Psalm 24
1. Der Erdkreis ist des HERRN allein
und alles, was drauf wohnt, ist sein,
sein der Geschöpfe große Heere.
Durch Bäch und Flüsse, die er führt,
hat er die Erde schön geziert,
er gründet sie auf tiefem Meere.
2. Wer darf zum HERRN nach Zion gehn?
Wer darf in seinem Tempel stehn,
der Wohnung, die er sich erkoren?
Wem Herz und Hand der Glaube lenkt,
und wer des Bundes stets gedenkt,
den Gott einst seinem Volk geschworen.
3. Der wird vom HERRN zu jeder Zeit
viel Segen und Gerechtigkeit
vom Gotte seines Heils erlangen.
Wie Jakob wandelt er im Licht
und sucht des HERREN Angesicht,
von Gottes Gnade schon umfangen.
4. Ihr Pforten, hebt das Haupt empor,
erweitert jedes ewge Tor!
Der König kommt, er kommt mit Ehren.
Wer ist der Ehrenkönig dann?
Der HERR, dem alles untertan,
der Überwinder großer Heere.
5. Ihr Pforten, hebt das Haupt empor,
erweitre dich, uraltes Tor!
Der König kommt, er kommt mit Ehren.
Wer ist der König? Er ist Gott,
er wird genannt HERR Zebaoth.
Der ist der König aller Ehren.
Melodie: Straßburg-Genf 1542 / Lyon 1548
Text: nach Matthias Jorissen 1793
Audio-File: Genevan Psalter, Owens, Michael E.
Psalm
„Der Psalm setzt voraus, dass Israel die Wunder Gottes erfahren hat. Ja, der Hymnus geht aus von der Tatsache, dass die weltumfassende Königsherrschaft Gottes im Gottesvolk bekannt ist. Nun werden die Grenzen gesprengt. Der Aufruf zum Hymnus durchdringt alle Bereiche der Schöpfung, er erweckt zum Jubel aller Lande. Bezeichnend ist, dass diesem eschatologischen Lobpreis der Gemeinde Israels die Aufgabe der Verkündigung zufällt. Die Sendung Israels führt nicht in fremde, dunkle Bereiche hinaus, sondern in eine Welt, die schon von der endzeitlichen Huldigung durchpulst und vom Jauchzen der Kreaturen erfüllt ist.“ (H.J. Kraus)
Die schöne Bereimung von Matthias Jorissen ist mit einer strahlenden Melodie versehen, die jedes Kennen lernen lohnt. An einem Sonntag vor Weihnachten kann dieser Psalm im Gottesdienst schon Hinweis auf das strahlende Licht, die Herrlichkeit Gottes sein, die in Israel aufleuchtete und uns in Jesus Christus begegnet.
1. Sing, Erde, sing in frohen Chören / ein neues Lied zu Gottes Ehren. / Groß ist der Gnade Herrlichkeit, / die uns mit frohem Heil erfreut. / Lass täglich ihn dein Loblied hören.
2. Der tote Götze kann nichts geben, / es lebt der HERR und gibt uns Leben. / Den Himmel und die Erde schuf / der HERR durch seiner Allmacht Ruf. / Lasst seinen Namen uns erheben.
3. Was prächtig schimmert, wird zunichte / beim Glanz vor seinem Angesichte. / Wie strahlet Herrlichkeit und Ruhm / hervor aus seinem Heiligtum. / Er ruft euch, Völker, kommt zum Lichte!
4. Kommt, naht euch feierlich geschmücket / ihm, dem sich Erd und Himmel bücket, / und betet an die Majestät, / die über alle Himmel geht / und hier in Gnaden auf euch blicket.
5. Du, Himmel, jauchz dem HERRN zu Ehren! / Du, Erd, sollst seinen Ruhm vermehren! / Du, Meer, erhebe brausend dich! / Ihr, Feld und Wald, rühmt feierlich! / Der HERR lässt seine Stimme hören.
6. Der HERR ist König! Sagt’s den Heiden, / verkündiget es laut mit Freuden. / Die Welt steht fest und wanket nicht. / Er trägt sie, er hält einst Gericht, / wird zwischen Recht und Unrecht scheiden.
Melodie: Genf 1562 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„In Ps 85 erkennen wir eine Gemeinde, die den Anbruch des letzten Heilswirkens Gottes bereits erfahren hat (2-4), die sich aber wieder in einer gottfernen Situation befindet (5-8).
Darum werden Gott die bereits gewirkten Taten in dankbarer Erinnerung vorgehalten, zugleich aber erhebt sich flehendes Bitten, er möge volles, endgültiges Heil schaffen. Die prophetische Antwort sagt dem Bittenden die Erfüllung zu. Die alles umfassenden Aussagen tendieren hin zu der Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde (vgl. Jes. 65, 17ff).“ (H.J. Kraus)
Der Reimpsalter kombiniert eine Strophe von Johannes Stapfer mit zwei Strophen von Matthias Jorissen, die uns diesen schönen Psalm nahe bringen. Die Melodie ist schön und leicht singbar. Die Gottesdienste im Advent stehen, wie unser Psalm, in der Spannung von schon geschehenem und noch ausstehendem, zukünftigem und endgültigem Heil. Um dies herauszustellen, kann der Psalm im Gottesdienst gute Verwendung finden.
1. Du warest vormals gnädig deinem Land, / du schontest es mit väterlicher Huld. / Bei dir, o HERR, das Volk Errettung fand, / und du vergabst aus Gnaden seine Schuld. / In Liebe hatte sich dein Zorn verkehrt, / es bat um Segen und es ward erhört. / So tröste jetzt auch uns mit deiner Gnad, / erbarme dich, vergib die Missetat.
2. Horch nun, mein Geist, ob Gott nicht Antwort gibt / und nicht von Heil zu seinem Volke spricht. / O ja, von Frieden spricht er, denn er liebt / noch treu sein Volk, und er verlässt es nicht. / Nur dass man treu auf seine Worte hör / und niemals wieder sich zur Torheit kehr! / Ja, wer ihn ehrt, dem naht die Hilfe schon, / dass wieder Ehr in unserm Lande wohn.
3. Die Güte wird der Treu entgegengehn, / Gerechtigkeit und Friede küssen sich. / Du, Erde, wirst die Treue blühen sehn, / vom Himmel schaut Gerechtigkeit auf dich. / Gott ist uns gut und gießt Gedeihen aus, / das Erdreich bringt den Segen uns ins Haus. / Seht, vor ihm her geht die Gerechtigkeit, / die unser Land mit jedem Schritt erfreut.
Melodie: Genf 1562 / Text: Str. 1 nach Johannes Stapfer 1719-1803, Str. 2 und 3 nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
Der kurze Psalm ist eine Vertrauensäußerung von großer Zartheit und einzigartiger Intimität. Wie ein gestilltes Kind, das geborgen im Arm seiner Mutter liegt, schaut der Psalmist zu Gott auf. „Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter, so ist gestillt in mir meine Seele“ (V.2). Kann ein solcher Psalm dem einzelnen und der Gemeinde Gottes heute in ihren Existenzängsten nicht neue Zuversicht geben?
Jürgen Henkys hat für den Reimpsalter eine neue Bereimung gemacht, die insbesondere in Strophe 3 die Bedeutung des Psalm für die Gemeinde herausstellt. Text und Melodie sind es wert, dass dieser Psalm zu einem Lied der Gemeinde wird.
1. Du weißt, HERR, dass mein Herz nicht prahlt, / mir nicht den Stolz ins Auge malt. / Was hoch ist, mache ich nicht klein, / das Wunderbare nicht gemein.
2. Die Seele, bald verzagt, bald wild, / ich habe sie bei dir gestillt. / Durch dich umarmt hat sie es gut, / ein Kind, das an der Mutter ruht.
3. Hoff, Volk des HERRN, bei Ihm harr aus! / Wo soll es sonst mit dir hinaus? / Du läufst im Kreis und fürchtest dich. / Der Ewige sorgt mütterlich. / Melodie: Genf 1551 / Text: Jürgen Henkys 1992
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
Beim Tempelfest ziehen Menschen in das Heiligtum ein. In einen typischen Wechsel von Fragen und Antworten, Bekenntnissen und Wiederholungen wird ausgesprochen, wer vor Gott erscheinen darf. Man feiert das Kommen Gottes als König, indem man die Bundeslade im Triumphzug in das Heiligtum trägt. „Die christliche - vielleicht auch die bereits spätjüdische - Gemeinde hat, weil sie dieses Fest nicht mehr kannte, den Psalm auf das endzeitliche Kommen Gottes bezogen. Dieser dann folgerichtig auf die Person des Jesus Christus übertragenen Deutung verdanken wir z.B. das Adventslied ‚Macht hoch die Tür’.“ (Gerstenberger/Jutzler/Boecker)
Die schöne Bereimung von Jorissen besitzt eine ausdrucksstarke Melodie, nach der nicht nur Psalm 24, sondern auch die Psalmen 62, 95 und 111 gesungen werden. Der natürliche Ort dieses Psalms ist der Adventsgottesdienst.
1. Der Erdkreis ist des HERRN allein / und alles, was drauf wohnt, ist sein, / sein der Geschöpfe große Heere. / Durch Bäch und Flüsse, die er führt, / hat er die Erde schön geziert, / er gründet sie auf tiefem Meere.
2. Wer darf zum HERRN nach Zion gehn? / Wer darf in seinem Tempel stehn, / der Wohnung, die er sich erkoren? / Wem Herz und Hand der Glaube lenkt, / und wer des Bundes stets gedenkt, / den Gott einst seinem Volk geschworen.
3. Der wird vom HERRN zu jeder Zeit / viel Segen und Gerechtigkeit / vom Gotte seines Heils erlangen. / Wie Jakob wandelt er im Licht / und sucht des HERREN Angesicht, / von Gottes Gnade schon umfangen.
4. Ihr Pforten, hebt das Haupt empor, / erweitert jedes ewge Tor! / Der König kommt, er kommt mit Ehren. / Wer ist der Ehrenkönig dann? / Der HERR, dem alles untertan, / der Überwinder großer Heere.
5. Ihr Pforten, hebt das Haupt empor, / erweitre dich, uraltes Tor! / Der König kommt, er kommt mit Ehren. / Wer ist der König? Er ist Gott, / er wird genannt HERR Zebaoth. / Der ist der König aller Ehren.
Melodie: Straßburg-Genf 1542 / Lyon 1548 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Das Gottesvolk schaut auf Gottes große Taten zurück und erinnert sich des strahlenden Glücks einer vergangenen Zeit. Aber sogleich erhebt sich die Bitte, Gott möge wieder eingreifen - so wie es vor Zeiten geschah. Dieser Bitte begegnet der trostreiche Zuspruch in 5 und 6. So ist die Bitte in 4 umschlossen von den Heilstaten, die bereits geschehen sind, und von der Erntefreude, die einst aufbrechen wird. Der Gott Israels wirkt in der Geschichte, indem er in fortschreitendem Handeln das Heil schenkt.“ (H.J. Kraus)
Die Bereimung von Matthias Jorissen ist zu Recht weithin bekannt. Die 3. Strophe wurde für den neuen Reimpsalter überarbeitet. Der Psalm ist leicht singbar. Am Ewigkeits- oder Totensonntag erinnert dieser sehr bekannte Psalm der Bibel an die Macht Gottes, die über all unsere Grenzen hinausreicht.
1. Wenn Gott einst unsre Bande bricht, / uns führt gen Zion in sein Licht, / dann wird wie Träumenden uns sein. / Wir gehn zu deinen Toren ein / und jauchzen laut in Gottesfreuden / nach überstandnen Pilgerleiden. / Dann staunt die ganze Welt uns an / und ruft: Das hat der HERR getan.
2. Ja, Großes hat der HERR getan. / Wir staunen auch dies Wunder an / und stehen da und sehn erfreut / auf ihn, den HERRN der Herrlichkeit, / der den Gefangnen Freiheit sendet, / an allen bald sein Heil vollendet. / Du kannst es tun, du, dessen Hand / uns Bäche schafft im dürren Sand.
3. Oft sehn wir, die mit Tränen sä’n, / das reife Korn mit Freuden mähn. / Der Sämann gehet aus und weint, / weil alle Müh verloren scheint, / geht auf und ab, streut seinen Samen / mit Tränen, doch in Gottes Namen, / und kehrt – wie jauchzt sein froher Blick! - / mit reichen Garben einst zurück.
Melodie: Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
Der Psalm beschreibt das Kommen des Gottes, dem alle Himmel und die Erde gehören. Er erscheint in seinem Eigentum und fragt nach dem Recht. Nicht Opfer will er, sondern Gerechtigkeit, die von Herzen kommt. Er erinnert sein Volk an die Weisungen seines Bundes.
Die Bereimung von Matthias Jorissen gibt den Psalm angemessen wieder. Die Melodie ist unbekannt, aber leicht lernbar und schön zu singen. Die Aussagen des Psalms haben im Gottesdienst am Volkstrauertag Gewicht und ihre eigene Autorität.
1. Der Gott, der lebt, der Herr der Herren spricht. / Dir, Erde, gilt’s, verschließ vor ihm dich nicht. / Vom Aufgang bis zum fernen Niedergang / ergeht sein Wort. Bring du ihm Lob und Dank! / Von Zion aus des Tempels Innern strahlet / sein Licht, das alle seine Hoheit malet.
2. Seht unsern Gott, er kommt und schweiget nicht. / In Sturm und Feuer hält er sein Gericht. / Sein Ruf und Wort die ganze Welt durchdringt / und seines Volkes Scharen zu ihm bringt: / Versammelt euch, die ihr die Opfer brachtet / und als Getreue meinen Bund beachtet!
3. Der Himmel rühmt des HERRN Recht und Gericht / Gott hält sein Wort, und er vergisst es nicht. / Hör, Israel, mein Volk, hör mein Gebot, / merk, was ich will: Ich bin der HERR, dein Gott. / Ich frage nicht nach deinen Opfergaben, / du sollst nach mir von ganzen Herzen fragen.
4. Gott opfre Dank, stell dich dem Höchsten dar, / bring dein Gelübde auf den Dankaltar, / dann ruf zu mir in aller deiner Not, / so helf ich dir und rett aus Not und Tod. / Ich bin dein Gott und will’s an dir beweisen, / du sollst mich bald als deinen Heiland preisen!
5. Wer Gott vergisst, den rettet keiner mehr! / Wer bei ihm bleibt, den trägt und schützt der HERR. / Wer nach ihm sucht, sich ihm zum Opfer weiht, / der findet ihn und findet Seligkeit. / Auf diesem Weg kann er durchs Leben gehen / und immerdar vor Gottes Antlitz stehen. /
Melodie: 1543 / Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Ein feste Burg ist unser Gott“ - so hat Martin Luther diesen Psalm nachgedichtet (EG 362). Der Kehrreim hebt mit Nachdruck immer wieder hervor, dass die hilfreiche Gegenwart Gottes jene Burg ist, die in allen Natur- und Geschichtskatastrophen unantastbar und unüberwindbar ist.
Jürgen Henkys hat den Psalm neu bereimt. Schön ist der Kehrvers: „Der HERR ist mit uns. Er gibt Halt. Gewaltig birgt er vor Gewalt.“ Der Psalm kann in zwei Gruppen gesungen werden: Gruppe 1 singt Zeile 1 und 2, Gruppe 2 die Zeilen 3 und 4. Gruppe 1 singt Zeile 5, Gruppe 2 Zeile 6. Beide Gruppen zusammen singen die Zeilen 7 und 8.
1. Gott ist uns Zuflucht in Bedrängnis / und Hilfe gegen das Verhängnis. / Wenn unter uns der Boden bebt, / wir bangen nicht, da er uns hebt. / Wenn rings umher die Berge sinken / und Felsen in der Flut ertrinken: / Der HERR ist mit uns. Er gibt Halt. / Gewaltig birgt er vor Gewalt.
2. Die Stadt, da Lebenswasser rinnen, / ist sein, und er ist bei ihr drinnen. / Er hilft ihr, wenn der Morgen graut. / Sie steht, solange sie vertraut. / Ob Reiche wanken, Völker toben, / Gott spricht sein Wort, wir dürfen loben: / Der HERR ist mit uns. Er gibt Halt. / Gewaltig birgt er vor Gewalt.
3. Kommt her und schaut doch, wie Gott richtet, / wie er den Streit auf Erden schlichtet, / den Speer zerspellt, den Schild verbrennt / dass jeder ablässt und erkennt: / Nur Gott allein kann Kriegen steuern / und im Gericht die Welt erneuern. / Der HERR ist mit uns. Er gibt Halt. / Gewaltig birgt er vor Gewalt.
Melodie: 1543 / Genf 1551 / Text: Jürgen Henkys 1990
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman