Taufe

Sakrament: ein Zeichen, das hilft, den Glauben zu nähren

Das reformierte Verständnis der Taufe drückt sich aus in den Worten „Hilfsmittel“, „sichtbares Zeichen“, „Siegel“, „Unterpfand“, „Wahrzeichen“, „Zeichen des Bundes“.

Das Wort Sakrament stammt vom kirchenlateinischen sacramentum, das übersetzt lautet: Verborgenes, Geheimnisvolles, (religiöses), heiliges Geheimnis. In der römischen Profanliteratur bezeichnet sacramentum den Fahneneid (beim Militär). Grundlegend für das reformierte Verständnis der Taufe als Sakrament sind Calvins Ausführungen im Genfer Katechismus.

Das Sakrament der Taufe als zeichenhaftes Hilfsmittel

Calvin erklärt im Genfer Katechismus von 1545 ein Sakrament als ein "äußeres Zeichen des göttlichen Wohlwollens gegen uns, das mit einem sichtbaren Zeichen die göttlichen Gnadengaben abbildet, um in unseren Herzen Gottes Verheißungen zu versiegeln, wodurch deren Wahrheit noch bekräftigt wird" (Frage 310). Gottes Verheißungen in unseren Herzen zu "versiegeln", "die Herzen zu bewegen", die "Gemüter zu erleuchten", das Gewissen "fest und ruhig" zu machen, ist Aufgabe des Heiligen Geistes. Die Sakramente sind nur untergeordnete "Hilfsmittel". Diese "sichtbaren Zeichen" verwendet Gott nur in "Rücksicht auf unsere Schwachheit". Menschen brauchen auf Grund ihrer eigenen irdischen Natur "Abbilder oder Spiegelbilder", um geistliche und himmlische Dinge zu erkennen. Das Zeichen der Taufe hilft den Menschen, Gottes Wohltat zu erkennen.

Glaube und Sakrament

Zum Empfang der Sakramente ist der Glaube gefordert, bewirkt wird er jedoch nicht durch diese Zeichen. Die Gabe des Glaubens in eines Menschen Herz zu legen "liegt allein bei Gott". Er bewirkt dies "durch die Gnadengabe des Heiligen Geistes". Der Glaube muss jedoch "dauernd genährt" werden, "er soll von Tag zu Tag wachsen" . Dazu sind die Sakramente eingesetzt (Frage 319).

Die Taufe als Siegel und Unterpfand

Calvin nennt die Taufe "Siegel" und "Unterpfand" für den Empfang der Gnade. Die den Menschen von Gott zugesprochene Gnade ist aber nicht an die Taufe gebunden. Heil und Segen kommen allein von Christus selbst. Die Taufe ist nicht notwendig zum Heil.

Die Taufe ist ...

..."Zugang zur Kirche"
Die Taufe ist mit Calvin gesprochen "Zugang zur Kirche". Sie ist das "Zeugnis", dass wir "in Gottes Familie aufgenommen werden, damit wir zu seinen Hausgenossen gehören" (Genfer Katechismus Frage 323).

... Abbild für die Vergebung der Sünde
Vergebung der Sünden und geistliche Erneuerung bildet das Zeichen der Taufe ab: Die Vergebung der Sünden ist "eine Art von Abwaschung, wodurch die Seele von ihren Sünden gereinigt wird". Diese Reinigung wird bildlich gezeigt mit dem Wasser, das den Schmutz vom Körper abwäscht (Genfer Katechismus Frage 325). Die geistliche Erneuerung beginnt mit der "Abtötung unseres natürlichen Wesens" mit dem Ziel, "dass wir neue Geschöpfe seien". Die Benetzung des Kopfes mit Wasser zeigt bildlich, dass ein Mensch für einen Moment untertaucht, "nur für einen Augenblick" wie im Grab untergeht, "um sogleich daraus wieder aufzutauchen" (Genfer Katechismus Frage 326).

Missverständnisse

Das Wasser als Reinigungsbad der Seele

Das Wasser ist kein Reinigungsbad der Seele. Die eigentliche Reinigung geschieht durch das Blut Christi. Die "Frucht dieser Reinigung" empfangen wir durch den Heiligen Geist (Genfer Katechismus Frage 327).

Die Taufe hat nichts zu tun mit der Sache, um die es geht

Wer in der Taufe nur ein leeres, nichtssagendes Abbild sieht, das mit dem eigentlichen Anliegen Gottes nichts zu tun hat, übersieht, "dass die Sache selbst damit verknüpft ist". Gott verspricht uns seine Gaben und er enttäuscht uns nicht: "Daher ist es auch sicher, dass uns die Vergebung der Sünden und das neue Leben in der Taufe angeboten und von uns empfangen werden" (Genfer Katechismus Frage 328).

Was folgt aus der Taufe?

Die Getauften sind berufen, Gott wohlgefällig zu leben und seine Gebote zu halten. Im Vertrauen darauf, von Gott gewollt und angenommen zu sein, können wir dies in Taten gegenüber unseren Mitmenschen zeigen (Genfer Katechismus Frage 332).

Die Kindertaufe

Kinder gehören dem Gnadenbund an auch ohne getauft zu sein. Stirbt ein Kind, bevor es getauft ist, geht es nicht verloren. Eine Nottaufe in drohender Lebensgefahr ist deshalb nicht nötig. Die Taufe der Kinder geschieht auf Zukunft hin, eingebettet in den Glauben der christlichen Eltern. Kinder werden getauft "zum Zeugnis, dass sie Erben des Segens sind, der dem Volk der Gläubigen verheißen ist, damit sie als Erwachsene die Wirklichkeit der Taufe erkennen und daraus Nutzen ziehen und bringen" (Genfer Katechismus Frage 339). Calvin begründet die Kindertaufe unter Hinweis auf die Beschneidung. Auch sie ist ein Beispiel dafür, "dass nichts, was Gott eingesetzt hat, mit der Vernunft unvereinbar ist". Die Beschneidung sei nach Mose und den Propheten ein "Zeichen der Buße" gewesen, nach Paulus auch ein "Sakrament des Glaubens", und dennoch habe Gott die Kinder nicht davon ausgeschlossen.

Die Kindertaufe symbolisiert so auch das reformatorische Verständnis vom Glauben: Dies lehnt ab, über andere zu urteilen, wie weit sie im Glauben sind, und sich selbst anzumaßen, dass das Zum-Glauben-Kommen in menschlicher Hand liege.

Karl Barths Versöhnungsdenken (1/4)

Von Dennis Schönberger

Die Taufe als Zeichen des Bundes
Die Taufe in der Sicht einer Bundestheologie
Zwinglis Deutung der Taufe als "Zeichen des Bundes" fand auch Eingang in den Heidelberger Katechismus und ist somit ein noch heute im reformierten Konfirmandenunterricht gelehrtes Taufverständnis.

Barbara Schenck
Die Tauflehre des Heidelberger Katechismus in ökumenischer Perspektive (Fragen 69-74)
Von Michael Beintker
Reformierte Sommeruniversität 2007 in Münster, Vorlesung am 30. August 2007

©Prof. Dr. Michael Beintker
Taufunterricht für Erwachsene
Predigt über Römer 6,1-14 im Gespräch mit Johannes Calvin
Ein Geschenk Calvins: Den Anfang von Vers 5 übersetzt er wörtlicher als Luther und damit sachgemäßer. "Wenn wir in ihn eingepflanzt sind...". Das Fundament besteht somit nicht aus Beton.

Pastor Christoph Rehbein
Das Sakrament der Taufe im kirchlichen Focus
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Wer in seinem Leben nicht frühzeitig als Kind oder spätestens als Jugendlicher mit Kirche, Religion und Glauben in Berührung kommt, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit kaum eine Chance, in späteren Lebensjahren ein positives Verhältnis zu Kirche und Religion zu entwickeln.

Karlfried Petri, Kirchenkreis Siegen, Haus der Kirche, Öffentlichkeitsreferat, 3. Februar 2011
Die Taufe ist kein Sakrament
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„Jesus Christus ist das eine Sakrament“. So versteht Karl Barth das Sakrament in der Kirchlichen Dogmatik (KD). Wie kommt Barth zu diesem Verständnis? Was sagt es über menschliche Freiheit und Gottes souveränes Gott-Sein? Seine Antworten und Thesen hat Michael Weinrich, Professor für Ökumenik und Systematik, auf dem Barth Symposion Anfang Mai vorgetragen. Ein Bericht aus Emden.
 

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