frauen, die Anne von Kleve in England empfingen (Read 45f). Als Heinrich VIII. 1541 nach York reiste, um den schottischen König zu treffen, besuchte er die Brandons auf dem Gut Catherines, Grimsthorpe. Das war eine große Ehre, und Brandon ließ das Schloss umbauen, um den Majestät würdig empfangen zu können. Später war Catherine Brandon mit Catherine Parr befreundet. Sie war unter den sehr wenigen Hochzeitsgästen bei der Vermählung Catherine Parrs mit Heinrich VIII. im Jahr 1543.
Charles Brandon war zu Ruhm und Ehre gekommen, weil er ein Freund und Kumpel Heinrichs VIII. war. Wenn er religiöse Überzeugungen hatte, hielt er sie verborgen, und folgte den Anweisungen des Königs (Gunn). Unter seinen Kaplänen und Hauslehrern waren Männer, die zum neuen evangelischen Glauben neigten, aber es ist unsicher, ob Charles Brandon das überhaupt bemerkte. Es kann sein, dass Catherine durch sie die neue Lehre kennenlernte. Als ihr Mann noch lebte, verschaffte sie sich aus Übermut und vielleicht aus religiöser Überzeugung einen mächtigen Feind, Stephen Gardiner, Bischof von Winchester und Lordkanzler. Bei einem Abendessen schlug Brandon Damenwahl vor, und Catherine sagte laut, dass, wenn sie nicht ihren Gatten wählen dürfte, sie den Mann nähme, den sie am wenigsten möge, nämlich Gardiner. Er verzieh es ihr nie. Ähnliche Sticheleien betrieb sie wohl auch in jungen Jahren: sie nannte ihren Hund Gardiner und hatte einen Riesenspaß, wenn sie ihm „Sitz“ oder „Bei Fuß“ kommandierte. Der Hund wurde zudem im Bischofsornat gekleidet und in Prozession getragen. Viele Jahre später hat Gardiner an diese Beleidigungen erinnert. Es ist unsicher, wann genau sie stattgefunden haben, aber es scheinen doch die Späße einer sehr jungen Frau gewesen zu sein. Diese Anekdoten wären belanglos, hätte Gardiner sich nicht so gekränkt gefühlt.
2. Evangelische Witwe
Erst als sie sich nach dem Tod ihres Gatten 1545 mehr am Hofe aufhielt, als Hofdame für Catherine Parr, wurde ihre evangelische Gesinnung offenkundig. Sie gehörte zu dem evangelischen Kreis, den Catherine Parr um sich scharte. Zusammen hörten sie evangelische Predigten und studierten die Bibel in den Gemächern der Königin.
1546 wurde eine evangelische Adelsfrau namens Anne Askew der Ketzerei angeklagt. Sie hatte öffentlich in London gepredigt und dabei eine zwinglische Abendmahlslehre verbreitet. Askew wurde zweimal verhört und für schuldig befunden. Aber bevor sie den Tod auf dem Scheiterhaufen erleiden konnte, wurde sie noch einmal im Tower verhört und zwar von sehr hochrangigen katholischen Mitgliedern des „Privy Councils“, des Geheimrats des Königs. Sie wollten wissen, welche Kontakte Anne Askew zum Hofe hatte, und fragten besonders nach dem Kreis der Damen um die Königin. Viele von denen waren mit evangelisch gesinnten Höflingen verheiratet. Wäre es nur um sie gegangen, könnte man sich einen Angriff Gardiners gegen die evangelischen Ratsherren im Geheimrat vorstellen. Aber die Witwe Catherine Brandon wurde in der Befragung erwähnt. Es ist möglich, dass Gardiner sich den Frauenkreis vornahm, weil er damit die Königin der Ketzerei überführen wollte – Foxe berichtete von einem anderen Versuch Gardiners, die Königin zu beseitigen, der misslang. Aber selbst unter schlimmster Folter gab Anne Askew keine Namen preis. Wenige Tage danach wurde sie sitzend in einem Stuhl verbrannt, da sie nicht mehr stehen konnte (Foxe, 1563 edition, Book 3,732).
1547 starb Heinrich VIII. Er hinterließ eine Witwe und drei Kinder: Maria, Elizabeth und Edward. Edward war als männlicher Erbe der Thronfolger; er war von evangelischen Humanisten erzogen worden und von evangelischen Ratsherrn umgeben. Möglicherweise um das königliche Supremat über die Kirche zu erhalten, ließ Heinrich kurz vor seinem Tod Gardiner entmachten. Edward Seymour, sofort zum lord protector (Vormund des Königs) und Herzog von Somerset ernannt, übernahm die Regierung. Er war ein überzeugter Anhänger des neuen Glaubens. Thomas Cranmer, Erzbischof von Canterbury, schuf mit ihm die Agende: „Book of Common Prayer“ für den evangelischen Gottesdienst.
Catherine Brandon war jetzt in ihrem Element. Sie unterstützte einen evangelischen Drucker und Verleger namens John Day (King 1982, 2002). Eine Reihe von Büchern erschien nach 1548 mit ihrem Wappen, unter anderem ein Andachtsbuch Katherine Parrs. William Cecil, später erster Minister Elizabeths I., jetzt noch Sekretär des Herzogs von Somerset und Nachbar Catherine Brandons, schrieb dazu das Vorwort. Cecil blieb ihr Leben lang ein treuer Freund. Catherine Brandons Briefe an ihn sind eine vergnügliche Lektüre, ihre witzige, direkte Art kommt hier gut zum Vorschein. John Day druckte außerdem die Predigten Bischof Latimers mit einer Widmung an Catherine Brandon.
Bischof Hugh Latimer war eine Entdeckung Anna Boleyns. Schon 1530 predigte er die Fastenpredigten am Hofe. Er war Bischof von Worcester bis Heinrich VIII. gewisse katholische Dogmen für alle verbindlich machte, u. A. die Transsubstantiationslehre (Act of the Six Articles, 1539, Loades 2010, 21f). Latimer stellte seinen Bischofssitz dem König zu Verfügung. Eine Weile verbrachte er im Gefängnis und erst mit der Thronbesteigung Edwards VI. kehrte er zurück zum Hofe und predigte für den König und in London.
Latimer wurde der geistige Berater Catherine Brandons. Von 1552 bis 1554 wohnte er oft auf ihrem Gut Grimsthorpe und predigte dort. Eine Predigtreihe über die zehn Gebote entstand dort. Latimers Predigten kann man immer noch mit Vergnügen lesen. Er war wortgewandt, witzig, ein Meister der gut angebrachten Anekdote und von tiefer Frömmigkeit. In einer seiner Fastenpredigten von 1549 verglich er den Glauben mit einer wunderschönen Herzogin – zu der Zeit gab es in England zwei: die Herzogin von Suffolk und die von Somerset; Latimer nannte keinen Namen. Die Herzogin (der Glaube) hat einen „gentleman usher“, der ihr vorangeht und für sie den Weg bahnt – das ist die Sündenerkenntnis. Danach folgen die Hofdamen – das sind die guten Werke. Damit beschrieb er für alle anschaulich den Glauben als zentral, während Sündenerkenntnis und gute Werke vorher und nachher ihren Platz haben. Selbstverständlich wird angenommen, dass er von Catherine Brandon sprach (Harkrider, 70f).
Nach der Thronbesteigung Marias wurde Latimer mit den anderen evangelischen Bischöfen gefangengenommen. Catherine Brandon unterstützte ihn im Gefängnis mit Essen, Kleidung und Geld, das in den Tudor Gefängnissen benötigt wurde, um zu überleben (Read 96f). 1554 fing der Ketzerprozess gegen ihn an und im Oktober 1555 wurde er auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
In seinem Bestreben, die Englische Kirche zu reformieren, lud Erzbischof Cranmer Reformatoren nach England ein, und nach dem Augsburger Interim folgten viele seinem Ruf. Nach dem Tod Heinrichs 1547 konnte Cranmer mit der Kirchenreformation anfangen und die Edwardianische Kirche bekam eine deutliche reformierte Prägung. Viele englische Theologen waren in der Regierungszeit Heinrichs geflohen und oft reisten sie nach Zürich. Durch sie konnte Bullinger Einfluss auf die Ereignisse in England ausüben. Zürich und allmählich auch Genf wurden die Vorbilder der englischen Reformation. Die Altäre und Bilder verschwanden aus den Kirchen und stattdessen wurden Abendmahlstische aufgestellt. Ein Streit entbrannte über die Ornate der Pastoren.
Die Theologen, die als Glaubensflüchtlinge jetzt nach England kamen, waren berühmte Gelehrte ihres Faches und namhafte Reformatoren: Von Italien kamen Bernardino Ochino und Petrus Martyr Vermigli. Aus Straßburg folgten der Hebraist Paul Fagius und Martin Bucer. Cranmer ließ die beiden Italiener nach Oxford rufen, während Fagius und Bucer Professoren in Cambridge wurden (Brecht, 233-256).
Catherine Brandon ließ ihre beiden Söhne in Cambridge im St. John`s College einschreiben, mitsamt ihrem Tutor, Thomas Wilson (Harkrider, 81, Rex). Sie selbst kaufte sich ein Haus in der Nähe. Bald verband sie mit Bucer eine herzliche Freundschaft, er besuchte sie auf Grimsthorpe und sie schenkte ihm eine Kuh mit Kalb – letzteres wohl damit er Milch hatte. Ihr Verhältnis wurde so innig, dass Fagius durch den Sekretär Bucers in Straßburg, Conrad Hubert, Wibrandis Rosenblatt wissen ließ, dass sie schleunigst zu ihrem Gatten reisen sollte: „…sagend, Herrn Martinus Hausfrau, sie soll sich bald auf die Fahrt machen, oder er wird eine andere kriegen, die Herzogin von Suffolk will ihn haben, ist jetzt eine Wittfrau.“ (Bainton, 96)
Wibrandis Rosenblatt kam nach Cambridge mit der Familie, und als sie wieder wegfuhr, blieb Agnes Capito und kümmerte sich um Bucer. Ihm ging es jedoch gesundheitlich nicht gut. Als Wibrandis Rosenblatt 1550 nach England zurückkam, musste sie ihn im Winter pflegen. Catherine Brandon half ihr, aber trotz ihrer gemeinsamen Anstrengungen starb Bucer im Februar 1551. Catherine Brandon wurde von Edward VI. als Testamentsvollstreckerin an Rosenblatts Seite gestellt. Wibrandis Rosenblatt war jedoch mit den Engländern nicht zufrieden: „Ouch wussen, das mir der Bischof nit mer denn XXXX Lb. fur die Bucher geben hat. Er sagt die Frow (Herzogin Katharina von Suffolk) hab die besten; so hab der Kunig das geschrieben Ding; sin Theil sy zu thur. Ich hab recht genumen, was man mir geben hat; ich kann mich wider sy nit setzen.“ (Zimmerli-Witschi, 120)
Nach dem Tod Bucers wurde für ihn eine Gedenkschrift der Universitätsangehörigen in Cambridge herausgegeben. Darin waren beide Söhne von Catherine Brandon mit Beiträgen vertreten (Collinson 1983, 34). Diesen vielversprechenden jungen Männer war leider kein langes Leben vergönnt. Im Sommer 1551 brach der „Schweiß“ in Cambridge aus. Der sogenannte „Englische Schweiß“ war eine Infektionskrankheit, die innerhalb von kürzester Zeit ihre Opfer wegraffte. Die Brüder wurden sofort aus Cambridge weggebracht, starben aber innerhalb von Stunden, bevor es ihrer Mutter möglich war, zu ihnen zu kommen. Catherine Brandon war untröstlich. Es dauerte lange, bevor sie wieder anfangen konnte, Freude am Leben zu haben (Read).
Nicht nur Gelehrte flüchteten nach England, auch Handwerker und Handelsleute suchten einen Ort, wo sie ihre evangelische Überzeugung ausleben konnten. Für Cranmer war es eine Möglichkeit, reformierte Gemeinden zu gründen. In Canterbury entstand eine Französische Gemeinde (Pettegree 1986, 52f), wie in Glastonbury, wo viele wallonische Weber arbeiteten. In London entstanden gleich zwei Ausländergemeinden: eine französische und eine flämische, mit Johannes a Lasco als deren Superintendent. Zusammen mit den humanistischen Lehrern des Königs unterstützte Catherine Brandon die Gründung der Ausländergemeinden mit einer Bittschrift an den König und mit einer Bürgschaft (Pettegree 1986, 31). Für a Lasco waren es gute Jahren in London, mit Unterstützung vom König und von Cranmer und mit weitreichenden Freiheiten, ein reformiertes Gemeindeleben zu gestalten (Rodgers, Jürgens). Er zeigte sich später Catherine Brandon gegenüber dankbar.
3. Eine neue Familie. Flucht
Unter Edward VI. konnte Catherine Brandon ihre evangelische Gesinnung ausleben. Ihr alter Intimfeind Stephen Gardiner verbrachte diese Jahre im Tower of London und als sie ihn im Vorbeigehen sah, bemerkte sie mit lauter Stimme: „Es ist lustig für die Lämmer, wenn der Wolf weggesperrt ist.“ (Foxe, 1583 edition, Book 12, 2102-2105)
Die kirchlichen Reformen galten vor allem dem Gottesdienst und den Kirchengebäuden (MacCulloch 1999). Die alte katholische Ausstattung wurde aus den Kirchen verbannt, versteckt, verkauft oder verbrannt. Catherine Brandon, die in Lincolnshire Patronatsrechte für viele Kirchen besaß, hatte früher oft Pfründe an von ihren Klöstern vertriebene Mönche vergeben. Jetzt gab sie die Pfründe an verheiratete Männer mit Universitätsausbildung und gründete Schulen (Harkrider 84-94).
Auf Grimsthorpe hatte sie immer Kaplane mit evangelischer Gesinnung – und Hugh Latimer predigte dort als Dauergast.
Ein paar Jahre nach dem Tod ihrer Söhne heiratete sie einen Mann, den sie gut kannte und der ihre Religion teilte: Richard Bertie (1517-1582), ihr „gentleman usher“. Er war vom Adel, aber der niedere Adel tat beim Hochadel Dienst, sowie der Hochadel dem Königshaus diente. Sie heiratete einen Mann, der gebildet war, mehrere Sprachen beherrschte und ihr im Alltag treu zur Seite stand. Der „gentleman usher“ war eine Art Zeremonienmeister und er regelte vermutlich ihren Haushalt. Dennoch heiratete sie unter ihrem Stand. Anscheinend fühlte sie sich nach dem Tod ihrer Söhne frei, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Es war wohl Hugh Latimer, der sie 1553 auf Grimsthorpe traute (Read 92). Während Catherine Bertie im Jahr danach schwanger wurde und 1554 eine Tochter, Susan, gebar, starb Edward im Sommer 1553. Seine Schwester Maria bestieg den Thron. Sie war immer katholisch gewesen, hatte in den vergangenen Jahren deswegen Streit mit ihrem Bruder gehabt und war überzeugt, dass sie das Werkzeug Gottes war, um England wieder zum katholischen Glauben zurückzuführen. Zuerst wurde die Messe wiedereingeführt. Die Gemeinden versuchten, ihre Kirchen so auszustatten, dass sämtliche Riten durchgeführt werden konnten – die Gemeinden, die vorher ihr Inventar versteckt hatten, konnten sich glücklich preisen (Loades 2010).
Sehr viele Engländer waren ohne Zweifel froh, zu den alten Sitten und Ritualen zurückzukehren. Andere hatten sich an die Gottesdienste in der Landessprache gewöhnt, lasen ihre Bibel auf Englisch und sahen die Messe als Götzendienst an. Diese Leute – vor allem in London – trafen sich heimlich zu Gottesdienst und Gebet.
Die ersten, die den Ernst der Lage spürten, waren die Ausländergemeinden. September 1553 bestieg a Lasco mit einem Teil seiner Gemeinde drei Schiffe und fuhr nach Dänemark. Im lutherschen Land war die Gruppe als reformierte nicht willkommen und sie setzte ihre Reise nach Emden und schließlich nach Frankfurt fort. Gardiner, der Lordkanzler Marias geworden war, entwickelte eine Technik, um Ketzer loszuwerden: er lud sie zum Gespräch ein! Meistens wurden diese ob dieser Einladung so erschrocken, dass sie sofort England verließen (Pettegree 1986, 115f).
Ostern 1554 erging dann die Einladung Gardiners an Richard Bertie. Gardiner listete alle die Kränkungen, die Catherine Bertie ihm zugefügt hatte, auf und fragte, wie Catherine es mit der Messe hielt. Die Königin wollte Philipp von Spanien heiraten und bei der Gelegenheit könnte Catherine Bertie – immer noch Herzogin von Suffolk – Anstoß erwecken: sie hatte immer noch nicht die Messe auf Grimsthorpe eingeführt und konnte bei den Hochzeitsfeierlichkeiten nicht teilnehmen, obwohl ihre Mutter dem spanischen Hochadel angehört hatte. Als ihr Gatte war Bertie für sie juristisch und religiös verantwortlich. Er verteidigte ihre Gewissensfreiheit und schlug vor, er solle Geld, das der Kaiser Charles Brandon schuldete, bei Karl V. eintreiben. Dafür erhielt er eine Ausreisegenehmigung und versuchte, Asyl für Catherine und Susan, die im selben Jahr geboren worden war, zu finden. Im Herbst 1554 wurden die mittelalterlichen Ketzergesetze wieder in England eingeführt mit Wirkung vom 20. Januar 1555. Anfang Januar 1555 verließ Catherine Bertie in der Nacht ihr Haus in London mit dem Kind und ein paar Dienstboten (Foxe, Hrsg. Cattley 1839, Bd.8, 569-572).
Maria Tudor hatte vorerst die wichtigsten Geistlichen im Visier: die Bischöfe Cranmer, Ridley und Latimer waren schon in Gefängnis. Am 28. Januar wurde Anklage gegen andere leitende Evangelische erhoben. Alle starben den Märtyrertod – was seitens der Regierung vielleicht nicht vorgesehen oder gar erhofft war (Loades 2010, 81-96). Viele Mitglieder der Oberklasse, vor allem die Schwester der Königin, Prinzessin Elizabeth (http://www.frauen-und-reformation.de/?s=bio&id=115) und William Cecil, der Freund Catherine Berties, blieben in England und gingen zur Messe. Andere ergriffen die Flucht (Garrett).
Catherine Bertie hatte eine abenteuerliche Reise in die Niederlande vor sich. Den Ärmelkanal im Winter zu überqueren erwies sich als schwierig. Nach Wochen erreichte sie endlich Land, wurde von Richard Bertie (Garrett, 87-89) empfangen und nach Xanten gebracht. Sie wussten, dass sich die wallonische Flüchtlingsgemeinde aus London mit ihrem Pfarrer François Perussel im benachbarten Wesel aufhielt, und wollten auch dorthin. Xanten war katholisch und dort konnten sie nicht bleiben. Während sie noch in Xanten ihren Asylbescheid abwarteten, erfuhren sie, dass sie erkannt worden seien, und beschlossen, zu Fuß nach Wesel zu laufen ohne Bedienstete und Gepäck, nur sie drei, als ob sie einen Spaziergang machten. Es war kalt und frostig und während sie unterwegs waren, regnete es auf den gefrorenen Boden. Völlig durchnässt kamen sie in Wesel an. Keine Herberge wollte sie hereinlassen und am Ende suchten sie Schutz unter dem Vordach der Kirche (St. Willibrord?). Richard Bertie suchte nach Feuerholz und fand mit Hilfe einiger Schuljungen, die mit ihm Latein sprechen konnten, das Haus, wo Pastor Perussel gerade zu Abend aß. Groß war die Freude des Wiedersehens. Die Berties erhielten trockene Kleider und am nächsten Tag wurde ihnen vom Stadtrat Asyl gewährt (Foxe 1839, Bd. 8, 572-574).
Wesel hatte schon 1545 eine Gruppe wallonischer Weber aus Tournai aufgenommen. Man konnte die Handwerker gut gebrauchen und versicherte sich nur, dass die keine Wiedertäufer waren. Sie konnten Predigtgottesdienste in eigener Sprache halten, aber Sakramentsverwaltung wurde ihnen nicht zugestanden. Sie mussten mit der lutherschen Stadtgemeinde die Sakramente empfangen. Sie suchten Rat bei Calvin und er ermahnte sie zur Besonnenheit (CO 20, 419ff, Nr.4169; Weseler Konvent, 28ff). Als Perussel im Herbst 1553 mit den Wallonen aus England ankam, wiederholten sich die Probleme. Die Flüchtlinge hatten in England weitgehende Selbständigkeit genossen. Wieder schrieb Calvin an sie und mahnte zur Geduld (13.3.1554, CO 15, 78ff; a.a.O. 31f). Perussel schrieb allerdings auch an a Lasco und wurde von ihm unterstützt, Selbständigkeit für seine Gemeinde einzufordern. Das ging natürlich nicht gut. Melanchthon wurde um ein Gutachten gebeten, aber die Stadt entschied für sich, dass die Flüchtlinge weiterziehen mussten. Im März 1557 verließen die Engländer Wesel, nachdem sie sich beim Rat für den Aufenthalt bedankt hatten. Sie zogen nach Bern, wo sie sich im Aarau (Garrett, 353-356) niederlassen durften. Perussel zog mit einer Gruppe nach Frankfurt (Denis, 161-222).
Catherine und Richard Bertie waren schon längst nicht mehr in Wesel. Am 12. Oktober 1555 hatte Catherine einen Sohn, Peregrine (Lat. Peregrinus = Fremdling) geboren und ihn am 14. Oktober in St. Willibrord taufen lassen. Sehr viele Engländer hatten im Laufe des Jahres sich ihnen angeschlossen und durften englische Gottesdienste (ohne Sakramentsfeier) abhalten. Zwei frühere Bischöfe waren unter ihnen: Miles Coverdale, der Tyndale`s Bibelübersetzung vervollständigt hatte (Garrett, 132-134), und William Barlow (Garrett, 80). Im Herbst 1555 setzte sich Miles Coverdale beim Pfalzgrafen und Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken für die Berties ein. Coverdale hatte durch die Empfehlung von Conrad Hubert, Bucers Sekretär, eine Stelle als Schulmeister in Bad Bergzabern inne. 1555 kehrte er dorthin als Kaplan zurück. Dadurch war er dem Pfalzgrafen bekannt. Dessen Vetter, der Kurfürst Ottheinrich von der Pfalz, bot der Herzogin sein Schloss Weinheim als Wohnung an (Harkrider).
Dort kam im Juli 1556 ein Kurier von Maria Tudor an. Im Herbst 1555 hatte das Parlament in London einen Gesetzesvorschlag Marias zu Konfiskation des Besitzes der Glaubensflüchtlinge abgeschmettert. Nach geltendem Recht wurde nur der Besitz von verurteilten Schwerstverbrechern und Aufrührern konfisziert. Das Parlament lehnte es ab, diese Gesetzgebung auf die Glaubensflüchtlinge zu erweitern (Loades 2007, 45f). Maria hatte jedoch im folgenden Jahr Briefe an wohlhabende Glaubensflüchtlingen geschrieben, und ein gewisser John Brett als Kurier sollte sie überreichen. In seinem Report über seine Reise vermied Brett es sorgfältig, sich zum Inhalt der Briefe zu äußern. Ihrerseits wollten die Adressaten sie gar nicht entgegennehmen. In Frankfurt klagten sie über Brett beim Bürgermeister, in Weinheim vertrieben ihn die Dienstboten der Herzogin mit Steinen. Sie verklagte ihn beim Kurfürsten und er verbrachte einiger Zeit in Heidelberg im Gefängnis. In Straßburg schließlich wurde er von einem bewaffneten Mann von den Flüchtlingen ferngehalten (Brett). Unverrichteter Dinge musste Brett zurück nach England.
In Weinheim hatte Catherine Bertie große Ausgaben: sie sollte ihren Lebensstil aufrechterhalten und den Haushalt bezahlen (Harkrider, 109). Es muss sich herumgesprochen haben, dass ihr Geld knapp wurde. In Polen hörte Johannes a Lasco davon (vielleicht stand er immer noch in Verbindung mit Frankfurt?) und ersuchte König Sigismund II. Augustus um Hilfe für sie. Der Wojwode (=Pfalzgraf) von Vilnius, Mikolai Radziwill, selbst überzeugter Reformierter, sorgte dafür, dass der König ein an die Krone heimgefallenes Lehen in Kraziai in Litauen den Berties schenkte.
Dieses königliche Hilfsangebot erfreute die Berties sehr. Sie wagten jedoch nicht das Angebot ohne weiteres anzunehmen, sondern schickten den früheren Bischof von Bath und Wells, William Barlow, nach Polen. Dieser hatte schon für sie in Weinheim die Verhandlungen mit John Brett geführt, da die Berties, wie die anderen Flüchtlinge auch, direkten Kontakt mit Brett und seinen Briefen vermieden. William Barlow wurde auf seiner Reise von John Burcher (Garrett, 100f) begleitet, einem Kaufmann, der angeblich lernen sollte, in Krakau Bier zu brauen, der aber in seinen Briefen an Bullinger von Johannes a Lascos Wirken in Krakau erzählte (Cross). Diese Erkundungsreise war erfolgreich, und die Berties mit ihren Kindern setzten sich in Bewegung. Nördlich von Frankfurt trafen sie Soldaten des Landgrafen (Philipp von Hessen?) und der kleine Spaniel der Herzogin griff sie an. Die Soldaten durchbohrten die Karosse mit ihren Bärenspießen und Bertie mit den Hauskerlen verteidigten sie. Im Kampfgetümmel wurde das Pferd des Kapitäns getötet und die Soldaten waren überzeugt, dass diese Wallonen ihren Kapitän umgebracht hatten. Bertie ritt in die nächste Stadt, um die Angreifer von der Karosse wegzulocken. Dort suchte er Schutz im obersten Stock eines Hauses, wo er sich mit seinem Degen verteidigen konnte, bis der Bürgermeister kam, der Latein sprach. Bertie ergab sich ihm. Am nächsten Tag trafen sowohl die Herzogin als auch der Graf von Erbach ein. Der Graf kannte die Herzogin von früher und verneigte sich tief vor ihr - zum Staunen der Bürger (Foxe, 1839, Bd. 8, 574-576).
Ihre weitere Reise verlief ohne Zwischenfälle. Die nächsten zwei Jahre verbrachten sie in Litauen auf ihrem Gut. Im Winter 1558/59 erfuhren sie die Nachricht vom Tod Marias und der Thronbesteigung Elizabeths. Catherine Bertie schrieb an Elizabeth und beglückwünschte sie. Außerdem schickte sie ein kostbares Neujahrsgeschenk. Mit solchen Geschenken zeigte die Königin ihr Wohlwollen und die Untertanen bezeugten ihre Treue. Bald verstand Catherine Bertie jedoch, dass die so sehnsüchtig erwartete Königin mit äußerster Vorsicht vorging: es war nicht ihre Absicht, eine reformierte Kirche nach dem Vorbild von Genf und Zürich einzuführen. Enttäuscht schrieb die Herzogin an ihren Freund Cecil, dass die Englische Kirche weder katholisch noch reformiert sei. Sie lobte Maria Stuart für ihre konsequente Verteidigung der Messe: Sie habe wenigstens Haltung gezeigt! (Read, 132ff, Bainton, 273f)
4. Puritanerin in England
Im Sommer 1959 fuhren die Berties zurück nach England – Fürst Radziwill kaufte das Lehn von ihnen zurück und machte damit die Heimreise möglich. Bei ihrer Ankunft gab Elizabeth der Herzogin alle ihre Güter zurück und bürgerte den kleinen Peregrine ein. Sie wohnten fortan auf Grimsthorpe.
Miles Coverdale, zurück aus Genf, wo er an der englischen Bibelübersetzung („the Geneva Bible“) mitgewirkt hatte, zog vorerst nach Grimsthorpe. Später siedelte er nach London um.
1562 wurde eine neue Ausgabe von den Predigten Latimers verlegt, und in der Widmung an die Herzogin schrieb der Herausgeber Augustin Bernher, der Assistent Latimers, dass sie alles aufgegeben habe, um „ein Flüchtling für Christus und sein Evangelium zu werden“. Sie sei ohne Zweifel vom Exil zurückgebracht worden, „um die Verzweifelten zu trösten und um ein Werkzeug zu werden, damit sein heiliger Name gepriesen sein soll und sein Evangelium verbreitet“ (Goff 238f, Übersetzung M.N.). Damit hatte Bernher den Wunsch geäußert, Catherine Bertie möge den Puritanern beistehen. In der folgenden Ausgabe der Predigten aus dem Jahr 1578, schrieb Bernher in seiner Widmung: „An etliche gab der gnädige Gott eine solche Tapferkeit (= valiant spirit), dass sie alles aufgegeben haben und geduldig in fremden Ländern reisten…“ (Goff, 317). Für Reformierte wie Bernher war die Flucht, um den Glauben woanders bekennen zu können, eine mutige Handlung. Er selbst war zur Regierungszeit Maria Stuarts in London geblieben, um die heimlichen reformierten Gemeinden pastoral zu betreuen. Seine Ablehnung galt den Personen, die in England geblieben waren und zur Messe gingen. Man denke an Cecil und an Elizabeth. (Vollständige Zitate in der Originalsprache im Anhang.)
In den folgenden Jahren bildete sich in der Englischen Kirche ein reformierter Flügel aus Theologen und Laien, die fanden, die Elizabethanische Kirche sei ungenügend reformiert. Diese Gruppierung wurde Puritaner genannt, aber selbst bezeichneten sie sich als „the godly“ = die Frommen. Selbst die von Elizabeth ernannten Bischöfe meinten, man solle die Kirche weiter reformieren („ecclesia semper reformanda“), wurden aber von der Königin zurückgepfiffen.
Vornehme Familien am Hofe – die Sidneys, die Dudleys und die Russells – gehörten zu den Puritanern, aber Catherine schloss sich diesen Kreisen nicht an. Vielleicht wagte sie es nicht, sich mit Elizabeth anzulegen. Während Robert Dudley, Favorit Elizabeths und Graf von Leicester, puritanische Geistliche im ganzen Königreich untergebrachte, konzentrierte Catherine sich auf Lincolnshire (Harkrider, 115-135).
Viele puritanische Landadelige lebten ihre religiöse Überzeugung im häuslichen Rahmen vor. Andachten, Bibellesungen und eine strenge Lebensführung prägten ihren Tagesablauf. Darüber hinaus versorgte Catherine die Kirchen, wo sie Patronatsrecht hatte, mit an der Universität ausgebildeten Pastoren. Die wichtigste Anforderung an einen puritanischen Pastor war die Predigt – die früheren katholischen Priester waren ja vor allem Messpriester und Sakramentsverwalter gewesen. In London war der Bischof vorsichtig bei der Berufung von Puritanern; um 1565 herum entbrannte ein Streit mit diesen Pastoren, weil sie sich weigerten, Messgewändern zu tragen. Einige wenige Kirchen waren frühere Klosterkirchen und standen somit nicht unter der Aufsicht des Bischofs. Catherine Bertie besaß in London das alte Klarissenkloster The Minories und in der dazugehörigen Kirche Holy Trinity ließ sie ihre Kaplane predigen. Diese Gottesdienste wurden von den Puritanern in London besucht (Collinson 1967, 50, 68, 86, Collinson 1983, 259f, Bainton 275f).
Die puritanische Überzeugung der Herzogin minderte nicht ihren Ehrgeiz für ihre Familie. Sie hatte ja noch Zugang zum Hofe durch Cecil, später Lord Burghley. Zuerst versuchte sie Richard Bertie zu Baron Willoughby de Eresby ernennen zu lassen. Das gelang nicht. Dann wollte sie ihrem Schwiegersohn den Titel des Grafen von Kent zuerkennen. Damit hatte sie Erfolg: zwar lebte der Schwiegersohn nicht lange, aber die Tochter Susan wurde Gräfin. Schließlich wurde ihr Sohn Peregrine Baron Willoughby de Eresby.
1550 hatte der Herzog von Somerset ihr vorgeschlagen, seine Tochter mit ihrem ältesten Sohn, Henry Brandon, zu vermählen. Es war ein ehrenvolles Angebot, aber sie schlug es aus mit der Begründung, die jungen Menschen sollten abwarten, ob sie sich lieben könnten (Bainton, 255f). Als Peregrine dagegen im heiratsfähigen Alter war, verliebte er sich in Lady Mary de Vere. Diese Ehe passte nun der Herzogin gar nicht. Die Familie de Vere neigte eher dem Katholizismus zu („…our religions agree not“ Goff 309) und der Bruder Marys, der Graf von Oxford, hatte seine Frau, die Tochter Cecils, sehr schlecht behandelt. Wie dem auch sei, die Herzogin verbrachte ihre letzten Jahren in Klagen über ihre missratenen Kinder und Schwiegertochter. Erst als Catherine Bertie 1580 starb, wurde die Ehe Peregrines anscheinend glücklicher. Er und seine Frau bekamen sieben Kinder und er leistete erfolgreich Militärdienst für Elizabeth. Susan heiratete 1581 in zweiter Ehe einen Offizier, Sir John Wingfield, der für seine Tapferkeit bekannt war.
In Spilsbys Kirche steht ein imposantes Grabmal für Catherine und Richard Bertie mit Büsten von ihnen und biblischen Texten. Die Inschrift lautet: „Sepulchrum D. Ricardi Bertie et Catherinae Ducissae Suffolkiae, Baronissae de Willoby de Eresby, coniug. ista obiit XIX Septemb. 1580. Ille obiit IX Aprilis, 1582“: Das Grab von Herrn Richard Bertie und von Catherine, Herzogin von Suffolk, Baroness de Willoughby de Eresby, seine Gattin. Sie starb am 19. September 1580. Er starb am 9 April 1582.
5. Würdigung
Das Leben der Catherine Willoughby/Brandon/Bertie war von ihrer hohen Abstammung und großem Reichtum bestimmt. Als Witwe behielt sie den Titel ihres ersten Gemahls und war lebenslänglich als die Herzogin von Suffolk bekannt. Nach dem Tod Heinrichs VIII. spielte sie eine herausragende Rolle in der Regierungszeit Edwards V, war eine Vollstreckerin der königlichen Anordnungen und pflegte wichtige Freundschaften (nur mit Wibrandis Rosenblatt haperte es mit der Freundschafft!).
Sie nahm sich das Recht heraus, aus Liebe zu heiraten. Der jakobitische Bühnenautor John Webster schrieb seine etwas blutrünstige Tragödie „The Duchess of Malfi“ über dieses Thema: eine junge Frau, die trotz ihrem hohen Stand es wagt, ihr Liebesglück nachzustreben.
Catherine Bertie wurde in „The Book of Martyrs” von John Foxe aufgenommen, nicht weil sie auf dem Scheiterhaufen landete, sondern weil sie als Flüchtling Zeugnis ihres Glaubens ablegte. Die Quelle für John Foxe ist zweifelsohne Richard Bertie, der Episoden erzählte, in welcher er selbst eine vorteilhafte Rolle spielte. Bertie diente der Herzogin treu und ergeben. Er blieb nicht ohne Kritik. Goff berichtet (S.215), dass auf seinem Porträt auf Grimsthorpe jemand geschrieben hat: „Cendre Bien delguise Toutefois Cendre“: Selbst gut verkleidet bleibt Asche nur Asche. Das war Richard Bertie gegenüber sehr unfreundlich. Die Rechnungen für das Gut Grimsthorpe zeigen, dass er im feinsten Zwirn gekleidet war (Read 149f).
Die Zeit auf der Flucht war von viel Hilfe geprägt. Der Pastor Perussel, die früheren Bischöfe Coverdale und Barlow, die Pfalzgrafen, Johannes a Lasco und Fürst Radziwill – alle halfen sie der Herzogin und ihrer Familie. Gewissermaßen war sie immer von einer schützenden Hülle umgeben. Die Zeitgenossen bewunderten ihren Mut und Bereitschaft, England für ihren Glauben zu verlassen und in fremden Ländern zu leben.
Trotz aller Frömmigkeit verdarb sie sich ihre letzten Jahre mit ihrem Familienzwist. Sie war nie umgänglich gewesen, ihre „heats“ (= hysterische Anfälle) waren berüchtigt und gefürchtet, und sie kränkte nicht nur Stephen Gardiner. Andererseits blieben Bedienstete bei ihr über Generationen hinweg und ihre Briefe an Cecil zeigen eine sehr charmante Frau.
6. Die Herzogin von Suffolk in der Kunst
Das Schicksal der Herzogin inspirierte Dichter und Regiseure: Thomas Deloney (1543-1600) schrieb eine Ballade: „The most Rare and Excellent history of the Dutchess of Suffolk and her Husband Richard Berties Calamities”.
1624 verfasste Thomas Drue (Drew) ein Schauspiel: „The Life of the Duchess of Suffolk“. Es ist abgedruckt in Goff und von mäßigem Interesse.
John Webster´s oben erwähnte Tragödie: „The Duchess of Malfi“ ist von ihr inspiriert, ohne auf historische Fakten Rücksicht zu nehmen.
In der Fernsehserie „The Tudors“ wird sie Catherine Brooke genannt. Nicht nur was den Namen anbelangt hat die Figur mit der historischen Catherine Willoughby nichts gemeinsam. Auch die erste Ehe von Charles Brandon mit Mary Tudor hat mit historischen Tatsachen wenig zu tun.
Die historische Wirklichkeit ist genauso spannend.
Anhang:
Originaltext von Latimer´s Sermons, Widmung von 1562:
„I have set forth these sermons, made by this holy man of God (scil. Latimer), and dedicated them to your Grace, partly because they were preached in your Grace´s house at Grimsthorpe by this reverend father and faithful prophet of God, whom you did nourish, and whose doctrine you did most faithfully embrace, to the praise of God and unspeakable comfort of all Godly hearts, the which did, with great admiration, marvel at the excellent gifts of God, bestowed upon your Grace, in giving unto you such a princely spirit, by whose power and virtue, you were able to overcome the world, to forsake your possessions, lands and goods, your worldly friends and native country, your high estate and estimation with which you were adorned and to become an exile for Christ and his Gospel´s sake; to choose rather to suffer adversity with the people of God than to enjoy the pleasures of the world with a wicked conscience, esteeming the rebukes of Christ greater riches than the treasures of England, whereas the worldings are far otherwise minded; for they have their pleasures among the pots of Egypt, they eat, drink and make merry, not caring what became of Christ, or his Gospel; they be so drunken with the sweet delicates of this miserable world that they will not taste of the bitter morsels, which the Lord has appointed and prepared for His chosen children and especial friends. Of the which he did make you most graciously to taste, giving unto your Grace His spirit that you were able in all the turmoils and grievances the which you did receive, not only at the hands of those who were your professed enemies but also at the hands of them who professed friendship and good-will but secretly wrought sorrow and mischief; to be quiet and patient and in the end, brought your Grace home again to your native country, no doubt to no other end but that you should be a comfort to the comfortless and an instrument by which His Holy name should be praised and his Gospel propagated and spread abroad: to the glory of His Holy name and your eternal comfort in Christ Jesus, into whose merciful hands I commit your Grace with all yours eternally.” (Goff, 238f)
Latimer´s Sermons, Widmung von 1578: „Unto some, the self same most gracious God gave such a valiant spirit that they were able, by His Grace, to forsake the pleasures & commodities of this world, & being armed with patience, were content to travel into far & unknown countries, with their families & households, having small worldly provision, or none at all, but trusting in His providence, who never forsake them that trust in Him.” (Goff, 317)
Literatur:
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Anton Praetorius
(1560 – 6.12. 1613)
Anton Praetorius wurde 1560 in Lippstadt/Westfalen als Sohn von Matthes Schulze geboren. Dem Trend der Zeit entsprechend übersetzte er seinen Namen ins Lateinische und nannte sich fortan Praetorius. Im Alter von etwa 13 Jahren erlebte Praetorius einen Hexenprozess unter Anwendung der Folter, der zu seinem Denken entscheidend beigetragen hat.
Praetorius machte Karriere und wurde 1586 Rektor der Lateinschule in Kamen/ Westfalen. In der Folgezeit kam es zu häufigen Ortswechseln: 1587 lutherischer Diakon in Worms; 1589 zweiter Pfarrer an der ehrwürdigen Katharinenkirche in Oppenheim. Überzeugt von der Radikalität der Botschaft Christi schloss sich Praetorius um 1588 der in seinen Augen fortschrittlichsten Richtung der Reformation, dem Calvinismus, an. 1592 wurde Praetorius zum ersten reformierten Pfarrer in dem Weinort Dittelsheim berufen.
1593 besuchte er das nahe gelegene Herrnsheim in Worms mit dem großen Schloss der Dalberger. Dabei wurde er Zeuge des Dalberger Hexengerichtstages mit der Verlesung der Urgichten (Bekenntnis). Unter schrecklichen Foltern hatten Frauen aus dem Dittelsheimer Nachbarort Hessloch gestanden, Hexen zu sein.
Praetorius schreibt darüber, dass "auch Männer und Weiber verbrannt worden. Für deren Endurteil wurden vom Rathaus aus einem Fenster solche schändliche, närrische und greiflich lügenhafte Dinge von teuflischer Gemeinschaft und Wettermachen öffentlich vorgelesen, dass mir das Zuhören wehe täte und ich mich für keuschen Ohren schämen müsste, dieselben zu erzählen."
Das große Fass
1594 verfasste er in Dittelsheim sein erstes literarisches Werk, ein lateinisches Lobgedicht über das riesige Weinfass im Heidelberger Schloss. Er widmete es dem reformierten Pfalzgrafen Johann Casimir und dem reformierten Kurfürsten Friedrich IV.
Er pries das Fass als ein Zeichen für die gottgefällige Regierung der reformierten Obrigkeit. Die Größe des Fasses wurde von ihm als augenscheinliches Symbol der Überlegenheit des reformierten Glaubens gesehen: „Hier leuchtet die Güte, hier die Majestät, hier die höchste Macht des ewigen Gottes überall heller“.
Dieser gelehrte und fleißige Verkünder von Gottes Wort blieb nicht von den Katastrophen seiner Zeit verschont. Um 1584 hatte er in Kamen seine Frau Maria geheiratet. Ein Jahr später wurde ihr Sohn Johannes geboren, aber schon 1596 riss eine Pestepidemie die Frau von seiner Seite. Wie durch ein Wunder blieben er und sein 12-jähriger Sohn verschont, standen aber Todesängste aus in der dauernden Angst vor Ansteckung.
"De Pii Magistratus Officio"
1596 in seinem Werk "De Pii Magistratus Officio" nimmt Praetorius engagiert Stellung zu den konfessionellen Streitigkeiten. Die Hauptbedrohung der wahren Verehrung Gottes sieht er im Papsttum. In den "verderblichen" Lehren der katholischen Kirche erblickt er den Grund für den Zorn Gottes, der sich in Klimakatastrophen, Hungersnot und Kriegen äußert. Rettung der Menschen kann nur erfolgen, wenn die Bibel nach dem wahren Willen Gottes durchforstet und falsche Traditionen radikal bekämpft werden.
Fürstlicher Hofprediger im ysenburgischen Büdingen und Birstein
In der Schrift "De Pii Magistratus" hatte Praetorius 1596 die wenigen Fürsten besonders hervorgehoben, die den reformierten, den wahren Glauben unterstützten. Dabei nannte Praetorius vornehmlich den Grafen Wolfgang Ernst von Büdingen und Birstein.
Durch das Lobgedicht „De Pii Magistratus“ wurde der Graf auf Anton Praetorius aufmerksam. Er ernannte ihn zum fürstlichen Hofprediger in Birstein, weil er auf der Suche war nach Pfarrern und Lehrern, die die neue reformierte Lehre durchsetzen konnten. Praetorius arbeitete von 1596 bis 1598 als Hofprediger in Ysenburg-Birstein und veröffentlichte auf Deutsch ein Hausbuch für die christliche Familie („Haußgespräch“), einen Katechismus und einige Kirchenlieder.
1597 heiratete Praetorius Sibylle, die Tochter des Pfarrers Pistorius aus Muschenheim bei Lich.
Praetorius und der Hexenprozess von Birstein
1597 begann in Birstein aufgrund von Forderungen der Bevölkerung zur Bestrafung des "Hexengeschmeiß" ein Hexenprozess. Anton Praetorius wurde vom Grafen als Mitglied des Hexengerichts berufen. Praetorius ertrug es nicht, wie unschuldige Frauen durch die Folter in den Tod getrieben wurden. Mehrere der angeklagten Frauen nahmen sich aus Verzweiflung das Leben. Mit beispiellosem Ungestüm begehrte Praetorius auf. Er war Christ, und sein Maßstab war die Bibel. Der Pfarrer wetterte derart gegen die Folter, dass der Prozess beendet und die letzte noch lebende Gefangene freigelassen wurde. Dies ist der einzige überlieferte Fall, dass ein Geistlicher während eines Hexenprozesses die Beendigung der unmenschlichen Folter verlangte - und Erfolg hatte.
Der Schreiber der gräflichen Kanzlei hielt diesen ungewöhnlichen Vorfall fest: "weil der Pfarrer alhie hefftig dawieder gewesen, das man die Weiber peinigte, alß ist es dißmahl deßhalben underlaßen worden".
Kampf gegen Folter und Hexenprozesse
Praetorius hatte Glück, dass er vom Grafen nicht selber als "Hexenbuhle", als Freund der Hexen vor Gericht gestellt, sondern das Land verlassen musste. In Laudenbach/Bergstrasse in der Kurpfalz im heutigen Baden fand er eine neue Pfarrstelle.
Unter dem unmittelbaren Eindruck des Hexenprozesses in Birstein eröffnete Praetorius von Laudenbach aus seinen literarischen Kampf gegen Hexenwahn und unmenschliche Foltermethoden. Gleich nach seiner Ankunft im Jahr 1598 veröffentlichte er unter dem Pseudonym seines Sohnes Johannes Scultetus das Buch: "Von Zauberey vnd Zauberern Gründlicher Bericht".
1602 fasst er den Mut, seinen eigenen Namen als Autor zu verwenden. Praetorius wählte einen unauffälligen Buchtitel, der nicht verriet, dass er den Hexenrichtern ins Gewissen reden wollte. Auf 380 Seiten zerpflückte er alle Vorurteile gegen Hexen. In neun Kapiteln behandelt Praetorius das Zauberwesen und Folter aus biblischer Sicht und in den Kapiteln 10-13 die Rolle der Obrigkeit im Hexenprozess. Jedes Kapitel beinhaltet eine "Erinnerung", die in Form einer direkten Ansprache an die Obrigkeit und die Gerichtsbarkeit erfolgt. Die Ausgabe von 1602 widmete er der Regierung und seinen Landsleuten in der Grafschaft Lippe.
Praetorius Haltung gegen Hexenverfolgung
Anton Praetorius ist auf Seiten der reformierten Theologen einer der ersten radikalen Verfolgungsgegner. In seinem Werk erweist er sich als Kenner der Literatur zu diesem Thema; und zwar die der Gegner wie der Befürworter. Er ist ein absoluter Skeptiker des Hexenglaubens und greift das Delikt in seinem Kern an. Zauberei kann für ihn im Grunde nicht existieren, weil sie "über menschlich Vermögen und wider die natürliche Ordnung Gottes ist".
Wie vieler seiner Zeitgenossen teilt er zwar die Meinung, dass es Zauberei gebe, bestreitet aber, dass Zauberei ein sträflicher Tatbestand sei. Aus reformierter Theologensicht macht er deutlich, dass die Zauberei nur ein Abfall von Gott und ein Pakt mit dem Teufel sei. Aber weder der Teufel noch die Zauberer haben eine über ihre Natur hinausgehende Macht. Hexenflug, Hexentanz und Teufelsbuhlschaft bezeichnet er als als vom Teufel erzeugte Phantasien. Die Zauberei wird von Gott bestraft, rechtfertigt aber nicht die Todesstrafe durch weltliche Gerichte.
Als einzigen Maßstab lässt Praetorius das Wort der Heiligen Schrift gelten. Anfangs basiert seine Argumentation auf dem Alten Testament. Die dort vorgegebene Todesstrafe solle nur für Giftmörder Geltung haben: eine Sünde, für die er die Todesstrafe anerkennt. An der entscheidenden Stelle allerdings geht er vom Neuen Testaments aus und stellt den Sinn des Vergebungshandelns Christi in den Mittelpunkt seiner Argumentation. "Wie der Apostel Paulus sagt: Wir sind nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade" (Röm. 6,14).
Neben der Bibel erkennt er das weltliche Recht an, die „Peinliche Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V.“ von 1532, die „Carolina“. Doch auch hier lässt er nur die Todesstrafe für Giftmorde zu. So sei es auch viel wichtiger, gegen Zauberei und Hexerei präventiv vorzugehen und eine Wiederherstellung des wahren christlichen Glaubens und Verhaltens im Volk zu bewirken.
In seinen Gedanken findet sich die Überzeugung, dass Zauberei nicht ein ausschließlich weibliches Phänomen sei. Er spricht in seinen Büchern fast nur von Zauberern. Frauen als Hexen finden nur am Rande Erwähnung.
Kritik der Obrigkeit
Heftig kritisiert Praetorius das Verhalten der Obrigkeit. Es muss ein Ende sein mit der Tyrannei, die bisher viele unterdrücket, denn Gott fordert Gerechtigkeit. Er fordert von ihnen eine Amtsführung, die sich an Gottes Willen orientiert. "Es sollten die obersten Herren gelehrt sein in Gott, fromm und ein Vorbild.“ „Christliche Obrigkeiten sollen das Werk der Zauberer auf christliche Weise hindern und strafen," und Barmherzigkeit üben.
Kritik der Richter und Juristen
Sein Angriff gegen die verantwortlichen Behörden ist überaus mutig. In schonungsloser Direktheit und unerhörter Schärfe klagt Praetorius die Justiz an: "Ihr seid im Unrecht. Ihr steht in des Kaisers Strafe, denn Ihr seid für mutwillige und öffentliche Totschläger und Blutrichter zu halten!" "Ihr seid des richterlichen Namens und Amtes nicht wert." "Es geht bei Euch Gewalt über Recht. Unter dunklem Schein des Rechtes treibt Ihr öffentliche Gewalt. Ihr legt unbescholtene Leute erst gefangen und wollt nachher erst erforschen, ob sie es verdient haben." "Ihr folgt hierin des Teufels Fußstapfen."
Mit drastischen Worten kritisiert er Rechtsbrüche und Grausamkeit der Juristen: "O Ihr Richter, was macht Ihr doch? dass ihr schuldig seid an dem schrecklichen Tod Eurer Gefangenen? Gott schreibt es auf einen Denkzettel! Welche Richter zu der Ungerechtigkeit Lust haben und unschuldiges Blut vergießen, werden in Gottes Hand zur Rache verfallen und sich selbst in die unterste Hölle hinabstürzen!"
Kritik an den Gefängnissen
Tief ergreifend und grauenhaft ist die Schilderung, die Praetorius aus eigner Anschauung von den Gefängnissen der Hexen und deren Folterqualen entwirft. Einfühlsam beschreibt er die seelischen Folgen der gewaltsamen Einkerkerung. Er verbirgt nicht sein Mitgefühl und sein Entsetzen und fordert: Wenn man Menschen in Gefängnisse einschließt, sollen es anständige Räumlichkeiten sein zur Verwahrung, aber nicht zur Peinigung.
Auseinandersetzung mit der Folter
Praetorius greift nicht nur das aktuelle Unrecht der Staatsvertreter an, sondern spricht der weltlichen Strafgewalt überhaupt das Recht ab, unmenschliche Verfahren und Strafen anzuwenden. Hierbei wendet er sich ganz besonders gegen die Folter, die er als unchristlich und für die Wahrheitsfindung unbrauchbar abweist und die er abgeschafft wissen will (AP Bericht, 1613, S. 217):
Ich sehe nicht gern/ daß die Folter gebraucht wirdt.
- Weil fromme Koenige vnd Richter im ersten Volck Gottes sie nicht gebraucht haben:
- Weil sie durch Heidnische Tyrannen auffkommen:
- Weil sie vieler vnd grosser Luegen Mutter ist:
- Weil sie so offt die Menschen am leibe beschaediget.
- Weil auch endlich viel Leut/ ohn gebuerlich vrtheil vnd Recht/ ja ehe sie schuldig erfunden werden/ dadurch in Gefaengnussen vmbkommen: Heut gefoltert/ Morgen todt.
ebd., S. 179: "Auch findt man in Gottes Wort nichts von Folterung/ peinlicher Verhoer/ vnd durch Gewalt vnd Schmertzen außgetrungener Bekaentnuß/"
ebd., S. 182: "Weil dann die peinliche verhoerung so vnchristlich/ so scharpff/ so gefaehrlich/ so schaedlich/ vnd darzu so betrieglich vnd vngewiß/ soll sie billich von Christlicher hoher Oberkeit nicht gebrauchet noch gestattet werden. Je mehr jemand foltert vnd foltern laesset/ je gleicher er den Tyrannen thut vnd wird."
ebd., S. 235: "Endlich ist gewiß/ der Teuffel fuehlet der Folter Schmertzen nicht/ vnd wirdt dardurch nicht vertrieben."
ebd., S. 239: "Ihr Herrn vnd Richter habt den armen Leuten mit Folterung ...auff den Weg der verzweiffelung gebracht...: Derhalben seyd ihr schuldig an ihrem Todt."
Praetorius beschreibt nicht nur das Unrecht der Täter, sondern auch die Auswirkungen des damaligen Strafvollzugs auf die Opfer und beobachtet präzise seine psychischen und sozialen Folgen. Erschreckend genau ist seine auf eigener Anschauung beruhende Schilderung von den Gefängnissen der Hexen und ihren Qualen. Schon ihre gewaltsame Einkerkerung verursache bleibende seelische Schäden. Er fordert nicht nur die Abschaffung der Folter, sondern auch anständige Räumlichkeiten als Gefängnisse.
Insgesamt ist Praetorius einer der ersten Theologen, der sich von seiner christlichen Grundüberzeugung her mit der gesamten Folterpraxis seiner Zeit auseinandersetzt und diese rechtlich und moralisch verwirft.
Der Reformer (Bildung und Kirche)
Für die Durchführung von Hexenprozessen fordert Praetorius: Ein Verteidiger muss zugelassen werden. Und es braucht immer mehrere Zeugen, nicht nur einen. Alle Angeklagten müssen gleich behandelt werden. „Es soll gelinde gestraft werden, denn Gott züchtigt uns auch in Gnaden."
Praetorius unterbreitet weitere revolutionäre Forderungen: Die Obrigkeit soll nicht strafen, sondern vorbeugen. "Es sollen die Schulen geordnet und bestellt werden, dass Junge und Alte an allen Orten recht gelehrt werden." Die Obrigkeit soll die Ordnung der Ältesten in den Gemeinden bestellen, auf dass dieselben im Namen der ganzen Kirche die Gemeinde des Ortes leiten. "Dazu braucht es tüchtige Mitarbeiter für Kirchen und Schulen, die Gottes Wort geneigt sind. Und daran sollen sie keine Kosten sparen."
Opposition in der evangelischen Kirche gegen Hexenverfolgung
Um 1600 formierte sich in der evangelischen Kirche überkonfessionelle Opposition. Viele Jahre hatte der reformierte Pfarrer Anton Praetorius die Lehre der Lutheraner bekämpft. Deswegen überrascht es, dass er 1613 der dritten Neuauflage seines Berichtes über Zauberey ein kritisches Gutachten lutherischer (!) Theologen aus Nürnberg aus dem Jahr 1602 anfügte. So wurde sein „Bericht“ von 1613 ein überkonfessioneller Appell gegen Folter und Hexenprozesse.
Die lange Liste der Widmungen des Buches zeigt, dass es in Deutschland von Danzig über Westfalen bis zu Rheinhessen unter Theologen und angesehenen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Kritiker der Hexenprozesse gab. Das Anti-Folterbuch des Praetorius erregte Aufsehen und diente vielen Menschen als Unterstützung in ihrer Argumentation.
Praetorius schrieb im Vorwort: "1602 habe ich das Buch meinen Landsleuten in der Grafschaft Lippe gewidmet. Aber in Lippe haben sie mit Folter und Wasserprobe fortgefahren. Nein, ich möchte es jetzt allen Gottesfürchtigen widmen, denn sie sind mächtiger als alle weltlichen Machthaber."
Gemeindepfarrer in Laudenbach
Anton Praetorius verrichtete als Gemeindepfarrer seinen Dienst in dem kleinen Ort Laudenbach. Von seiner Tätigkeit als Gemeindepfarrer heißt es, er sei „allezeit fröhlich im Herren dabei gewesen, freiwillig und reichlich den Armen gegeben, keinen ohne Almosen von sich gelassen und ihnen sein Brot also gebrochen.“ Im Jahr 1602 greift er mit dem Werk „de sacrosanctis“ in den Streit der Konfessionen über die Abendmahlslehre ein.
Neben seiner literarischen Arbeit hat Praetorius “das almosen an diesem ort angefangen, daran gewesen, dass die kirche und der gottesacker ist gebauet worden”. Er hat also eine Armenkasse eingerichtet, kümmerte sich um die Errichtung eines Friedhofs und baute die Kirche um.
Das Hochzeitsgedicht NEMO
Anton Praetorius hat in seinem Leben viel Leid ertragen und sich mit Krankheit herumschlagen müssen. Er überlebte eine Verlobte sowie drei Ehefrauen, die ihm 11 Kinder schenkten, die fast alle sehr früh gestorben sind. 1613 schreibt Praetorius, dass sein einziger Sohn Johannes im Alter von 27 Jahren gestorben ist.
1613 hält Praetorius in Weinheim eine später veröffentlichte Rede anlässlich einer Hochzeit. Sie wird beherrscht vom lateinischen Wort “nemo” (niemand).
Da bin ich, NIEMAND, seht, Männer: NIEMAND merkt auf mich.
Aus dem Gesagten vermag wohl NIEMAND gelehrter zu sein.
NIEMAND hat Gott gesehen: erkennen konnte ihn NIEMAND.
NIEMAND reize leichtfertig Gott zu gerechtem Zorn:
Gottes Zorn wiegt schwer; NIEMAND widersteht ihm.
NIEMAND ist frei von Mühsal, NIEMAND von eigenem Schmerz.
Den wahren Ausgang kennt NIEMAND zuvor.
Vollkommen glücklich wird NIEMAND sein, bevor er stirbt.
NIEMAND vertreibt tödliche Krankheiten, NIEMAND wehrt ab die letzten Pfeile
Ist denn da NIEMAND, der mich hört? NIEMAND, der mir hilft,
NIEMAND, der mir die Toten zurückruft, die ich verloren in diesem Leben?
(Auszugsweise Wiedergabe)
In dieser Rede hat es den Anschein, als ob sich das Glaubens- und Gottesverständnis von Praetorius vollkommen verändert hat.
Beerdigungsansprache für Praetorius
Am Freitag, den 6.12. 1613, entschlief Praetorius im Pfarrhaus in Laudenbach. Am Sonntag, den 8.12.1613 wurde die Beerdigung von Anton Praetorius durch den Pfarrer aus der Nachbargemeinde gehalten. In seiner Beerdigungsansprache schilderte Pfarrer Wolf ausführlich Leben und Wirken seines Amtskollegen. Aber mit keinem Wort erwähnte er das literarische und persönliche Engagement des Laudenbacher Pfarrers gegen Hexenprozesse und Folter, das in ganz Deutschland Beachtung gefunden hatte. Vielmehr charakterisierte er ihn als einen Menschen, der „seine großen Mängel gehabt, den Zorn sich bald überwinden lassen und der Sachen etwas zuviel getan“. Er sagt, dass Praetorius „bisweilen seine Affekte schießen lassen“, also seine Gefühle nicht unter Kontrolle hatte und oft in Streit mit anderen geraten ist. Damit übte er unüberhörbar indirekt Kritik an dessen Kampf gegen den Hexenwahn.
1629
1629, während des 30-jährigen Krieges, in dem Jahr ohne Sommer, als Wetterkatastrophen die Menschen heimsuchten und die Zahlen der Hexenhinrichtungen traurige neue Rekorde erreichten, haben unbekannte Gleichgesinnte sein Buch posthum in vierter Auflage neu herausgebracht.
Aufgrund der heftigen Dispute über die Möglichkeit des Wetterzaubers durch Hexen war die Stellungnahme von Praetorius sicherlich ein entscheidender Grund, dass sein Bericht neu gedruckt wurde. Nach Praetorius kommt von Hexen kein Wetterschaden, wie alle Welt fürchtet. "Alles Wetter kommt von Gott zum Segen oder zur Strafe nach seiner Gerechtigkeit und mag den Hexen nichts davon zugeschrieben werden. Außerdem sind die Mittel, welche Hexen gebrauchen zum Wettermachen ganz und gar kraftlos."
Würdigung
Das Wirken des evangelischen Pfarrers Anton Praetorius verdient ein besonderes Gedenken, wie Zitate aus der Literatur zeigen:
"Unter den verdienstvollen Männern, die im 16. und 17. Jahrhundert der damals in Deutschland so schrecklich wütenden Hexenverfolgung mutig entgegentraten, gebührt eine Ehrenstelle dem wackeren Anton Praetorius." (Paulus, Nikolaus: Hexenwahn und Hexenprozess vornehmlich im 16. Jahrhundert, Freiburg im Breisgau 1910, 183 ff); zitiert von Dr. Otto Schnettler in: Heimatblätter, Organ des Heimatbundes für den Kreis Lippstadt, 20.7.1927
"Diese Schrift gehört zu den wenigen, welche dem 17. Jahrhundert zur Ehre gereichen. [...] Da dieser edle Menschenfreund sehr wenig bekannt ist, so dürfte es angebracht sein, die Erinnerung an seine ziemlich vergessenen Verdienste wieder aufzurichten." (Janssen, Johannes, Pastor Ludwig: Geschichte des deutschen Volkes seit dem Ausgang des Mittelalters. Bd. VIII, Freiburg 1924, S.629f)
Zwei Jahrzehnte hatte Praetorius zur Avantgarde des Calvinismus gehört. Die aufmerksame Lektüre seiner deutschen und lateinischen Schriften macht deutlich, wie er immer neu um einen eigenen Standpunkt ringt, und zeigt die Veränderung seiner Lebens- und Glaubensüberzeugungen. Seine Bücher sind geprägt von fundierter Bibelkenntnis.
Von missionarischem Eifer erfüllt, wurde er zu mehreren Einsätzen in Gemeinden als erster reformierter Pfarrer gerufen. Mit seinem Loblied auf das Große Fass von Heidelberg leistet der Dorfpfarrer einen Beitrag zur Verbreitung des calvinistischen Glaubens. In seiner Schrift "De Pii" forderte er die Fürsten zu einer reformierten und bibelorientierten Erneuerung von Kirche und Nation auf. Mit einem Katechismus, dem Buch "Haußgespräch" und einer Abendmahlslehre leistet er Beiträge zur Durchsetzung der "wahren" Religion.
Der Hexenprozess in Birstein bedeutete die Wende in seinem Leben. Er wurde ein glühender Verfechter der Menschenrechte in Zeiten des Hexenwahns, begründet in christlicher Barmherzigkeit und Nächstenliebe. Er wandte sich gegen alle Formen staatlich- religiösen Terrors und gegen die Folter. Mit seiner couragierten Schrift „Bericht von Zauberey“ hatte er den Menschen seiner Zeit mit Argumenten aus der Bibel Mut gemacht im Einsatz gegen Hexenprozesse und Folter. Besonders beeindruckend sind sein persönliches Eingreifen in einen Hexenprozess und sein Mut, diese Schrift vor 400 Jahren unter seinem eigenen Namen zu publizieren.
Widmungen in seinen Schriften zeigen, dass er in seinem Kampf um die Menschenrechte Unterstützung hatte von Persönlichkeiten in ganz Deutschland. Seine letzte Ansprache erinnert an Worte des Hiob und macht sichtbar, wie ihn an seinem Lebensende persönliche Katastrophen an der gnädigen Vorsehung Gottes zweifeln ließen.
Der Kampf des reformierten Pfarrers Anton Praetorius ist in der evangelischen Kirchengeschichte völlig in Vergessenheit geraten. Obwohl er es in seinem Leben nicht leicht hatte, hat Praetorius das bewiesen, worum wir uns heute im Kampf um mehr Menschlichkeit immer wieder bemühen sollten: Glaube und Zivilcourage.
Lebensdaten von Pfarrer Anton Praetorius
1560 im westfälischen Lippstadt als Sohn von Matthes Schulze geboren. Anton änderte seinen Namen von "Schulze" ins lateinische "Praetorius". Praetorius (von lat. „Praetor“ = Vorsteher, Oberrichter, Schulze).
1585 im Frühjahr bringt seine Frau Maria den Sohn Johannes zur Welt.
1586 Rektor der Lateinschule in Kamen.
1587 bis 1595 als Diakon in Worms und Oppenheim. Pfarrer in Dittelsheim.
1595 Im Oktober erscheint in lateinischer Sprache sein Gedicht von dem großen Fass in Heidelberg.
1596 soll Praetorius als erster reformierter Pfarrer nach Offenbach am Main wechseln in die Grafschaft Ysenburg-Büdingen, die Einführung scheitert jedoch am entschlossenen Widerstand der lutherischen Gemeinde.
1596 Im August veröffentlicht er das 14-seitige Werk "De pii magistratus officio", über des gottesfürchtigen Amtsträgers Pflicht, Recht und Amtsgewalt, zugleich ein Lobgedicht auf Wolfgang Ernst, Herr von Ysenburg, Graf von Büdingen und Birstein.
1596 stirbt Maria, die Frau von Praetorius, als er 36 Jahre alt ist. Die zweite Frau ist am 12. Tag nach dem Kirchgang an der Pest gestorben. Er verlobt sichzum dritten Mal, doch die dritte Frau stirbt drei Tage nach der Abkündigung der Hochzeit.
1596 bis 1598 wird er als fürstlicher Hofprediger nach Ysenburg-Birstein berufen.
1597 Am 8.2. heiratete er Sibylle, die Tochter des Pfarrers Pistorius aus Muschenheim/Lich.
1597 Im Mai veröffentlicht Praetorius auf Deutsch einen eigenen Katechismus und das Buch "Haußgespräch" für die christliche Familie.
1597 Am 3.7. wird Praetorius Zeuge eines Prozesses gegen vier Frauen aus Rinderbügen. Mit wütendem Protest setzt er sich für diese Frauen ein. In den Akten heißt es:
,,weil der Pfarrer alhie hefftig dawieder gewesen, das man die Weiber peinigte, alß ist es dißmahl deßhalben underlaßen worden. Da er mit großem Gestüm und Unbescheidenheit vor der Tür angericht den Herrn D. angefürdert und heftig CONTRA TORTURAM geredet."
Praetorius gelingt es, eine Frau aus der Folterkammer zu retten.
Entlassung durch Graf Wolfgang Ernst.
1598 Pfarrer in Laudenbach in der Kurpfalz. Praetorius richtet eine Armenkasse ein und einen kirchlichen Friedhof.
1598 unter dem Pseudonym seines Sohnes Johannes Scultetus veröffentlicht er das Buch: "Von Zauberey vnd Zauberern Gründlicher Bericht".
1602 fasst er in einer 2. Auflage des "Gründlichen Berichtes" den Mut, seinen eigenen Namen als Autor zu verwenden.
1603 Am 5.8. wird Praetorius in Oberwöllstadt vom Schultheiß in Arrest genommen.
1604 Am 1. Mai schreibt sich sein Sohn Johannes an der Universität in Heidelberg ein.
1605 schließt Sohn Johannes das Studium mit dem Bakkalaureat ab.
1613 stirbt Sohn Johannes im Alter von 28 Jahren.
1613 Am 15. Juni hält Praetorius eine letzte Trauung in Weinheim.
1613 erscheint die dritte Auflage seines Berichtes über Zauberey und Zauberer.
1613 Am 6.12. stirbt Praetorius im Alter von 53 Jahren in Laudenbach/Bergstrasse.
1629 erscheint die vierte Auflage seines Berichtes über Zauberey und Zauberer posthum.
Schriften von Anton Praetorius:
Praetorius, Anton: Vas Heidelbergense (über das große Heidelberger Fass), gedruckt bei Smesmanni, Heidelberg, Oktober 1595, 15 Seiten
Praetorius, Anton: De pii magistratus officio, iure, ac potestate in religione et ecclesiis ad verbi die normam reformandis. carmen elegiacum". illustri ac generoso comiti wolfgango ernesto, domino ab isenburg, comiti a budingen et burstein, ..., ab Antonio Praetorio Lippiano Westphalo, hactenus Tutelshemij Palatinae, deinceps vero Bursteinij Isenburgicae Ecclesiae Ministro. (Lobgedicht auf Wolfgang Ernst, Herr von Ysenburg, Graf von Büdingen und Birstein). Heidelberg, Druckerei des Christoph Löw, im Jahre 1596 im Monat August. 14 Seiten
Praetorius, Anton: Hauptstück (Katechismus) Christlicher Religion sampt den gemeinesten Gebetlein/ und etlichen Fragen/ Jungen und Alten vom wege der Seligkeit zu wissen nötig und gnug: Vor Kirchen und Schulen der Ober und Under Graff und Herrschafft Isenburg/ gebessert und vermehret. Getruckt zu Lich in der Graffschafft Solms/ Durch Nicolaum Erbenium. 1597. Fragment, 4 Seiten
Praetorius, Anton: Haußgespräch, darinn kurtz doch klärlich vnd gründlich begriffen wirdt, was zu wahrer Christlicher Bekanntnuß auch Gottseligem Wandel ... zu wissen von nöhten, Lich 1597. (102 Seiten, ohne Seitenangaben)
Praetorius, Anton: Gründlicher Bericht von Zauberey und Zauberern/ darinn dieser grausamen Menschen feindtseliges und schändliches Vornemen/ und wie Christlicher Obrigkeit ihnen Zubegegnen/ ihr Werck zuhindern/ auffzuheben und zu Straffen / gebüre und wol möglich sey... kurtz und ordentlich erkläret. Durch Joannem Scultetum Westphalo camensem. Gedruckt zu Lich/ in der Graffschaft Solms bey Nicolas Erbenis. 382 Seiten. 1598 (Johannes Scultetum ist ein Pseudonym für Anton Praetorius)
Praetorius, Anton: Clarissimo juris utriusque Doctori Domino Jano Grutero Sponso. Hochzeitsgedicht für Jan Gruter, Mai 1601. 1 Seite
Praetorius, Anton: Gründlicher Bericht von Zauberey und Zauberern: kurtz und ordentlich erkläret durch Antonium Praetorium, 382 Seiten, gedruckt zu Lich/ M.DC I I. 1602
Praetorius, Anton: de sacrosanctis NOVI FOEDERIS IESU CHRISTI SACRAMENTIS IN GENERE ET IN SPECIE TRACTATUS PERUTILIS, ... prodiens AB ANTONIO PRAETORIO, ECCLESIAE LIPPIANAE FILIO, JESU SERVO LAUTENBACI. 1602 LICHAE SOLMENSIUM, Excudebat Wolfgangus Kezelius in consortio CONRADI NEBENII. Drucker: Wolgangus Kezelius und Conradus Nebenius, Lich 1602, 312 Seiten.
Praetorius, Anton: Nemo Ad Desideratissimas R. Et D. I. V. D. Nicolai Emmelii, Ilvesheimensis, E. F. P. Et Lectissimae Urgns Margaretae, R. Et. C. V. D. Johannis Mylaei, Weinheimensis P. Et I. V. Filiae, Spnsrm Nuptias, 15. Iunii. 1613. [Druck:] Lancellotus Heidelberg, 1613 Einblattdruck
Praetorius, Anton: von Zauberey und Zauberern/ Gründlicher Bericht.
Kurtz und ordentlich gestellet: durch Antonium Praetorium Lippiano-Westphalum, Pfarherrn zu Lautenbach in der Bergstraß. Hiezu ist gesetzet Der Theologen zu Nürnberg gantz Christlich Bedencken/ und Warhafftig Urtheil von Zauberey und Hexenwerck. Gedruckt 1613 zu Heydelberg/ durch Johann Lancellot/ In verlegung Andreae Cambier. 313 Seiten (darin inklusive die Vorrede von 1613).
Praetorius, Anton: Vorrede zum Bericht über Zauberey und Zauberer, Heidelberg, 1613
Praetorius, Anton: Gründlicher Bericht Antonii Praetorii Lippiano-Westphali.
Von Zauberey und Zauberern/ deren Ursprung/ Unterscheid/ Vermögen und Handlungen/
Jetzo zum vierdtenmal in Truck gegeben/ sampt einem vollkommenen Register.
Getruckt 1629 zu Franckfurt am Mayn/ Durch Johann Niclas Stoltzenbergern/ In Verlag Johann Carl Unckels/ Buchhändlers daselbsten. Anno M.DC. XXIX. 174 Seiten
Wolf, Reinhard: Christliche Leichpredigt Bey der Begräbnuß deß Ehrwürdigen Wolgelehrten Herren Antonii Praetorii Lippiano-Westphali, gewesenen Pfarrers zu Laudenbach an der Bergstrassen gehalten den 8. Decembris Anno 1613 Durch Reinhardum Guolfium Lichensem, Pfarrern zu Hembspach, Druck: Heydelberg: Lancellot 1614, 22 Seiten.
Dazu sind verschiedene handschriftliche Briefe überliefert.
Hartmut Hegeler
Im Zusammenhang mit der Hexenverfolgung in der Reformationszeit wird gelegentlich mit einem Nebensatz auf den Genfer Reformator Jean Calvin verwiesen. Er soll in seinen Bibelauslegungen zur Verfolgung von Hexen aufgerufen und sich im Hexer- und Hexenprozess von Peney (1545) aktiv um ein scharfes Vorgehen der Justiz bemüht haben. Diese Vorwürfe datieren aus dem Jahr 1947 und wurden im Zusammenhang der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 400. Todestag von Anton Praetorius (1560-1613) erneut vorgebracht.