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... die schwere Straf und und große Not (EG 146)
Das Wochenlied zum 10. Sonntag nach Trinitatis.
Der 10. Sonntag nach Trinitatis wird traditionell als Israelsonntag gefeiert. Er liegt in zeitlicher Nähe zum 9.Aw, an dem die jüdische Gemeinschaft der Zerstörung beider Tempel in Jerusalem gedenkt. Auch andere Katastrophen in der jüdischen Geschichte, z.B. die Vertreibung der Juden aus Spanien, werden mit diesem Datum verbunden. Der 9. Aw ist für praktizierende Juden bis heute ein Buß – und Trauertag.
Ursprünglich diente der Israelsonntag auch in der Kirche als Tag der Besinnung auf Gottes Gericht und wurde als Bußtag gefeiert. Daher sind beide der früher im liturgischen Kalender vorgeschlagenen Wochenlieder Bußlieder.
Im Blick auf ihre Geschichte mit den Juden hat die Kirche besonders viel Grund, sich vor Gottes Gericht zu fürchten. Selbstgerecht ist sie jahrhundertelang davon ausgegangen, die Zerstörung des Tempels in Jerusalem sei ein Zeichen von Gottes Zorn über die Juden und deren Weigerung, Jesus als Messias anzuerkennen, der Grund für Israels endgültige Verwerfung. Nun sei die Kirche das „wahre Israel.“
Der falschen Lehre folgte eine Blutspur falschen Tuns. Nach der Shoa haben Kirchen endlich begonnen, das Ausmaß ihrer Schuld an den Juden zu erkennen. Den konkreten geschichtlichen Hintergrund gilt es auch im Blick zu haben, wenn man am Israelsonntag singt: „Wir flehn um Gnade nicht um Recht, denn so du, Herr, den rechten Lohn, uns geben wolltst nach unserm Tun, so müßt die ganze Welt vergehn, und könnt kein Mensch vor dir bestehn.“ (146,2).
Aus dem erneuerten Verhältnis von Christen zum Judentum ist dem Israelsonntag inzwischen auch ein neuer Schwerpunkt zugewachsen: Die Treue Gottes zu Israel. Sie kommt im Wochenlied 290 zum Ausdruck, das den Aussagen von Psalm 105 folgt. Dort ist von den Gnadentaten die Rede, die Gott Israel in Treue zum Bund mit Abraham erwiesen hat und vom Auftrag Israels: „...zeiget allen Völkern an, die Wunder, die der Herr getan....“
Die Kommission, die von der EKD zur Revision der Perikopenordnung berufen wurde, hat zu beiden Schwerpunkten Textvorschläge vorgelegt. Die Gemeinden sollten diese Entscheidung ausführlich diskutieren.
In der Theologie wird es – zumal unter Reformierten – kaum einen Dissens geben über Israels bleibende Erwählung. Aber welche Konsequenzen ergeben sich daraus für das Verhältnis zum Staat Israel und zu Juden, die nicht mehr auf die Opferrolle reduziert werden wollen (und können), sondern selbstbewusst, u.U. auch provokativ ihr Judentum leben? Warum tauchen in der Diskussion über den israelisch palästinensischen Konflikt bei Christen so oft einseitige Schuldzuweisungen gegenüber Israel auf? Warum wird diese Diskussion gerade unter Christen so hoch emotional geführt? Wie tief reicht die proklamierte Erneuerung im Verhältnis von Christen zu Juden? An welchen Taten ist sie zu erkennen?
Georg Rieger
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