Moria - aus aktuellem Anlass
Gott, bitte glaube mir mein Entsetzen über das, was in dem Flüchtlingslager Moria in Griechenland passiert ist. Menschen, die schon eh gezwungen waren, unter schlimmsten Umständen zu leben, haben nun noch ihr letztes Hab und Gut verloren. Und noch immer hilft ihnen niemand. Lass meine Betroffenheit nicht nur vorübergehend und verlogen sein, sondern halte mich an, etwas zu tun.
Gott, bremse mich nicht in meiner Wut über die Art von Politik, die ihre taktischen Schachzüge auf dem Rücken dieser Menschen austrägt und unbarmherzig den Tod von Geflüchteten in Kauf nimmt. Lass mich nicht überdrüssig werden, sondern ermutigend für die, die eine andere Politik durchsetzen wollen.
Gott, sei mir gnädig und lass es mir doch nicht einfach durchgehen, dass ich monatelang andere Themen wichtiger fand und nichts unternommen habe – nicht einmal das wenige, das vielleicht möglich gewesen wäre. Lass mich mutig gegen die Stellung beziehen, die immer noch meinen, dass keine Hilfe nötig wäre.
Gott, mach mich aufrichtig dankbar für die Menschen, die sich seit Jahren um Geflüchtete kümmern – sei es auf Rettungsschiffen, in den Auffanglagern und bei der Integration. Gib ihnen den Mut weiterzumachen und mir die Großzügigkeit, sie wenigstens materiell dabei zu unterstützen.
Gott, mach uns Menschen klar, dass wir füreinander da sein müssen. Mach dem Taktieren ein Ende und ebenso dem Hass und der Hartherzigkeit, von denen überall zu lesen und zu hören ist. Bestärke die Barmherzigkeit und die Menschenfreundlichkeit in uns allen. Wir brauchen dich, wir bitten dich, wir hoffen auf deine Hilfe. Amen.
Georg Rieger, Nürnberg