THEOLOGIE VON A BIS Z
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Evangelium und Gesetz
Es ist eine der meist gestellten Frage: Was muss ich als gläubiger Mensch in dieser Situation tun? Welche Regeln gelten für mich? Wo sind die Grenzen der Toleranz? Und die andere Seite: In den Kirchen wird viel von Vergebung und von der Gnade Gottes gesprochen. Was bedeutet das aber konkret? Werden pauschal alle Sünden vergeben? Was hilft es dann überhaupt, das Richtige zu tun?
Bei der Frage, was ein Mensch nun konkret zu tun habe, um gottgefällig zu leben, ist für Reformierte entscheidend, ob eine Aufforderung zum Handeln von Gott ausgeht, oder ob sie einer Gesetzlichkeit dieser Welt entspricht. Was Gott für uns Menschen will, geht dem voraus, was er von uns will. Auf dieser Erkenntnis beruhen alle weiteren Ausführungen in Lehre und Unterricht, Dogmatiken und Katechismen.
Gnade vor Gebot im reformierten Katechismus
Im Genfer Katechismus von 1545 geht deshalb der Hauptteil "Vom Glauben" dem Teil "Vom Gesetz" voran. Und auch in seiner Institutio in den Fassungen nach 1539 hebt Calvin die Befreiungstat Gottes, seine Wohltat ausdrücklich hervor, bevor er die 10 Gebote im Einzelnen auslegt. Mit dieser Auslegung hält sich Calvin – anders als Luther in seinem Kleinen Katechismus – an die biblische Fassung des ersten Gebotes. Diese beginnt mit den Worten: "Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe" (2.Mose 20,2). Zuerst hat Gott Israel aus der Sklaverei befreit, dann hat er ihm seine Gebote gegeben.
Der Genfer Katechismus erklärt dazu: "Diese Worte bedeuten so viel, als nennte er sich unsern Erretter. Wenn er uns derart seiner Wohltat würdigt, ist es angemessen, dass wir uns auch als ein ihm gehorsames Volk erweisen" (Frage 137). Die Knechtschaft wird dabei verstanden als "geistliche Knechtschaft der Sünde und der Tyrannei des Teufels" (Frage 138).
Die Gebote als große Freude
Die Institutio sagt, indem Gott Israel an seine Wohltat erinnere, deute er an, "dass sein Volk von der elenden Knechtschaft dazu frei geworden ist, dass es nun seinen Befreier in freudiger Bereitschaft gehorsam verehre" (Institutio II 8,15).
Und im Angesicht dieses Gottes Israels sind die Gebote Gottes eine große Freude: "Da müsste doch jeder von der Liebe zu diesem Gesetzgeber durchdrungen werden, wenn er hört, dass er dazu erwählt ist, seine Gebote zu halten, die Gesetze dieses Gesetzgebers, von dessen Freundlichkeit er alles Gute im Überfluss, ja auch die Herrlichkeit des ewigen Lebens erwartet, durch dessen wunderbare Kraft er sich doch aus dem Rachen des Todes gerissen weiß!"
Der Gott, der die Menschen nicht den Gesetzlichkeiten dieser Welt überlässt
Die Gabe der Gebote, Gottes gute Weisung zum Leben heißt dies: "Gott lässt die Menschen, die er begnadigt, nicht mehr los und überlässt sie nicht sich selbst noch den gottlosen Gesetzen der "Welt". Das Gesetz Gottes ist seine Einschärfung, dass wir Gott gehören und dass es darum eine gute Sache ist, in unserem Tun es zu bejahen und zu zeigen, dass wir ihm gehören und also weder uns noch irgendeinem anderen." (Eberhard Busch, Was heißt reformiert?).
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