2. Mai 2022
Unser Vater im Himmel. Um Frieden zu beten fällt mir gerade schwer. / Ich danke dir für das Dach über dem Kopf, fließendes Wasser und Strom, / volle Regale im Supermarkt, beim Bäcker und beim Metzger. Für Saat und Ernte. / Für den Gesang der Vögel und das frische Grün in Wiese, Wald und Feld. / Für den Säugling im Arm ihrer Mutter danke ich dir. Dafür, dass es sowas gibt: / Umsorgt, behütet und geliebt und gewollt aufwachsen. Die Welt entdecken, neugierig und mit großen Augen. / Und dann kommen die Bilder und die Nachrichten aus Mariupol. / Wo soll ich hin mit meiner Wut und meiner Trauer, meinem Entsetzen? / Woran soll der Friede denn erkennbar werden, wenn Generäle und Kommandeure / und Soldaten Befehle ausführen, deren Folge so viel Zerstörung und Verletzung und Tod sind? / Wie lange darf das Böse sich noch austoben? / Wie viele Tränen müssen noch fließen, wie viel Leid ertragen werden? / Dein Reich soll doch kommen, dein Wille geschehen, wie im Himmel - so auf Erden. / Kinderlachen soll die Lebensräume füllen, die Ähren der Weizenfelder sollen sich im Wind wiegen, / die Liebenden in der Abendsonne Hand in Hand spazieren. / Unser Vater im Himmel: erlöse uns von dem Bösen. Amen. /
Gerhard von der Heyden, Ronsdorf