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Der Herr ist mein getreuer Hirt'
Psalm 23 in EG 274 - Wochenlied zum Monntag Misericordias
Welche Bilder ruft diese Nachdichtung von Psalm 23 wach?
Konfirmanden malen häufig eine Idylle: Brave weiße Schäfchen – vielleicht ein aufmüpfig schwarzes darunter – grasen auf einer saftig grünen Wiese um einen alten Hirten herum, der sich auf einen langen Stock stützt. Darüber strahlend blauer, sonniger Himmel, den höchstens ein paar harmlose Schäfchenwolken durchziehen.
Petra Zimmermann, Dompredigerin in Berlin, erwähnt in einer Predigt, dass Karl Barth im Alter auf die Frage, wie er seinen persönlichen Glauben zusammenfassen würde, das Kinderlied zitiert hat: „Weil ich Jesu Schäflein bin, freu ich mich nun immerhin über meinen guten Hirten, der mich wohl weiß zu bewirten, der mich liebet, der mich kennt und bei meinem Namen nennt.“
Psalm 23 – Spiegel kindlichen Glaubens und der Sehnsucht nach einem behüteten Leben? Beides tief in uns verwurzelt oder auch tief in uns begraben? Das ist wohl so.
Gleichzeitig ist Psalm 23 Quelle von Widerstandskraft und großem Trost in den Wirrnissen modernen Lebens.
Der Herr ist mein Hirte – kein anderer darf sich unbegrenzte Macht über mein Leben anmaßen. In diesem widerständigen Geist formuliert Barth die Barmer Theologische Erklärung, und aus diesem Vertrauen heraus widerstehen Christen bis heute totalitären Machtansprüchen von Politik und Wirtschaft. „Ob ich wandert im finstern Tal, fürcht ich doch kein Unglücke in Leid, Verfolgung und Trübsal, in dieser Welte Tücke...“ (Strophe 3)
Der Herr ist mein Hirte. Er geht den Verlorenen nach, findet sie am Rand der Gesellschaft ebenso wie in der Trostlosigkeit der Paläste und führt sie aus heilloser Selbstüberforderung und dem Gefühl totaler Nutzlosigkeit. „Das ist sein werter Heilger Geist, der mich macht wohlgemute.“ (Strophe 2)
Wo kann man von Gottes Güte und Barmherzigkeit hören, sie vielleicht auch spüren? „Gutes und viel Barmherzigkeit folgen mir nach im Leben, und ich wird bleiben allezeit im Haus des Herren eben, auf Erd in der christlichen Gmein, nach dem Tode werd ich sein bei Christus, meinem Herren.“ (Strophe 5)
Sylvia Bukowski, 4. Mai 2014
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