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Wie Franz das Krippenspiel erfand
Von Pastor Michael Ebener, Göttingen, zur Weihnacht 2023 (Achthundert Jahre später)
Die Rollen
- ErzählerIn vom Lesepult
- Franz von Assisi, ein Heiliger
- Bauer Johannes eigentlich „Ritter“ Johannes von Greccio bei Rieti, das liegt in Italien
- Nicoletta eine junge Frau - irgendwie auch „Maria“
- Ludovico ein junger Mann - irgendwie auch „Josef“
- Ochs nun gerade keine „stumme“, aber eine Rolle ohne Text, gelb markiert – auch spontan zu vergeben
- Esel nun gerade keine „stumme“, aber eine Rolle ohne Text, grün markiert – auch spontan zu vergeben
- Schwester Klara von Assisi, auch eine Heilige
- Bruder Thomas von Celano, der Biograf von Franz
ErzählerIn
Vor gut achthundert Jahren lebte ein Mensch, der hieß Franz. Und da er aus der italienischen Stadt Assisi stammte, nennt man ihn auch „Franz von Assisi“. Für manche ist Franz sogar ein Heiliger, denn Franz dachte viel über Gott nach. Das machen Heilige so. Aber Franz dachte nicht nur über Gott nach, er wollte auch tun, was Gott gefällt. Und deshalb hat Franz versucht, alles so ähnlich zu machen, wie Jesus das getan hätte.
Zuerst hat er deshalb einen Riesenkrach mit seinen Eltern gehabt. Das waren reiche Kaufleute und die wollten natürlich, dass Franz ihr Geschäft übernimmt und auch reich wird. Aber Franz wollte arm sein, weil Jesus auch arm war. Und deshalb hat er seinen Eltern die guten Kleider vor die Füße geworfen und ist barfuß losgezogen. wirft Gewänder zu Boden, läuft barfuß
Dann hat Franz sich überlegt, wo Jesus nun wohl hingegangen wäre. Als er am Stadttor die Armen und Kranken sitzen sah, wusste er es. So gut es ging, hat er diesen Menschen geholfen. Er hat ihre Wunden verbunden, hat sie getröstet und ihnen zu essen gegeben. Aber da er ja nun nicht mehr reich war und auch kein Geld mehr hatte, ist er betteln gegangen, um für die Armen und Kranken sorgen zu können. hilft und bettelt in Gottesdienstgemeinde
Irgendwann hat Franz das gar nicht mehr geschafft und da ist ihm eingefallen, dass ja auch Jesus nicht alleine war, sondern Freundinnen und Freunde hatte. Also hat auch Franz sich Freunde gesucht. Und er fand Bruder Johannes und Schwester Klara, die haben ihm dann geholfen. Und schon bald hatten sie eine kleine, baufällige Kirche renoviert und daraus eine Art Herberge für Arme und Kranke gemacht. wählt und umarmt Klara und Thomas, „reparieren“ zusammen Kirche
Zwischendurch musste Franz auch mal Pause machen von all den guten Werken. Und da er ein großer Naturliebhaber und Tierfreund war, ist er in den Wald gegangen und hat sich auf einen Felsen gesetzt. Schon bald ließ sich ein Vogelschwarm zu seinen Füßen nieder – Tiere hatten überhaupt keine Angst vor Franz! Und dann hat er den Vögeln gepredigt und ihnen erzählt, wie freundlich Gott ist. Felsen / Vogelszene Und auch die Sonne hat er bestaunt, den Mond und die Sterne, das Wasser, die Blumen, Bäume und Felder – alles, was ist. Da ist er so froh geworden, dass er gar nicht aufhören konnte, Gott zu loben und zu singen: Laudato si …
Lied 515 Laudato si
Und dann kam Weihnachten. Genauer: Weihnachten 1223 – vor genau achthundert Jahren! Weihnachten war für Franz das wichtigste und fröhlichste aller Feste, weil Gott uns Menschen da so nahekam. Franz wanderte also wieder einmal durch die Berge. Er dachte darüber nach, wie er den Leuten in den Bauerndörfern der Umgebung zeigen könnte, was Weihnachten bedeutet. Und auf einmal stand er vor einer großen Höhle. Am Eingang dieser Höhle wuchs ein prächtiger Tannenbaum – wie ein Schutzdach aus Tannenzweigen sah das aus. Und da hatte Franz eine Idee – eine gute, eine sehr gute Idee! Als er zurück ins Dorf kam – Das hieß, das heißt übrigens Greccio und liegt in Umbrien! –, traf er auf den Bauer Johannes. Der kam ihm wie gerufen …
Franz
He, Johannes, du bist stark und groß. Du musst mir helfen.
Bauer Johannes
Tut mir leid, lieber Franz, das geht nicht. Es ist Weihnachten und ich habe noch so viel zu tun.
Franz
Das ist es ja: Es ist Weihnachten und wir haben viel zu tun! Ich brauche eine Krippe mit allem Drum und Dran: Futtertrog, Stroh, Wickeltuch, Laterne. Die musst du jetzt sofort besorgen, denn wir zeigen allen Menschen, was Weihnachten geschehen ist. In echt!
Bauer Johannes
Wie, in echt? Du meinst, so richtig mit Stall und Maria und Josef, sogar mit Ochs und Esel.
Franz
Sogar mit Schaf. Und wenn sich niemand findet, der Schaf sein will, spiel ich es selbst: Määh. Hol’ all die Sachen und bring sie zur Höhle oberhalb des Dorfes!
ErzählerIn
Bauer Johannes kannte Franz schon eine Weile und wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich dem Heiligen zu widersetzen. Also machte er sich an die Arbeit. Franz ging unterdessen im Dorf umher. Er wusste genau, wen er noch brauchte. Es war Nicoletta, eine junge Frau, die sich gerade mit Ludovico verlobt hatte, dem Tischlergesellen aus der Nachbarschaft. Nicoletta war gerade mitten bei den Vorbereitungen für das Weihnachtsessen. mit Küchenutensilien werkeln
Franz
Komm, liebe Nicoletta, wir feiern Weihnachten! Dich brauche ich, du bist eine Hauptperson.
Nicoletta
Ach, Franz, du Schelm! Du willst mich necken: Ich bin doch nicht wichtig. Was kann ich schon zu Weihnachten beitragen außer einem Braten? Ich bin doch nur ein einfaches Mädchen.
Franz
Genau, und gerade deshalb bist du wichtig! So wichtig, dass Gott ohne dich nicht auskommt und es ohne dich nicht Weihnachten wird.
Nicoletta
Oh! Meinst du wirklich?
Franz
Und ob: Komm, schnell! Und wir gehen auch bei Ludovico an der Werkstatt vorbei, den brauchen wir auch noch.
ErzählerIn
Die beiden liefen also weiter zu Ludovicos Tischlerwerkstatt und hörten schon von draußen das Sägen und Hämmern. Als sie eintraten, erschrak Ludovico und warf rasch eine Decke über das Babybettchen, dass er gerade zimmerte. Kinderwiege / Tuch / Werkzeuge
Ludovico
He, hier ist kein Eintritt! Und schon gar nicht für dich, Liebste. Das soll doch eine Überraschung werden …
Franz
Nun hab’ dich nicht so: Wissen doch alle, dass ihr verliebt seid und bald Eltern werdet!
Nicoletta und Ludovico
Psssst.
Franz
Schon gut. Aber nun komm mit, Ludovico, du musst Nicoletta heute Nacht unterstützen. Dich brauchen wir auch für Weihnachten.
Ludovico
Mich? Ich hab’ für Kirche und so gar keine Zeit. Und ich bin längst nicht mit den Geschenken fertig.
Franz
Lieber Ludovico, jetzt ist es Zeit, sich von Gott beschenken zu lassen!
ErzählerIn
Die drei liefen dann zusammen weiter durchs nächtliche Dorf. Oben in der Höhle hatte Bauer Johannes inzwischen alles vorbereitet und musste sich noch ein bisschen gedulden, aber so ist das ja an Weihnachten. Franz spitzte zwischendurch immer wieder Ohren. Da! Ein tiefes „Möh“ und ein hohes „Ia“. Die beiden fehlten auch noch fürs Weihnachtsfest! Franz stürmte in den nächsten Stall, band Ochs und Esel los und nahm sie mit. Ihr könnt Euch vorstellen, was das für eine Aufregung im Dorf gab. „Möh“ „Ia“ Auf einmal wollten natürlich alle sehen, was da vorging. Die Menschen, groß und klein, warfen sich ihre Decken über, nahmen Fackeln und Laternen und zogen mit hinauf zur Höhle, wo die Krippe aufgebaut war. Franz ging begeistert voran. Aus einem Hohlweg traten ihnen auf einmal Schwester Klara und Bruder Thomas entgegen, die schon ganz besorgt waren, weil Franz nicht nach Hause gekommen war.
Schwester Klara
Bruder Franz, da bist du ja! Wir haben überall nach dir gesucht. Es ist kalt und dunkel hier oben in den Bergen. Was machst du denn hier draußen?
Franz
Na, was glaubt ihr denn: Heute ist Heiliger Abend, wir feiern Weihnachten!
Bruder Thomas
Ja, aber doch nicht im Wald und in einer Höhle. Und mit den Leuten da und den Tieren. Komm, in unsere schöne, kleine Kirche, da ist es warm und gemütlich – da können wir Weihnachten feiern.
Franz
Du irrst dich, lieber Thomas: Weihnachten findet hier draußen statt! Bei diesen beiden jungen Leuten hier, die gar nicht wissen, was die Zukunft bringt. Und bei dem Bauern da hinten, der den ganzen Tag gearbeitet hat. Und Ochs „Möh“ und Esel „Ia“ gehören natürlich auch dazu. Und alle, die sonst noch hier sind. Kommt, wir schauen uns mit eigenen Augen an, wie Gott zu den Menschen kommt!
ErzählerIn
Und dann begaben sich alle zur feierlich erleuchteten Höhle. Nicoletta und Ludovico gingen zur Krippe und waren auf einmal Maria und Josef. Und da es dauerte, bis ihr eigenes Kind zur Welt kommen sollte, reichte ein kleines Kind ihnen seine Puppe. Die legten die beiden zärtlich in die Krippe und übten schon mal, wie es sein würde, wenn sie selbst ein Baby hätten. Ochs „Möh“ und Esel „Ia“ stellten sich friedlich in den hinteren Teil der Höhle und mampften das frische Stroh, das Johannes für sie bereitgelegt hatte. Auch ein Vogelschwarm kam zur Höhle geflogen und die Vögel pickten im Staub. Da griff Schwester Klara in ihre Tasche und nahm eine Handvoll Getreide heraus, damit wollte sie eigentlich an den Feiertagen einen Kuchen für die Freunde backen.
Schwester Klara
Oh, ihr kleinen Sängerinnen und Sänger, ihr sollt auch was Gutes haben am Heiligen Abend. Und hier, Bruder Ochs „Möh“ und Bruder Esel „Ia“, sind noch zwei rote Äpfel, die waren eigentlich für Franz und mich heute Abend Ach!, aber ich gebe sie Euch gern. „Liebesäpfel“ vom Weihnachtsmarkt
ErzählerIn
Und auf einmal waren alle ganz still und andächtig, weil dieses Bild so schön und friedlich war – auch weil Nicoletta und Ludovico so träumerisch guckten und Ochs „Möh“ und Esel „Ia“ so genussvoll kauten und die Vögel so zufrieden piepsten. Sogar Bauer Johannes hatte vor Rührung Tränchen in den Augen. Großes Taschentuch, „Schneuz“
Bruder Thomas
Wie feierlich und schön das ist! ganz leise Jetzt fehlt nur noch die Weihnachtsgeschichte. Die wollen wir von dir hören, Bruder Franz. Erzähl uns, wie Gott zur Welt kommt!
Franz
Nichts, was ich lieber täte! Hört gut zu, ihr alle: Es war, als Augustus Kaiser in Rom war. Da befahl er allen Leuten, dass sie an den Ort gehen müssten, wo sie geboren waren, um sich in Steuerlisten einzutragen. Also zog auch Josef los mit seiner Verlobten Maria. Sie kamen oben aus Galiläa, aus Nazareth und mussten den ganzen weiten Weg bis nach unten, bis nach Beeeth-lääähäääm laufen. Und weil Maria schwanger war, ritt sie auf einem geduldigen Esel „Ia“. Als sie dann in Beeethlääähäääm ankamen, fanden sie keine Unterkunft und mussten lange suchen, bis sie eine Höhle fanden – oder war’s ein Stall? Das spielt keine Rolle. Auf jeden Fall war auch ein Ochse „Möh“ da. Maria hatte inzwischen Wehen bekommen und gleich würde ihr Kind zur Welt kommen. Also bereitete Josef notdürftig alles vor und dann bekam Maria im Stall von Beeethlääähäääm ihr erstes Kind. Das nannten die beiden Jesus, und sie legten es in eine leere Futterkrippe. Bald kamen viele Menschen zum Stall, die hatten von der Geburt gehört und freuten sich mit den jungen Eltern. Denn die Engel hatten auf den Feldern von Beeethlääähäääm die frohste Botschaft verkündet: „Fürchtet euch nicht! Allen Menschen große Freude, denn der Retter ist geboren, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen!“ „Weihnachtsgeschichte“ könnte von „Schriftrolle“ abgelesen werden …
ErzählerIn
Ihr wundert Euch bestimmt, warum Franz das Wort „Beeethlääähäääm“ immer so komisch aussprach. Darüber mussten schon die Leute damals lachen.
Franz
Beeethlääähäääm, Beeethlääähäääm, Beeethlääähäääm. hüpft ausgelassen herum
ErzählerIn
Na, das ist doch ganz einfach!
Franz
Es wollte natürlich niemand das Schaf sein, also mach’ ich das selbst: Beeethlääähäääm. Frohes Fest euch allen!
Pastor Michael Ebener
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