Psalm
Psalmmelodien zum Mitsingen und -summen
Psalm
Der Psalm nimmt uralte mythologische Vorstellungen auf und füllt sie neu aus der Gotteserfahrung Israels. Die Macht Gottes zeigt sich in der Rettung seines Volkes. Er hat sich auf den himmlischen Thron gesetzt: „Du bist aufgefahren zur Höhe und führtest Gefangene gefangen...“ In Eph. 4, 8 f wird der alttestamentliche Himmelfahrtspsalm auf Jesus Christus übertragen.
Die Bereimung von Matthias Jorissen ist sehr bekannt, insbesondere Str. 6. In den jetzt im Gesangbuch erhaltenen Strophen fehlt allerdings das „Himmelfahrts-Motiv“. Str. 6 wird gern am Ende des Gottesdienstes gesungen, doch können auch die anderen Strophen im Gottesdienst Verwendung finden.
1. Erhebet er sich, unser Gott, / seht, wie verstummt der Feinde Spott, / und wie sie vor ihm fliehen. / Sein majestätisch strenger Blick / treibt, die ihn hassen, weit zurück, / zerstreut all ihr Bemühen. / Seht, ihre Herrlichkeit vergeht. / Sie sind wie Rauch im Wind verweht, / umsonst ist ihr Beginnen. / Wie Wachs beim Feuer schmilzt da hin, / so muss der Bösen stolzer Sinn / vor Gottes Blick zerrinnen.
2. Die Frommen stehen hier erfreut / bei Gottes hoher Herrlichkeit / vor seinem Angesichte, / voll Freude dringen sie hervor / und hüpfen alle hoch empor, / bestrahlt von seinem Lichte. / Lobsinget Gott, die ihr ihn seht, / lobsinget seiner Majestät, / macht Bahn ihm, der da fähret / mit Hoheit durch die Wüste hin. / HERR ist sein Nam, erhebet ihn, / jauchzt laut, die ihr ihn ehret!
3. Der HERR, der dort im Himmel wohnt / und hier im Heiligtume thront, / will unser stets gedenken, / will unsrer Waisen Vater sein, / will unsrer Witwen Richter sein, / und keiner darf sie kränken. / Er ist es, der Verlassne liebt / und ihnen eine Wohnung gibt / nach einer langen Irre. / Er macht sein Volk aus Banden los, / er macht es reich, er macht es groß, / setzt Sünder in die Dürre.
4. Du gabst von deinem Thron Befehl, / erlöstest dein Volk Israel, / du stiegst von deinem Sitze, / o Gott, herab ins Rote Meer, / gingst vor uns in der Wüste her / und bliebst an unsrer Spitze. / Da zitterte der Erdenball, / die Himmel bebten überall, / von Furcht vor Gottes Stärke. / Der Sinai verlor den Stolz, / der Fels erzitterte und schmolz. / Seht Gottes Wunderwerke!
5. Ob Erd und Himmel vor dir bebt, / vor deiner Macht in Ängsten schwebt, / wohnt doch dein Volk in Frieden. / Du öffnest deine milde Hand, / und Regen tränkt das dürre Land, / stärkt und erquickt die Müden. / HERR, deine Güte wird allein / die Zuflucht deiner Herde sein. / Du selber bist ihr Leben, / brichst ihnen Tag für Tag das Brot / und wirst den Armen in der Not / aus deiner Fülle geben.
6. Anbetung, Ehre, Dank und Ruhm / sei unserm Gott im Heiligtum, / der Tag für Tag uns segnet, / dem Gott, der Lasten auf uns legt, / doch uns mit unsern Lasten trägt / und uns mit Huld begegnet. / Sollt ihm, dem HERRN der Herrlichkeit, / dem Gott vollkommner Seligkeit, / nicht Ruhm und Ehr gebühren? / Er kann, er will, er wird in Not / vom Tode selbst und durch den Tod / uns zu dem Leben führen.
7. Durch deines Gottes Huld allein / kannst du geführt und sicher sein, / mein Volk, sieh seine Werke! / HERR, führ an uns und unserm Haus / dein Heil, dein Werk in Gnaden aus, / nur du bist unsre Stärke! / Dann sehen Herrscher deinen Ruhm / und werden in dein Heiligtum / dir ihre Gaben bringen, / sich dir, dem wahren Gotte weihn, / in deiner Gnade sich erfreun / und deinen Ruhm besingen.
8. Ihr Königreiche in der Welt, / lobsinget Gott, der euch erhält, / lobsinget seiner Ehre! / Sein Himmel steht von Anfang schon, / dort hat er ewig seinen Thron, / fährt über Land und Meere. / Hörts doch, wenn seine Stimm ergeht, / er redet laut mit Majestät, / gebt Ehre ihm und Stärke! / Seht, groß ist Gott in Israel / und mächtig tönet sein Befehl / am Himmel, seinem Werke.
9. Gott, machtvoll in dem Heiligtum, / wie königlich strahlt hier dein Ruhm, / wir fallen vor dir nieder. / Der HERR ist Gott, der HERR ist Gott, / der HERR ist seines Volkes Gott, / und er erhebt uns wieder. / Wie er sein Volk so zärtlich liebt, / den Schwachen Kraft und Stärke gibt! / Kommt, heiligt seinen Namen! / Sein Auge hat uns stets bewacht, / ihm sei Anbetung, Ehr und Macht! / Gelobt sei Gott! Ja, Amen.
Melodie: 1543 / Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Chormusik zum Genfer Psalter, Domkantorei Berlin
„Es fällt auf, dass in Psalm 127 in einer unüberbietbaren Unmittelbarkeit von dem Walten und dem Wirken Gottes im Leben des Menschen gesprochen wird. Nicht allein die geheimnisvolle Segensmacht Gottes ist Gegenstand der Erwägungen. Gott nimmt fortgesetzt persönlich Anteil an dem Leben des Menschen. Mehr noch: er allein ist der lebenschaffende und lebenerhaltene Herr. Alles Mühen und Sorgen des Menschen, das ohne ihn geschieht, ist vergeblich. Der Mensch lebt ausschließlich von Gottes Eingreifen, Schützen und Geben. Er lebt von der Gegenwart Gottes.“ (H.J. Kraus)
Die Neubereimung geht den Psalm entlang und ist bemüht, insbesondere die Verse 1-5 in eine heute sagbare Fassung zu bringen. Die Melodie ist leicht singbar. Der Psalm kann an jeder Stelle im Gottesdienst verwendet werden, insbesondere dann, wenn seine Aussageabsicht Gegenstand des Gottesdienstes ist. Dies könnte und sollte viel öfter geschehen als üblich, um das segnende Geben Gottes für unseren Alltag stärker ins Bewusstsein zu rücken.
1. Wenn Gott der HERR das Haus nicht baut, / so ist umsonst, was Menschen tun. / Mag niemals auch der Wächter ruhn, / auf den die feste Stadt vertraut, / er späht vergeblich in die Nacht, / wenn Gott nicht selbst die Stadt bewacht.
2. Ihr steht wohl auf beim Morgenrot / und sitzt bis in die Dunkelheit, / erfüllt mit Müh und Plag die Zeit / und esst mit Sorgen euer Brot, / doch eure Hände bleiben leer. / Von Gott allein kommt Segen her.
3. Seht: Kinder, ein Geschenk des HERRN / und Gaben seiner reichen Hand. / Er gibt euch Zukunft und Bestand. / Lobt Gott, ihr Menschen, rühmt ihn gern, / der alles Leben in der Welt / mit seiner Macht schützt und erhält.
Melodie: Genf 1551 / Text: Alfred Rauhaus 1993
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Ps 146 ist durchstrahlt vom Glück des Menschen, der bei Gott Hilfe und Heil gefunden hat. Das Gotteslob erfüllt sein Leben. Der Schöpfer und Heiland wird gepriesen. Der ‚König’ in seiner Macht und Gnade wird geehrt. Zugleich aber wird mit Nachdruck vor dem Vertrauen auf ohnmächtige, hilflose Machthaber dieser Welt gewarnt.“ (H.J. Kraus)
Die Bereimung von Matthias Jorissen ist leicht zu singen. Dabei sollten die Str. 5-7 nicht übersehen werden, die zeigen, für wen das Herz des Gottes Israels schlägt. Der Psalm kann, auch in einer Auswahl einzelner Strophen, zur Predigt hinführen oder ihren Inhalt aufnehmen.
1. Halleluja! Gott zu loben / bleibe meiner Seele Freud. / Ewig sei mein Gott erhoben, / meine Harfe ihm geweiht. / Ja, solang ich leb und bin, / dank, anbet und preis ich ihn.
2. Setzt auf Fürsten kein Vertrauen, / Fürstenheil steht nimmer fest. / Wollt ihr auf den Menschen bauen, / dessen Geist ihn bald verlässt? / Seht, er fällt, des Todes Raub, / und sein Anschlag in den Staub.
3. Heil dem, der im Erdenleben / Jakobs Gott zur Hilfe hat, / der sich dem hat ganz ergeben, / dessen Nam ist Rat und Tat! / Hofft er von dem HERRN sein Heil, / seht, Gott selber wird sein Teil.
4. Er, der Himmel, Meer und Erde / mit all ihrer Füll und Pracht / durch sein schaffendes: Es werde! / hat aus nichts hervorgebracht, / er, der Herrscher aller Welt, / ist’s, der Treu und Glauben hält.
5. Er, der HERR, ist’s, der den Armen, / Unterdrückten Recht verschafft, / gibt mit mächtigem Erbarmen / Hungernden stets Brot und Kraft, / und von Zwang und Tyrannei / macht er die Gefangnen frei.
6. Er, der HERR, ist’s, der den Blinden / liebreich schenket das Gesicht. / Sehet, die Gebeugten finden / bei ihm Stärke, Trost und Licht. / Seht, wie Gott, der alles gibt, / treulich die Gerechten liebt.
7. Er ist’s, der den Fremdling schützet / und die Witwe schirmt im Land, / der die Waisen unterstützet, / ja, sie führt an seiner Hand. / Die ihm ruchlos widerstehn, / lässt er in die Irre gehn.
8. Er ist Gott und Herr und König, / er regieret ewiglich. / Zion, sei ihm untertänig, / freu mit deinen Kindern dich! / Sieh, dein HERR und Gott ist da, / Halleluja, er ist nah!
Melodie: Genf 1562 / Text: nach Matthias Jorissen 1793 / Satz: Claude Goudimel 1565 (Ganzton höher)
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Preis der Gottesfurcht“ ist der Psalm in der Bibel überschrieben. „Es wird im Psalm einem Menschen, dessen Leben vom Leiden gezeichnet ist, die Heilsfülle Gottes zugesprochen. Der Gerechte hat eine große Zukunft – das ist das Hauptthema des 112. Psalms. Und wenn diese Zukunft auch im Alten Testament in irdischen und diesseitigen Versprechungen geschildert wird, so spiegelt sich doch darin die Fülle Gottes, die in die Leiblichkeit hinein Segnungen ausschüttet.“ (H.J. Kraus).
Jürgen Henkys hat den Psalm neu bereimt und in der Form des Lobpreises nachgesprochen, welche Segensverheißungen er enthält. Die dorische Melodie ist eher spröde, lohnt aber das Kennen lernen. Der Psalm kann auch gut als Lesetext verwendet werden.
Wenn im Predigttext eines Sonntags die Liebe Gottes zu uns und die Nächstenliebe angesprochen werden, kann die Bereimung von Jürgen Henkys Konkretionen der Nächstenliebe erbringen, die über den üblichen Rahmen hinausgehen. Die Verwendung des Psalms im Gottesdienst wird unseren Horizont erweitern.
1. Preist Gott in Versen und Gedichten! / Wohl allen, die sich nach ihm richten, / die sich, wenn er gebietet, freuen, / statt seinen guten Weg zu scheuen. / Der HERR trägt ihnen Glück entgegen, / und ihren Kindern blüht der Segen.
2. Sie werden Heim und Nahrung haben, / mit vielen Gästen sich zu laben. / Wer wird sie schänden, wer vertreiben? / Gerechtigkeit muss ewig bleiben. / Hell dringt ein Licht in ihre Nächte: / der Wahre, Gütige, Gerechte.
3. Glücklich, die leihen und nicht fragen, / ob ihre Gelder Zinsen tragen, / und denen Recht in ihren Dingen / mehr gilt als sicheres Gelingen. / Am graden Sinn und Tun gemessen / bleibt der Gerechte unvergessen.
4. Er fürchtet keine schlimme Kunde, / sein Herz lebt auf an Gottes Munde. / Wo Angst und Missgunst um sich greifen, / muss er sich nicht auf Macht versteifen. / Er traut dem HERRN und wird es sehen, / dass die Bedränger untergehen.
5. In Not weiß er sich zu erbarmen. / Er sät und erntet für die Armen / und wird doch groß und bleibt in Ehren, / trotz allen, die es ihm verwehren. / Niemand darf ihm den Weg vertreten. / Preist Gott in allen Alphabeten!
Melodie: Genf 1562 / Text: Jürgen Henkys 1993
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Chormusik zum Genfer Psalter, Domkantorei Berlin
„Charakteristisch für die hymnische Botschaft des 147. Psalms ist die innige Wechselbeziehung zwischen Gottes Heilswirken und Schöpfungswalten. Im dritten Teil des Hymnus wird als die bestimmende Macht dieses Wirkens und Waltens das Gotteswort genannt. In diesem Teil wird auch deutlich, dass Israel ein einzigartiges Privileg unter allen Völkern empfangen hat und empfängt. Mit der Kundgabe des Rechts- und Herrschaftswortes hat das erwählte Volk den Gott kennen und erkennen gelernt, der mit seinem Wort die Natur beherrscht und alle Kreatur trägt und erhält. Zugleich aber hat Israel faktisch in seinem Geschichts- und Naturbereich die großen Segenszuwendungen Gottes erfahren dürfen: die Sammlung und Erneuerung des zersprengten Volkes, den Wiederaufbau der Gottesstadt, die Hilfeleistung für die Rechtlosen und Frieden (Schalom) in Stadt und Land. Gottes Heilswirken ist schöpferisch, neuschaffend. Sein schöpferisches Walten ist heilvoll. Diese Wechselbeziehung bestimmt das Zeugnis des 147. Psalms.“ (H.J. Kraus)
Die schöne Bereimung von Matthias Jorissen nimmt die Aussagen des Psalms in voller Breite auf. Gottes Heilszuwendung wie auch die Segnungen, die in der Schöpfung begegnen, werden beschrieben. Die Melodie ist schön und leicht zu lernen. Der Psalm kann im Gottesdienst gesungen werden, wenn entsprechend seinem Charakter Gott für sein Walten gelobt werden soll.
1. Preis sei dem HERRN! Ihm Lob zu singen, / Anbetung unserm Gott zu bringen, / ist köstlich, lieblich, schön, erquicket, / da er in Huld herniederblicket. / Er lässt uns seine Größe schauen, / er kommt, Jerusalem zu bauen, / und die in der Verbannung waren, / die bringt er heim nach siebzig Jahren.
2. Gott heilet die zerbrochnen Herzen, / und stillt barmherzig ihre Schmerzen. / Er macht durch unsre tiefsten Leiden / uns fähig für die höchsten Freuden. / Er rief den Sternen, und sie kamen, / er zählt und nannte sie mit Namen, / weist jedem seinen Ort zu stehen / und seine eigne Bahn zu gehen.
3. Ja, unser HERR ist groß und prächtig, / er schuf und er gebietet mächtig. / Nur sein Verstand kennt seine Stärke, / umfasset alle seine Werke. / Er tröstet, stärket die Gebückten / und hebt empor die Unterdrückten, / vergilt den Unterdrückern wieder / und stößt sie in den Staub danieder.
4. Singt, singt dem HERRN, ihr Wechselchöre, / tönt, Harfen, unserm Gott zur Ehre, / der uns mit seiner Güt erfüllet. / Seht, wenn er sich in Wolken hüllet, / bereitet er uns seinen Segen / und gibt der Erde milden Regen. / Da stehet Feld und Wald erquicket / und Berg und Tal mit Gras geschmücket.
5. Singt ihm, der, was er schuf, auch liebet / und jedem Tier sein Futter gibet. / Er schaut, ob wir auch Mangel haben, / und hört das Rufen junger Raben. / Der HERR bedarf nicht deiner Werke, / nicht Menschenkraft, nicht Rosses Stärke. / Erfreuen wir uns an dem allen, / Gott hat daran kein Wohlgefallen.
6. Der HERR hat an uns Wohlgefallen, / die hier auf seinen Wegen wallen. / Er will mit Lust auf alle schauen, / die fest auf seine Güte trauen. / Dein HERR ist gütig, mächtig, weise, / Jerusalem, bet an und preise, / komm, Zion, deinen Gott zu loben, / sein Ruhm werd ewig hoch erhoben.
7. Er ist’s, der dich vom Feind erlöste, / macht deiner Tore Riegel feste, / der deine Kinder drinnen segnet, / dir huldreich rings umher begegnet, / der deinen Grenzen schaffet Friede, / der nie wird seines Wohltuns müde, / der dir den besten Segen gibet / und täglich zeigt, dass er dich liebet.
8. Sendt er sein Wort herab auf Erden, / wie schnell muss es vollzogen werden! / Er ruft den Winter, seht ihn eilen, / uns seine Gaben mitzuteilen. / Er bringt den Schnee wie Flocken Wolle, / dass er die Erde wärmen solle. / Er ist’s, der unser Aug erfreuet, / wenn er den Reif wie Asche streuet.
9. Er gibt sein Wort, Gesetz und Rechte / nur, Israel, dir, seinem Knechte. / Zu dieser Ehr und Gottes Freuden / erhob er noch kein Volk der Heiden. / Er ließ sie alle irre gehen, / doch Jakob wollt er hoch erhöhen. / Anbetung, Lob sag seinem Namen, / du Gottesvolk, sag Amen, Amen.
Melodie: Genf 1562 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
Psalm 113 entfaltet hymnisch eine Botschaft, wie sie z.B. in Jesaja 57, 15 im Alten Testament vorliegt. Gottes Erhabenheit und Macht erweist sich in seinem Erbarmen und in der wunderbaren Erhöhung erniedrigter und geschmähter Menschen. Sein Blick in die Tiefe wird zur hilfreichen Tat. Er beugt sich herab zu den Hilflosen und Armen. Als eine besondere Schande galt in der alten Welt die Unfruchtbarkeit. Im letzten Vers des Psalms wird der wunderbar helfende Gott gelobt, der der Unfruchtbaren ‚Wohnung’ gibt. D.h., er gibt ihr eine bleibende Ehe und schenkt ihr Söhne. So wird in V. 5-9 das Wunder des helfenden und erhöhenden Eingreifens Gottes in die Tiefe der Welt bezeugt und im Lobpreis geehrt.
Die schöne Bereimung von Matthias Jorissen, die auch heute noch sprachlich überzeugen kann, ist mit einer leicht singbaren, sehr schönen Melodie versehen. Sie kann zeilenweise im Wechsel gesungen werden. Der Psalm eignet sich besonders als Lied zum Eingang des Gottesdienstes.
1. Singt Halleluja, singt dem HERRN! / Anbeter Gottes, lobt ihn gern. / Lasst seines Namens Ruhm verbreiten! / Es werde Ruhm und Dank und Macht / dem Unvergleichlichen gebracht / in Ewigkeit der Ewigkeiten.
2. Die Sonn erweck den Lobgesang / vom Aufgang bis zum Niedergang, / ihn, ihn, den Herrlichen zu loben, / denn seine Kraft und Herrlichkeit / ist über alle Völker weit / und alle Himmel hoch erhoben.
3. Wo ist ein Reich wie Gottes Reich? / Und wer ist unserm Gotte gleich? / Wer wohnt wie er in lichter Höhe? / Wer übersieht des Himmels Heer? / Wer schaut hinab ins tiefste Meer? / Wer, der auf Erden alles sehe?
4. Er ist’s, der Armen hilft in Not, / Bedrängte rettet aus dem Tod, / dass jedermann sein Lob vermehre. / Er macht sie oft in seinem Reich / den Fürsten seines Volkes gleich / an Weisheit, Schätzen, Macht und Ehre.
Melodie: Straßburg-Genf 1542 / Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Aus dem Klage- und Bittlied der Gemeinde hebt sich das hymnische Mittelstück klar heraus (V. 12-17). Der Gott Israels ist ‚König’ und Weltschöpfer. Unbegrenzt ist die Macht dessen, der die Urmächte überwunden hat und der alles Leben der Schöpfung in seiner Hand hält. Mitten im tiefen Leid der Gottesverlassenheit und Verwerfung (V. 1) hält die Gemeinde an den schöpferischen Heilstaten Gottes fest. In der Klage aber werden die Nöte in einigen Bildern vor Gott ausgebreitet. Die Bitten kreisen dabei immer nur um einen Hauptgedanken: die Ehre Gottes, der Name Gottes ist durch das Zerstörungswerk der Feinde und durch den Unglauben des Volkes angetastet und geschmäht worden. So hat das Psalmgebet nur eine einzige Erwartung, dass Gott seine Ehre wiederherstellen möge.“ (H.J. Kraus)
Von der alten Bereimung durch Matthias Jorissen blieb allein die 7. Strophe erhalten. Im übrigen wurde der Psalm 1990 neu bereimt. Die Melodie ist sehr bekannt; sie entspricht dem 116 Psalm. Der Psalm kann an jeder Stelle im Gottesdienst gesungen werden.
1. Warum, o Gott, willst du in Ewigkeit / dein Volk verstoßen, deiner Schafe Herde / durch deinen Zorn vertilgen von der Erde? / Warum verwirfst du uns für alle Zeit?
2. Gedenke doch, wie du seit Urzeit schon / dein Volk erlöst, dein Erbteil dir erkoren, / wie Treue du und Huld ihm zugeschworen / und Zion wähltest, deiner Gnade Thron.
3. Erhebe dich, Schau das Zerstören an. / Sieh, wie der Feind dein Heiligtum verwüstet. / Hör, wie er sich mit Stolz und Hochmut brüstet / und rühmt, was seines Armes Macht getan.
4. Wir gehn einher in tiefer Finsternis. / Dein Wort ist fern, die Weisung bleibt verborgen / und kein Prophet verkündet uns den Morgen. / Im Dunkel wandeln wir und ungewiss.
5. Ach Gott, wie lange soll der Feind dich schmähn? / Wie lange soll der Widersacher toben? / Wann endlich zeigst du deine Macht von oben / und lässt uns deiner Rechten Stärke sehn?
6. Von alters her bist König du allein, / vollbringst die Taten deines Heils auf Erden. / Selbst Meereswut muss stille vor dir werden, / der Tiefe Macht dir unterworfen sein.
7. Dein ist der Tag, dein ist die Nacht dazu, / du rufst dem Licht und lässt die Sonne glänzen, / du stellest fest der Erde weite Grenzen, / den Sommer wie den Winter machest du.
8. Du bist ein Gott, der Bund und Treue hält. / Gewalttat reckt ihr Haupt in allen Landen. / Führ deine Unterdrückten aus den Banden / und schaffe Recht den Armen in der Welt!
9. Wie lange währt’s, wann kommst du zum Gericht? / Auf, führe deinen Streit, o Gott der Götter! / Sei unser Helfer, sei du unser Retter, / sei unser Heil. O HERR, vergiss uns nicht.
Melodie: Genf 1562 / Text: Str. 1-6, 8, 9: Alfred Rauhaus 1990, Str. 7: Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman