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''Kirche muss sich politisch einmischen''
Kirchentag 2025: Gespräch mit Thomas Adomeit

Herr Adomeit, wofür müssen Menschen heute mutig, stark und beherzt sein?
Thomas Adomeit: Wir leben in einer Zeit, in der es Mut braucht, zu seiner Haltung, zu seiner Weltanschauung zu stehen. Wir leben in einer Zeit, in der man Stärke braucht, um Diskussionen auszuhalten. Und wir leben in einer Zeit, in der man Beherztsein braucht, um umzusetzen, was einem wichtig ist. Deshalb ist das Motto für mich nicht nur eine wunderbare Ansage für unsere Zeit. Sie ist auch ein Aufruf an uns, die Begegnungen, die Erlebnisse, die Gebete des Kirchentags gestärkt weiterzutragen.
Haben Christen hier eine besondere Verantwortung?
Nicht eine besondere Verantwortung. Christ*innen sind vielmehr in die Welt gesendet: Geht hin, taufet, kümmert euch um den Nächsten, die Schwerkranken, die Menschen, die im Gefängnis sind. Aber auch: Erzählt von der Liebe Gottes. In dieser Nachricht liegt eine unheimliche Kraft: die Hoffnung nicht zu verlieren, obwohl es manchmal hoffnungslos aussieht. Die Liebe nicht zu verlieren, auch wenn man auf Ablehnung stößt. Den Glauben nicht zu verlieren, der mir Hoffnung und Liebe ermöglicht.
Kriege, Klimawandel, Brüche in der Gesellschaft: Viele Menschen erleben in dieser Zeit eine Unsicherheit. Was kann ihnen Halt geben?
Vor 80 Jahren wurde Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg umgebracht. Am Tag seiner Hinrichtung sagte er: „Das ist das Ende – für mich der Beginn des Lebens.“ Bonhoeffer hat von einem so tiefen Vertrauen gelebt, dass er sagte: Es ist nicht mal in dieser Situation hoffnungslos. Denn es gibt ein Weiter. Oder lassen Sie mich es mit den Worten der Bibel sagen: Jesus spricht am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ Er sagt aber auch: „Vater, dein Wille geschehe.“ Am Sonntag wurde er auferweckt. Das ist für mich ein ganz starkes Signal: bei all den Sorgen und Herausforderungen, die wir haben, die Hoffnung nicht zu verlieren.
Wie viel gesellschaftliche Verantwortung ist Christ*innen zumutbar?
Wir sind in einer Gesellschaft, in der vieles professionalisiert ist. Diese Verantwortung müssen wir uns als Christ*innen zurückholen. Wenn wir faktisch selber keine Entscheidungen treffen und nicht bereits sind, Verantwortung zu übernehmen, kann uns Politik bevormunden. Wir müssen deshalb mit unserer Wahl sagen, was wir brauchen und was uns gut tut. Protest und Abwehrhaltung sind nicht genug. Das zu erreichen ist gesellschaftlicher Auftrag und kirchlicher Auftrag.
Die CDU-Politikerin Julia Klöckner sorgte im April mit einem Interview mit der Bild am Sonntag für Kritik: Kirchen seien zu politisch und würden zu „austauschbaren“ NGOs. Was sagen Sie dazu?
Kirchen müssen sich politisch einmischen. Das ist uns mitgegeben. Politische Einmischung gab es schon immer. Jesus hat an Schabbat den Menschen Ähren gebracht und ihnen zu Essen gegeben. Er hat das Gesetz also in gewisser Hinsicht sogar gebrochen, weil er gesagt hat: Der Mensch ist wichtiger als das Gesetz. Politische Einmischung ist auch heute gefragt, wenn unsere Politik Dinge entscheiden, die gegen das christliche Weltbild sind – und, wie ich finde, auch gegen das Grundgesetz. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, so heißt es dort. Wenn wir Menschen an unseren Außengrenzen ertrinken lassen, Fremde aus unserer Gemeinschaft ausschließen, dann ist das ist wider mein christliches Weltbild, wider mein christliches Menschenbild, wider unseren Auftrag. Es täte uns gut, wenn wir offener sind, liebevoller miteinander umzugehen.
RB
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