Psalm 103
„Psalm 103 bezeugt ein Ereignis. Gott hat einen Menschen aus der Sphäre des Todes ins Leben gebracht (V. 4). Heilung und Vergebung hat er geschenkt (V. 3). Die Stilform der Selbstermunterung, in der sich der Sänger die Heilstaten vergegenwärtigt und verkündigt, hat eine fortwirkende Kraft... In Israel (V. 7), im Bund (V. 18) waltet seit Moses Zeit ein gnädiger Gott. Psalm 103 wendet sich in hymnischer Verherrlichung ausschließlich diesem Gott, seinem Wesen und Wirken, zu. All sein Tun ist gekennzeichnet durch Barmherzigkeit und Huld. Seinem majestätischen und gnädigen Walten aber steht die Hinfälligkeit und Nichtigkeit alles menschlichen Lebens gegenüber. Umschlossen ist die tief im Wesen des Menschen liegende Hilfsbedürftigkeit von dem souveränen Vergeben und Erbarmen des himmlischen Königs, dem die Mächte der anderen Welt und alle Schöpfungswerke huldigen.“ (H.J. Kraus)
Die recht bekannte Bereimung von Matthias Jorissen ist mit drei Strophen von August Ebrard durchsetzt, der in Erlangen geboren wurde und dort Professor für Reformierte Theologie, gleichzeitig auch Pfarrer der französisch-reformierten Gemeinde Erlangen gewesen ist. Die Melodie ist sehr bekannt; auch der 90. Psalm wird nach ihr gesungen. Der Psalm kann an jeder Stelle im Gottesdienst Verwendung finden.
1. Lobsinge Gott, erwecke deine Kräfte, / mein Geist, sein Lob sei immer dein Geschäfte. / O bet ihn an, sein Nam ist Majestät. / Lobsing dem HERRN, erheb ihn, meine Seele! / Er sorget treu, dass dir kein Gutes fehle. / Vergiss den nicht, der dich durch Huld erhöht.
2. Preis ihn! Er ließ vor ihm dich Gnade finden, / und er vergibt dir alle deine Sünden. / Er ist dein Arzt, der deine Krankheit heilt. / Ja, er erlöst dein Leben vom Verderben, / krönt dich mit Huld als seines Reiches Erben, / da seine Hand dir Gnad um Gnad erteilt.
3. Preis ihn, der dich mit Speis die Füll erfreuet, / die Jugend dir im Alter noch erneuet! / Er gibt dir gleich dem Adler Kraft und Mut. / Er leitet, die Gewalt und Unrecht leiden, / vom Kummer zum Genusse großer Freuden. / Gott selber bleibt der Armen höchstes Gut.
4. Er schaffet allen Recht, die Unrecht leiden, / und hat geoffenbart seit alten Zeiten / sein herrlich Tun den Kindern Israel. / Er ist barmherzig und von großer Treue, / übt jeden Morgen Gnad und Güt aufs neue. / Sein Lieben bleibt, sein Zorn vergehet schnell.
5. Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden, / zerschlagnen Herzen lässt er Heil verkünden. / Er straft uns nicht in seiner großen Huld, / und züchtigt er, will er uns nur umsorgen. / So weit entfernt der Abend ist vom Morgen, / entfernet er von uns die Last der Schuld.
6. Wie sich erbarmt ein Vater seiner Kinder, / so voll von Huld erbarmt sich Gott der Sünder, / die hier gebeugt vor ihm um Gnade flehn. / Er weiß, dass er uns bildete aus Erde, / ist eingedenk, dass Staub zu Staube werde / und wir ohn ihn ohnmächtig untergehn.
7. Ist nicht der Mensch bei vieler Müh und Plagen / dem Grase gleich in seinen Lebenstagen? / Wie eine Blum des Feldes blühet er. / Es fährt darüber hin des Windes Wehen, / da ist die Blume nimmermehr zu sehen, / und ihre Stätte weiß nichts mehr von ihr.
8. Von Ewigkeit zu Ewigkeit soll währen / die Huld des HERRN für alle, die ihn ehren, / und seine Gnad auf Kindeskindern ruhn. / Sein ewig Heil wird über allen walten, / die seinen Bund, sein göttlich Zeugnis halten / und, was er will, von ganzem Herzen tun.
9. Lobt, lobt den HERRN, ihr seine lichten Heere! / Ihr dienet ihm, auch euch ist’s Ruhm und Ehre, / wenn ihr, wie’s ziemt, stets seinen Willen tut. / Lobsingt dem HERRN, ihr alle seine Werke, / so weit er herrscht, erhebet seine Stärke! / Und du, mein Geist, erheb dein höchstes Gut!
Melodie: Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793, Str. 4, 5, 7 nach August Ebrard 185
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Chormusik zum Genfer Psalter, Domkantorei Berlin