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Was hat Gott ''vor Erschaffung der Welt getrieben''?
Johannes Calvin antwortet auf eine „unredliche“ Frage
Mit der Lehre „Von der Erkenntnis Gottes als des Schöpfers“ fängt Calvin seinen „Unterricht in der christlichen Religion“ (Institutio) an. In dem Kapitel zur „Erschaffung der Welt“ weist er zunächst eine für Christinnen und Christen belanglose Frage zurück:
„Nicht der Betrachtung wert ist der gemeine Hohn, es sei doch verwunderlich, daß es Gott nicht eher eingefallen wäre, Himmel und Erde zu schaffen, sondern daß er einen unermeßlichen Zeitraum hätte müßig verstreichen lassen, wo er doch schon viele Jahrtausende zuvor alles hätte hervorbringen können – und dabei habe die Welt, die doch schon ihrem Ende zugeht, kaum sechstausend Jahre erreicht! Denn die Frage, warum Gott solange damit gewartet habe, ist weder gestattet, noch von irgendwelchem Belang. Wollte unser Verstand dahin vordringen, so müßte er hundertmal auf dem Wege straucheln. Es ist auch nicht von Nutzen, zu erkennen, was Gott absichtlich verborgen sein ließ, um die Bescheidenheit unseres Glaubens auf die Probe zu stellen. Es war schon einsichtig, wenn einst ein alter Mann auf die spöttische Frage, was denn Gott vor Erschaffung der Welt getrieben habe, die Antwort gab, da habe er für vorwitzige Leute die Hölle gemacht!“
aus: Johannes Calvin, Institutio I, 14, 1
Barbara Schenck
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