Psalm 78
"Der Psalm feiert die großen Taten Gottes. Die Heilsgeschichte lebt im Bericht, in der Verkündigung. Sie kommt, von Generation zu Generation überliefert, auf die Gegenwart im Worte zu. Aber diese Rühmung und Schilderung der Heilstaten und Wunder Gottes ist durchschossen von einer Mahn- und Warnpredigt, die in der in Israel aufgerichteten Bundes- und Gehorsamsordnung ihre Quelle hat." (H.J.Kraus) Der Psalm klingt aus mit der Erwähnung, dass Gott seinem Volk einen "guten Hirten" in der Person Davids gegeben hat.
Die Neubereimung bringt den sehr ausführlichen und mit vielen Wiederholungen beladenen biblischen Psalm in eine übersichtliche Gedankenfolge. Dabei werden die Aussagen des Psalms inhaltlich entfaltet. Die Melodie ist nicht leicht zu singen, lohnt aber das Erlernen.
Der zweite Sonntag nach Ostern ist der "Hirten-Sonntag". Man muss nicht immer auf Psalm 23 zurückgreifen, auch Psalm 78 und andere bieten zu dieser Thematik geeignete Aussagen.
1. Merk auf, mein Volk, und lass von mir dich lehren, / denn Weisheitsworte sollst du von mir hören. / Was wir von unsern Vätern einst vernommen, / das soll durch uns auf unsre Kinder kommen, / das Wort von Gottes Macht und Wundertat, / und wie er herrlich uns geholfen hat.
2. Er hat sein Zeugnis Jakobs Haus gegeben / und seine Weisung Israel zum Leben. / Noch Kindeskinder sollen es erfahren / und seinen Bund, sein heilig Recht bewahren, / dass sie ihm folgen, ihrem HERRN und Gott, / und nicht vergessen, was sein Mund gebot.
3. Gedenk, mein Volk, des Weges deiner Väter! / Aus harter Knechtschaft führte sie ihr Retter, / vor seinem Volk hat er geteilt die Wogen, / sie sind erlöst und frei hindurchgezogen. / Aus blankem Felsen schlug er einen Quell, / vom Himmel gab er Brot für Israel.
4. Doch sie sind seinem Wort nicht treu geblieben, / von ganzem Herzen ihn allein zu lieben. / Sie waren stets bereit, sich zu empören / und wollten nicht auf seine Weisung hören. / Sie dachten nicht an seinen heilgen Bund, / sie fielen ab von ihm mit Herz und Mund.
5. Da ließ in Nichts vergehn er ihre Tage, / und ihre Freude wandte sich in Klage. / Mit großem Zorn bedrohte er ihr Leben, / – wie mussten sie vor seinem Grimm erbeben! / Aus tiefer Not schrien sie nach seiner Huld, / und er vergab barmherzig ihre Schuld.
6. Er sah, der Mensch ist Fleisch und muss vergehen / und wie ein Windhauch ohne Halt verwehen, / es schwankt sein Sinn, sein Herz kennt keine Treue. / Er sucht sich selbst und sündigt stets aufs neue. / Zum Himmel schreit er auf in seiner Not, / und in der Zeit des Glücks vergisst er Gott.
7. Gott hat sein Volk mit Wundermacht getragen, / als seine Hand Ägypten schlug mit Plagen / und er, ihr Gott, sie in die Freiheit führte, / sie seine Schafe, er ihr guter Hirte. / Er leitete sein Volk mit eigner Hand / durch große Wüsten in sein heilges Land.
8. Er trieb die Völker fort, ließ sie entfliehen, / hat seinem Volk ein Erbteil dort verliehen, / nahm Israel nur sich allein zu eigen: / Nie soll mein Volk sich fremden Göttern neigen! / Doch sein Gebot und Recht verließen sie / und beugten vor den Bildern ihre Knie.
9. Da gab der HIERR sie in der Feinde Hände, / verwarf sein Volk und machte ihm ein Ende. / Er ließ sein Haus und Erbteil selbst verderben, / das Volk sank hin, und alle mussten sterben. / Die jungen Männer fraß des Feindes Schwert, / kein Brautlied wurde mehr im Land gehört.
10. Da ging der HERR hervor aus seiner Kammer / und sah sein Volk im Elend und in Jammer, / erbarmte sich und schlug zurück die Feinde, / nahm Judas Stamm auf ewig sich zum Freunde, / hat ihn allein für immer sich erwählt / und ihn zu seinem Eigentum gezählt.
11. Er hat sein Heiligtum in ihm gegründet / und sich mit Zion ewiglich verbündet, / hat David sich zu seinem Knecht erkoren / und allezeit ihm treu zu sein geschworen. / Der hat dich, Israel, als guter Hirt / mit kluger Hand geweidet und geführt. / Melodie: Genf 1551 / Text: Alfred Rauhaus 1991
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman