'Als Christen sehen wir bei uns eine besondere Verantwortung'

Interview mit der Klimaaktivistin Kaja Klenke


© Kaja Klenke

Kaja Klenke, Klimaaktivistin der Bewegung "Christians for Future" ist bei uns beim Deutschen Evangelischen Kirchentag zu Gast. Vorab spricht sie mit uns darüber, was sie sich von Kirchen zum Klimaschutz wünscht.

Reformierter Bund: Fridays for Future – Christians for Future: Was unterscheidet Sie?

Kaja Klenke: Die Christians for Future sind eine Schwester der Fridays for Future, genauso wie zum Beispiel auch die Scientists for Future. Ein besonderes Merkmal bei uns ist der christliche Glaube. Der verbindet uns, gibt uns Zusammenhalt – und das quer über die Konfessionen hinweg. Wir sind ein eine ökumenische Gruppe, aus Protestanten, Katholiken, hier in Göttingen zum Beispiel gibt es auch einige Reformierte. Als unseren Hauptadressaten sehen wir die Kirche. Wir wollen, dass sich die Institution ändert, klimaneutral wird. Als Christen sehen wir bei uns eine besondere Verantwortung, uns für das Klima einzusetzen.

RB: Warum?

Klenke: Biblisch betrachtet: durch den Schöpfungsauftrag und Gebote wie die Nächstenliebe. Die Kirche ist außerdem eine Institution, die viele Menschen bewegt und mit der wir viele Menschen erreichen.

RB: Sind Sie zufrieden, wie Kirchen derzeit diese Verantwortung wahrnehmen?

Klenke: Ich sag mal, es geht immer noch besser. Es gibt einige Beispiele, wo schon ein Umdenken stattfindet. Das hängt aber oft an den Gemeinden, an Einzelpersonen und engagierten Mitgliedern. Uns als Gruppe würde es freuen, wenn auch Menschen, die die Kirche nach außen repräsentieren, das aussprechen. Das würde auch dem Image der Kirchen guttun. Gemeinden brauchen in ihrer Arbeit außerdem mehr Unterstützung: Hilfe bei der Verwaltung und der Organisation, mehr Information. Finanzielle Unterstützung gibt es zwar, aber für die Gemeinden ist es oft aufwändig, an diese Mittel zu kommen.

RB: Wie kamen Sie auf die Idee, bei den Christians for Future mitzumachen?

Klenke: In meiner Schulzeit habe ich schon bei Fridays fot Future mitgemacht. In England habe ich dann einige Zeit Freiwilligendienst bei einer Baptistengemeinde geleistet. Die Mitglieder haben sich dort sehr für Klimaschutz in der Kirche der Kirche engagiert. Das hat mir gefallen, also bin ich in Deutschland zu den Christians for Future gestoßen.

RB: Was genau fordern die Christians for Future?

Klenke: Vor anderthab Jahren haben wir zwölf Forderungen an die Kirchenleitung veröffentlicht. Wir wollen erreichen, dass zum Beispiel pro 100.000 Gemeindemitglieder eine Klimaschutzmanager*innenstelle ausgeschrieben wird. Dass die Kirche klimaneutral wird. Dass Klimaschutz, man könnte sagen: gepredigt wird. Dass also in Gottesdiensten zum Beispiel mit Gebeten und Fürbitten eingegangen wird.

RB: Umweltaktivismus wie z.B. der „Letzten Generation“ mit Straßenblockaden sorgt in diesen Monaten immer wieder für emotionale Diskussionen. Wie weit darf Klimaaktivismus gehen?

Klenke: Ich selber würde es nicht machen, dazu hätte ich zu viel Angst vor der Konfrontation. Ich finde aber nachvollziehbar, warum die „Letzte Generation“ das macht: die Angst vor dem Klimawandel teile ich. Die Proteste sollen aufrütteln. Insofern denke ich, dass die Art dieser Proteste legitim ist.

RB: In den letzten Monaten gibt es in der Bevölkerung, bedingt durch Inflation und wirtschaftliche Unsicherheit, immer auch wieder Klagen: hohe Kosten für neue Heizsysteme, fehlende technische Unterstützung. Können Sie das verstehen?

Ich finde es wichtig, Ängste ernstzunehmen und sie nicht kleinzureden. Unsere Situation zeigt aber auch, wie dringlich die Umstellung auf Klimaneutralität ist und dass wir nicht erst morgen damit anfangen können. Hier sehe ich die Bundesregierung in der Verantwortung.

8. Juni 2023, 15-17 Uhr

Klimawandel kennt keine Grenzen: Zusammen mit Klimaexpert*innen sprechen wir über darüber, warum wir für Klima(un)gerechtigkeit gemeinsam Verantwortung tragen müssen.