akzeptieren
Zehnmal am Tag, an manchen Tagen fünfzigmal oder hundertmal, werde ich elektronisch aufgefordert, einen Text zu akzeptieren. In Wahrheit werde ich genötigt, denn anders komme ich ja nicht weiter. Ein sich selbst aufdrängendes Fenster setzt mir die Pistole an den Kopf, damit ich mein Einverständnis erkläre. Um es los zu werden, muss ich einwilligen. Das wäre denn auch das richtige deutsche Wort.
Nicht um Zustimmung geht es, sondern um Einwilligung! Firmen wollen sich rechtlich absichern und möglichen Klagen vorbeugen. Buttons, die ich im Netz dauernd drücken muss, gleichen spitzen Plastikhüten in Orange, die ich in der neuen Welt ständig umgehen muss, wenn ich weiterkommen will: Slippery when wet! Sie schützen weniger mich vor einem Knochenbruch sondern mehr die Firma vor einem Prozess.
Akzeptieren assoziiert Akzeptanz, ein gesellschaftlich wichtiges Wort mit positiver Konnotation. Nur mit hoher Zustimmung geht Demokratie ihren guten Weg. Wenn ich aber täglich hundertmal aufgefordert werde, geht es um Einwilligung, die ich knurrend gebe, nicht um Zustimmung, die ich verweigern würde, wäre ich nicht genötigt. Das ist schon allein daran zu erkennen, dass ich gerne zustimme, sobald ich genügend weiss, während genau wie ich kaum einer das endlose Kleingedruckte jemals liest, in das er nolens volens einwilligt.
Früher gab es unter Gebildeten den Code c.f., der trotz Unterschrift den Vorbehalt ausdrückte: coactus feci, was heisst, gezwungenermassen hab ich’s getan.
MK